Diskussionsbedarf gab es nach dem Abpfiff des Baden-Derbys zwischen der TSG Hoffenheim und dem SC Freiburg. Nach nur einem Sieg aus den letzten acht Pflichtspielen und dem teils leidenschaftslosen Hoffenheimer Ballgeschiebe in der hinteren Abwehrreihe gab es unüberhörbare Pfiffe aus der Südkurve. Besonders laut wurden diese Unmutsäußerungen, als ein Großteil der Spieler nach dem Abpfiff – und das nicht zum ersten Mal – sich den Gang in die Fankurve ersparte. Bis auf Kramaric und Baumann begaben sich alle TSG-Profi nach dem Schlusspfiff direkt auf den Weg in die Kabine. Als Torhüter Baumann sich in Richtung Südkurve begab, hielt er deutlich erkennbar mehrfach mahnend den rechten Zeigefinger vor dem Mund, um zu symbolisieren, dass die Pfiffe wenig angebracht seien.
Pfiffe der Fans sorgten für Irritationen
Nagelsmann verweist auf Platz 9
Auch TSG-Trainer Julian Nagelsmann hat für die Unmutsäußerung der blau-weißen Anhängerschaft wenig Verständnis: „Wir waren nie schlechter als Platz neun. Was machen denn die Fans von den Mannschaften, die hinter uns stehen? Die laufen auch nicht beim ersten Rückpass direkt aufs Feld. Beim Zehnten stürmen sie das Feld, beim Elften nehmen sie einen Spieler mit nach Hause, beim Zwölften machen sie den Mannschaftsbus kaputt. Wenn wir bei Platz neun anfangen zu pfeifen, wird’s eng.“
Karerabek genert - Akpoguma zeigt Verständnis und Gnabry hat nichts gehört
Die Reaktionen bei den Spieler waren unterschiedlich: Während den Tschechen Kaderabek die Pfiffe nervten: „Das kann ich nicht verstehen. Auch wenn wir einen Rückpass gespielt haben, haben die Fans gepfiffen, das geht nicht. Darauf bin ich sauer“, zeigte Abwehrspieler Akpoguma Verständnis: „Das Spiel gibt unsere Stimmung wieder. Das ist okay, die Fans sind enttäuscht. Wir sind auch enttäuscht, weil wir es uns anders vorgestellt haben“. Ahnlich wie Kaderabek fand auch Zulj die Pfiffe völlig unberechtigt: "Ich finde die Mannschaft hat es nicht verdient, ausgepfiffen zu werden. Klarhaben wir derzeit keine gute Phase, trotzdem sieht man, dass wir gewinnen wollen und das werden wir nächste Woche auch in Ausburg unter Beweis stellen."
Und Gnabry machte es sich auf Nachfrage ganz einfach: „Die Pfiffe habe ich nicht mitbekommen, ich habe ja gespielt. Im Spiel bekomme ich so etwas nicht mit, da bin ich zu sehr in meinem Film. Nach dem Abpfiff habe ich mich mit einigen Freiburgern unterhalten und als ich sah, dass die anderen Spieler bereits in der Kabine waren bin ich auch dorthin gegangen. Ich kann da nichts dazu sagen. Wenn die Fans meinen pfeifen zu müssen, wenn wir hinten zu viel quer spielen, ist das deren Entscheidung. Allgemein ist die aktuelle sportliche Situation für uns Scheiße!"
Der Unterschied zwischen der journalistischen und der Trainer-Sichtweise
Nagelsmann scheinen die hohen Erwartungshaltungen und zunehmende Kritik an der Spielweise zunehmend zu nerven. Bei der Pressekonferenz sagte er: „Wir haben immer noch viele Lösungen. Aber es gibt einen gegnerischen Trainer und eine gegnerische Mannschaft, die auch in der Bundesliga spielen und etwas drauf haben. Unsere Spielanlage ist nach wie vor gut. Wir haben in allen Spielen genug Chancen. Das heißt aber nicht, dass wir in jedem Spiel gegen einen tiefstehenden Gegner 17 Torchancen herausspielen die dann zum Siegtreffer führen. Das würde ja bedeuten, als wir die Götter sind auf dem Feld und die Gegner alle mega blind.“ Auf die mediale Nachfrage zu einer zunehmend immer weniger attraktiven Spielweise verwies der 30-jährige Fußballlehrer auf eine typische journalistische Sichtweise: „Das ist die typische Strichliste in den Blöcken: Torschuss - Strich, kein Torschuss - kein Strich. Die Trainerbrille deckt viele vorfinale Pässe auf, wo auch Chancen, die ein weiterer guter Pass oder eine Flanke ergeben hätten, dazugehören“, erklärte der 30-Jährige vielsagend.
Fotos: Kraichgaufoto und BWA