Sandhausen greift nach dem allerletzten Strohhalm

SVS ist in Magdeburg zum Siegen verdammt

Am Samstag um 13 Uhr gastiert der SV Sandhausen in der Partie des 28. Zweitliga-Spieltages beim Aufsteiger 1. FC Magdeburg und will eine der letzten Chancen im Kampf um den Klassenerhalt nutzen. Doch der Blick auf die Tabelle nach dem 0:2 im Heimspiel gegen Greuther Fürth, in dem die Kurpfälzer mehr Abstiegskrampf denn Kampf boten, ist bitter bei mittlerweile sechs Punkten Rückstand zu Jahn Regensburg auf Relegationsplatz 16 und gar acht Punkten Rückstand auf Eintracht Braunschweig auf dem ersten Nichtabstiegsplatz.

Zweite Trainerentlassung der Saison

In der Woche nach der Heimpleite folgte der Paukenschlag: Mit der Trennung von Cheftrainer Tomas Oral wurde die zweite Trainerentlassung der Saison beim krisengebeutelten SVS vollzogen. Nach nur sechs Spielen, in denen das Team unter Oral sieglos blieb, sah man sich zum Handeln gezwungen. SVS-Präsident Jürgen Machmeier: „Wir hatten die Hoffnung mit Tomas Oral als neuem Trainer den entscheidenden Impuls für einen erfolgreichen Abstiegskampf zu setzen. Nach nur zwei Punkten aus den zurückliegenden sechs Partien, darunter die indiskutablen Heimauftritte gegen St. Pauli und Greuther Fürth, müssen wir erkennen, dass dies leider nicht geglückt ist. Dieser Schritt fällt uns nicht leicht, aber wir sehen keine andere Möglichkeit, um diese Saison doch noch mit dem Klassenerhalt zu beenden.“

Christian Kinsombi (vorne) im Zweikampf mit Magdeburgs Herbert Bockhorn

Die beiden Co-Trainer übernehmen

Beim Spiel in Magdeburg wäre Oral zum Zuschauen verdammt gewesen, da er gegen Fürth die Rote Karte wegen Meckerns sah, doch aufgrund der neuen Umstände werden die bisherigen Co-Trainer Gerhard Kleppinger und Oscar Corrochano das Team auf das wichtige Auswärtsspiel vorbereiten und auch bis zum Saisonende in ihren Ämtern bleiben, wie der Verein bestätigte. Zum Verhängnis wurde Oral eine teilweise desolate Vorstellung seines Teams gegen Fürth, bei der die Gäste die reifere Spielanlage zeigten und einen Vorteil von 12:4 Torschüssen hatten. Zudem warf Oral nach einer halben Stunde Spielzeit seine taktische Ausrichtung über den Haufen und brachte mit Christian Kinsombi und Joseph Ganda zwei offensive Kräfte im Mittelfeld für die nominell defensiven Chima Okoroji und Kerim Calhanoglu. Torhüter Patrick Drewes: „Wir haben die Gegentore erneut viel zu einfach bekommen. Das bricht uns das Genick, so kannst du keine Punkte holen. Wir müssen jetzt das Spiel analysieren und die Niederlage abschütteln. Wir geben nicht auf!“

Auch Kabaca musste gehen

Dem nicht genug folgte auch die Trennung vom Sportlichen Leiter Mikayil Kabaca. Für ihn wird zunächst Präsident Machmeier die sportliche Verantwortung übernehmen. Geschäftsführer Volker Piegsa zur Trennung: „Leider ist die Entwicklung des sportlichen Bereichs deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Von daher möchten wir jetzt einen Neuanfang einleiten, der unabhängig von der Ligazugehörigkeit eine sportliche Neuausrichtung sicherstellt und uns zurück in die Erfolgsspur führt."

Magdeburgs Amara Conde (li.) bringt SVS-Stürmer Alexander Esswein zu Fall

Zum Siegen verdammt

Mehr Variationsmöglichkeiten bieten sich den Kurpfälzern für das Spiel in Magdeburg, in dem nur drei Punkte wirklich weiterhelfen: Die Mittelfeldakteure David Kinsombi und Alexander Esswein sind nach ihren Sperren wieder spielberechtigt, vielleicht kehrt auch der zuletzt angeschlagene Erik Zenga in den Kader zurück. Doch ohne eine Erfolgsserie in den verbleibenden sieben Spielen wird die Saison mit dem Abstieg enden, und einem Neuanfang muss entgegengeblickt werden, da nur bei einem halben Dutzend der Spieler die Verträge Gültigkeit für die Dritte Liga haben.

Magdeburg im Aufwind

Auf einem guten Weg in Richtung Klassenerhalt befindet sich hingegen der Gegner und Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Magdeburg, der sich mit 15 Punkten aus den 10 Rückrundenpartien von Rang 17 auf Platz 12 vorarbeitete.  Der langjährige ehemalige Geschäftsführer des SV Sandhausen Otmar Schork leistet auch in Magdeburg seit 2020 überzeugende Arbeit und hat mit den Verpflichtungen von Leistungsträger Baris Atik sowie Trainer Christian Titz Grundsteine dafür gelegt, dass der Klub aus der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga 2019 dieses Jahr ins Unterhaus zurückkehrte. Die Titz-Elf steht für variantenreiches Umschaltspiel, fand sich nach Anlaufschwierigkeiten immer besser in der neuen Liga zurecht und heimste sich bereits Komplimente wie von Paderborn-Coach Kwasniok ein: „In Magdeburg wird gute Arbeit geleistet und guter Fußball gespielt. Das Spiel gegen uns war, wie es war: Mit hoch verteidigenden Ketten und vielen guten Fußballern auf dem Feld.“

Torgarant Atik

Atik, der in 74 Spielen für den FCM 33 Tore schoss und 38 Tore vorbereitete, hat kürzlich seinen Vertrag mit den Worten verlängert: „Ich fühle mich im Verein mit diesen sensationellen Fans sehr wohl und wertgeschätzt. Deshalb ist es mir nicht schwergefallen, meinen Vertrag zu verlängern.“ Mit finanziell begrenzten Möglichkeiten hat Schork im Laufe der Saison aus überwiegend unteren Ligen 17 neue Spieler an Land gezogen, von denen Elfadli vom VfR Aalen, Heber von Rot-Weiß Essen oder Gnaka aus Eupen der anfälligen Defensive deutlich mehr Stabilität verliehen. Topscorer ist einmal mehr Atik mit sechs Toren und fünf Torvorlagen gemeinsam mit Ceka, der drei Tore erzielte und acht Treffer auflegte. Der beste Torschütze Kwarteng fehlte zuletzt mit Adduktorenbeschwerden, und definitiv verzichten muss Titz gegen Sandhausen auf Heber nach seiner Roten Karte in der Nachspielzeit beim 2:2 in Regensburg.

Mögliche Aufstellungen:

FC Magdeburg: Reimann – Bockhorn, Lawrence, Piccini, Ullmann – Gnaka, Elfadli, Conde, El Hankouri – Atik, Ceka
SV Sandhausen: Drewes – Diekmeier, Dumic, Zhirov, Okoroji – Papela, D. Kinsombi – El-Zein, C. Kinsombi – Esswein, Evina

Fotos: foto2press

Artikel teilen

WERBUNG