Zum ersten von noch sieben Endspielen im Kampf um den Klassenerhalt tritt der SV Sandhausen am Ostersonntag um 13.30 Uhr beim direkten Konkurrenten FC St. Pauli an. Die bittere 2:3-Heimniederlage gegen Mitkonkurrent Bochum sowie der Sieg von Aue gegen Fürth am vergangenen 27. Spieltag haben den Vorsprung der Kurpfälzer auf Relegationsplatz 16 von sechs auf drei Punkte schmelzen lassen. Mittelfeldspieler Denis Linsmayer macht in der außergewöhnlich spannenden Zweitligasaison vor dem Spiel in Hamburg Mut: „Wir haben weiterhin alles in der eigenen Hand. Wir schauen nicht auf die Tabelle, sondern nur auf uns. Ziel bleiben die 40 Punkte, und das so schnell wie möglich.“
Sandhausen will bei St. Pauli im Abstiegskampf punkten
40 Punkte dürften reichen
Vier Punkte fehlen den Kurpfälzern zum Erreichen des Ziels noch, doch die Tatsache, dass der Tabellensechzehnte Aue nach 27 Spieltagen schon bei 33 Punkten steht, zeigt die Unberechenbarkeit dieser Saison auf. Viele Teams im Tabellenkeller werden sich noch gegenseitig Punkte stehlen, doch zum Vergleich: In der vergangenen Saison hatte der 16. TSV 1860 München nach 34 Spieltagen 36 Punkte und vor zwei Jahren der 16. MSV Duisburg nur 32 Punkte auf dem Konto. Manuel Stiefler, Schütze des Traumtores per Hacke und auch sonst einer der Besten im Spiel gegen Bochum: „In dieser Saison wird man definitiv 40 Punkte brauchen“. Eher sogar mehr, und auch der Tabellenfünfte Arminia Bielefeld kann sich mit 38 Punkten noch nicht auf der sicheren Seite wähnen. Beim wichtigen Auswärtsspiel gegen den direkten Abstiegskonkurrenten St. Pauli entspannt sich für SVS-Coach Kenan Kocak die personelle Lage etwas, da Nejmeddin Daghfous nach seiner Gelbsperre und Tim Knipping nach seiner Suspendierung wieder in den Kader zurückkehren.
Nicht in den Jammer-Modus kommen
„Auf Dauer können wir die vielen Ausfälle nicht verkraften. Denn es zeigt sich, dass einige in der Zweiten Liga an ihre Grenzen kommen. Doch wir dürfen nicht in den Jammer-Modus kommen“, sagte der SVS-Trainer in der Länderspielpause. Winterneuzugang Rurik Gislason konnte bei je einem Tor in den letzten beiden Heimspielen im schwächelnden Angriff wohl Akzente setzen, doch bei acht Gegentoren in den letzten vier Spielen zeigte die Defensive ungewohnte Schwächen.
Den hohen Erwartungen nicht gerecht geworden
Beim Kiez-Kultklub aus der Hansestadt hatte die Rückrunde der vergangenen Saison, die mit 34 Punkten die beste der Vereinsgeschichte war, und mit der man nach einer katastrophalen Hinrunde noch auf Platz 7 kletterte, hohe Erwartungen auf eine erstmalige Bundesliga-Rückkehr seit dem Jahre 2011 geweckt. Doch unter Olaf Janßen, der als bisheriger Co-Trainer den Posten von Ewald Lienen, der jetzt Technischer Direktor ist, übernahm, blieb der Erfolg aus. Auf Rang 14 liegend musste Janßen im Dezember seinen Stuhl für den ehemaligen KSC-Trainer Markus Kauczinski räumen. Zehn Spieltage später sind die Hamburger aktuell einen Platz hinter dem SVS auf Rang 11 zu finden und wollen nach zuletzt drei sieglosen Spielen die überlebenswichtigen Punkte im Abstiegskampf holen.
Identische Probleme: Sturmflaute und Verletzungspech
Unter Kauczinski will sich aber bei vier Siegen in elf Partien noch nicht der gewünschte Erfolg einstellen, was ebenso wie in Sandhausen an einer Sturmflaute festzumachen ist: Königstransfer Sami Allagui hat genauso wie der Ex-SVS-Torjäger Aziz Bouhaddouz erst drei Saisontore aufzuweisen, und 28 erzielte Treffer sind bezeichnend für die zweitschwächste Offensive der Liga. Auch die Norddeutschen plagen Verletzungssorgen, da sie schon wochenlang ohne ihre Leistungsträger Lasse Sobiech oder Waldemar Sobota auskommen müssen. Die bisherige Bilanz aus elf Zweitligaduellen spricht bei vier Siegen, vier Unentschieden und drei Niederlagen knapp für die Hanseaten. Mit der Unterstützung einiger Fans, die auch ein verlängertes Osterwochenende im hohen Norden geplant haben, will der SVS den Kiezkickern Eier ins Nest legen und einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt machen.
Fotos: BWA