Offenes Duell zwischen zwei starken Rückrundenteams

Im Kampf um Platz 3 wird ein Auswärtssieg für die TSG zur Pflichtaufgabe

Zum letzten Saison-Auswärtsspiel 2016/17 muss der Kraichgauer Bundesligist 1899 Hoffenheim beim SV Werder Bremen antreten. Sicherlich keine einfache Aufgabe, zumal die heimstarken Hanseaten vor ausverkauftem Haus sich noch berechtigte Hoffnungen auf die Teilnahme an der nächsten Europa League Saison machen. Bei nur einem Punkt Rückstand auf Rang sechs ist die internationale Teilnahme noch möglich. Für die Gäste geht es dabei um alles oder nichts, möchte man im Fernduell mit Borussia Dortmund sich noch über Platz 3 für die direkte Champions League-Teilnahme qualifizieren. Die Westfalen, die beim abstiegsgefährdeten FC Augsburg antreten, hätten bei einem Auswärtssieg in der Fuggerstadt die besseren Karten. Im folgenden Heimspiel gegen Bremen würde, aufgrund des besseren Torverhältnisses, dann ein Unentschieden dem BVB reichen, während die Nagelsmänner zu Hause gegen Augsburg einen außergewöhnlich hohen Sieg landen müssten.

Interessantes Duell beim 1:1 im Hinspiel: Bremens Torjäger Kruse (li.) gegen Hoffenheims Toljan

Wollen mit zwei Siegen unsere Chancen wahren und schauen, was Dortmund macht

Für Defensivspieler Pavel Kaderabek ist das Rennen um Platz 3 noch völlig offen: „Wir wollen das schaffen und wir haben auch noch die Chance dazu. Wir wollen in Bremen und gegen Augsburg gewinnen und dann müssen wir schauen, was Dortmund macht. Sie haben ja dieselben Gegner.“ Rückblickend ist der bisherige Saisonverlauf für den Tschechen unerwartet positiv verlaufen. Der offensivstarke Außenverteidiger sieht in der möglichen Champions League-Quali das Optimum erreicht: „Hätte vor der Saison einer gesagt, dass wir Vierter werden, hätten wir das alle angenommen. Aber jetzt wollen wir natürlich die Chance nutzen und Dritter werden.“

Für Bremen spricht ihr gefährliches Umschaltspiel mit zwei schnellen Spitzen und eine gut strukturierte Defensive

Bei der heutigen Pressekonferenz meinte Trainer Nagelsmann über die zu erwartende Spielweise des nächsten Gegners: „Ich glaube nicht, dass uns Bremen 90 Minuten an die Wand pressen wird. Sie leben von ihrem gefährlichen Umschaltspiel mit zwei schnellen Spielern in der Spitze und einer gut strukturierten Defensive.“ Einen großen Vorteil für die Werderaner sieht der 29-Jährige in der Heimstärke, zumal die TSG in den bisherigen neun Partien noch nie im Weserstadion gewinnen konnte: „Die Fans werden sie nach vorne peitschen. Ich freue mich auf solche Stadien, wo die Atmosphäre laut ist und es friedlich Schlachtgesänge von den Rängen gibt. Natürlich können wir dort auch gewinnen.“

TSG-Keeper Baumann schreit seinen Frust nach dem Bremer Gegentor im Hinspiel aus sich heraus

Kann die TSG Bremens Torgarant Max Kruse stoppen?

Besonders auf Torjäger Max Kruse müssen die Nordbadener ein wachsames Auge richten. Nachdem der ehemalige Nationalspieler 2016 von vielen bereits abgeschrieben war, legte der Stürmer 2017 richtig los und erzielte zwölf Bundesliga-Tore. Nagelsmann: „Kruse ist sehr torgefährlich und zudem ein guter Vorbereiter. Aber er hat immer sehr ähnliche Laufwege und da haben wir eine Idee, wie wir gegen ihn verteidigen müssen.“
Personell können die Hoffenheimer an der Weser, wie schon zuletzt in Dortmund, erneut aus dem Vollen schöpfen. Laut Nagelsmann gibt es „keine Verletzten zu vermelden“. 

