Zweiter Teil und Fortsetzung des aktuellen und ausführlichen bwa-sport.de – Interviews mit Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann. Nachdem er sich im ersten Teil schwerpunktmäßig zum Wechsel von Breisgau in den Kraichgau äußerte, nimmt der ehemalige U21-Nationalkeeper nun zu allgemeinen Themen Stellung.
Für einen Torhüter ist es sehr emotional, vor einer riesigen Fankurve zu spielen und den Druck hinter sich zu spüren.
Oliver Baumann: Natürlich ist das erste Spiel für einen Torhüter in einem großen, ausverkauften und lautem Stadion etwas gewöhnungsbedürftig. Inzwischen sehe ich es aber eher gelassen, auch wenn vor einem Spiel weiterhin etwas Nervosität vorhanden ist – dies ist aber völlig normal. Es ist einfach ein geiles Gefühl in Dortmund, Schalke, Frankfurt oder München vor großer, begeisternder Kulisse, noch dazu vor den stimmgewaltigen Fankurven, zu spielen. Die richtige Anspannung für das Spiel entsteht, im Gegensatz zu Stadien wie z.B. Paderborn, von allein. Es ist schon etwas komisch, wenn du versuchst lautstark die Mannschaft zu dirigieren, zu puschen und keiner hört dich, aufgrund der Stadionlautstärke. Es hat etwas Besonderes, in den Bundesliga-Stadien zu spielen.
Deutschland wird seit Jahrzehnten für seine außergewöhnlichen Torwarttalente im Ausland beneidet.
Baumann: Eine optimale Grundausbildung und sehr gute Torwarttrainer sind die Voraussetzungen hierfür. Ich finde deutsche Torhüter sind breit aufgestellt, was fußballerische Qualität und Torwartspiel betrifft. Die tolle Ausbildung und die deutsche Disziplin sind Grundfaktoren hierfür.
Im DFB-Pokal erhielt zuletzt Ihr Vertreter Jens Grahl den Vorzug. Wird dies auch im Viertelfinale in Dortmund der Fall sein?
Baumann: Das entscheidet letztendlich der Trainer. Eine Absprache im Vorfeld diesbezüglich gab es noch nicht. Jens und ich verstehen uns sehr gut, sind beide sehr ehrgeizig. Er hat in Aalen und auch davor seine Sache sehr gut gemacht.
In den bisherigen sieben Erstligajahren versuchten sich schon sehr viele Torhüter in Hoffenheim. Auf Dauer konnte sich keiner einen Stammplatz sichern.
Baumann: Ich habe dies am Rande etwas mitbekommen. Fakt ist, dass die Torwartleistungen einen wesentlichen Einfluss auf den Spielausgang nehmen. Ich versuche mich bei der TSG weiter bestens zu präsentieren und mit meine Leistungen zum Erfolg beizutragen – so lange wie möglich.
Die TSG schnuppert in Richtung europäischem Wettbewerb. Jetzt kommen die Top-Clubs wie Gladbach, Bayern und Dortmund nach Sinsheim?
Baumann: Zu Hause ist es von Vorteil im gewohnten Umfeld auf die Top-Mannschaften zu treffen. Wir wollen uns als Mannschaft weiterentwickeln, arbeiten hart daran und haben auch schon Fortschritte gemacht. Schritt für Schritt weiter zu kommen, eine gute, stabile Saison zu spielen ist unsere aller Ziel. Was dann am Ende dabei heraus kommt, wird sich zeigen.
Ihrem Augsburger Kollege Marwin Hitz ist kürzlich gegen Leverkusen ein Treffer geglückt. Eine außergewöhnliche Situation für einen Torwart.
Baumann: Dazu gehört sehr viel Glück. In einer hektischen Situation, kurz vor Spielschluss, wo man eigentlich nichts mehr zu verlieren hat, das Team in Rückstand liegt, ging er volles Risiko und schoss mit Glück und Geschick den Ausgleichstreffer. Dies sind jedoch außergewöhnliche Situationen, an denen man sich nicht messen sollte. Im Spiel kommt es auf ganz andere Dinge an.
Führen die vielen Live-Spiele und Überangebote im TV nicht langfristig zu einer Übersättigung und womöglich einem Zuschauerrückgang in den Stadien?
Baumann: Der Fußballfan hat die ganze Woche über reichlich Auswahl sich Spiele am TV anzuschauen. Sollte dies überhand nehmen, könnte dies für die Stadienauslastungen sicherlich zu einem Problem werden. Wichtig, dass die Eintrittspreise der Vereine erschwinglich bleiben. Wohin überteuerte Preise führen, sieht man in der englischen Premier-League, wo viele Plätze leer bleiben.
Durch die hohen Fernsehgelder werden die Vereine gezwungen, womöglich ihre Spieltage auszudehnen. Nach dem neuen TV-Vertrag in England wird bereits über ein Montagsspiel in der Bundesliga nachgedacht.
Baumann: Es war und wird immer so bleiben, dass wenn mehr Geld in die Kassen fließt, auch entsprechend umgedacht wird. Eine Spieltags-Ausdehnung sehe ich eher als Gewöhnungssache. Ich bin eher ein Typ, der es nimmt wie es kommt. Doch ich glaube, hier ist noch nichts entschieden.
Fotos: Kraichgaufoto und BWA