Das Dortmund-Spiel richtig analysiert und dabei an die eigene Nase gefasst

Das Dortmund-Spiel war dennoch bei der PK ein Thema. Zu hoch waren die Emotionen in diesem wichtigen Spiel um Platz 3, zu gravierend die spielentscheidenden Schiedsrichterentscheidungen zu Gunsten der Gastgeber. Auch wenn der TSG-Coach die 1:2-Niederlage abgehakt hat, so ärgerte es ihn innerlich sicherlich noch, die vergebene Chance im Direktduell nicht für sich entschieden zu haben: „Mit einem guten Schiri hätten wir vielleicht unentschieden gespielt. Mir ist es irgendwann aber zu plakativ, alles auf den Schiedsrichter zu schieben. Wir haben uns schnell an die eigene Nase gefasst und uns gefragt, warum wir nicht gewonnen haben. Wir hatten genug Momente, um drei, vier, fünf Tore zu machen. Aber wir haben die Bälle nicht gut genug gelöst. Das Spiel ist aus dem Kopf. Es ist so wie es ist.“ 

"Am Ende soll der Dritter werden, der besser war"

Die Frage von bwa-sport.de, ob der gebürtige Landsberger am vorletzten Spieltag damit rechne, dass in den beiden Auswärtspartien der direkten Konkurrenten eine Entscheidung um Platz 3 womöglich fällt, wollte und konnte er nicht beantworten. Nagelsmann in seiner besonderen, hofft auch humorvollen Art: „Es gibt verschiedene Rechenbeispiele, was wäre wenn. Wenn ich im Voraus wüsste, wie es enden wird, könnte ich auch aus diesem Wasser (zeigte dabei auf eine nebenstehende Wasserflasche/Anm. Red.) guten Rotwein machen! Ich bin ein Freund von fairem Wettkampf. Es soll am Ende der Dritter werden, der besser war. So einfach ist das.“

Bremen zählt zu den besten Mannschaften 2017

Zurück zum nächsten Gegner. Kaderabek zählt Bremen zu den besten Mannschaften 2017: „Sie haben eine sehr starke Mannschaft und spielen eine tolle Rückrunde. Aber wir spielen auch gut und haben viel Selbstvertrauen. Deshalb wollen wir das Spiel dort gewinnen. Ich denke, wir haben die nötige Qualität, um das zu schaffen.“

Eindeutige Bilanz zu Gunsten der Norddeutschen

Diesem Optimismus steht die Negativbilanz zwischen den Blau-Weißen und den Grün-Weißen entgegen. Nur ein Mal konnte die TSG ein Bundesligaspiel gegen Werder gewinnen (ein 4:1-Heimsieg  in der Saison 201/11). Ansonsten gab es sieben Unentschieden und neun Niederlagen. Nagelsmann feierte im Februar 2016, als Nachfolger für den glücklosen Huub Stevens, beim Auswärtsspiel in Bremen sein Bundesligadebüt. Die bisherigen beiden Duellen unter seiner Regentschaft endeten beide 1:1 Unentschieden.

Erfreulich ist weiterhin die Anzahl an TSG-Fans, die die Mannschaft zu den wichtigen Partien in der Saisonendphase begleiten. Nachdem zuletzt in Dortmund 3.500 Hoffe-Fans dabei waren, sind es am Samstag, laut Pressesprecher Holger Kliem, 1.300. Fast die Hälfte davon wird mit einem Sonderzug von Sinsheim aus, organisiert vom 1899-Fachverband Supportes Hoffenheim, anreisen.

Fotos: Kraichgaufoto

Sandro Wagner, Benjamin Hübner, Pavel Kaderabek, Kevin Vogt, und Immer ein interessantes Duell: Bremen - Hoffenheim

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