Sandhausens Ruf als Favoritenschreck bleibt bestehen

Gerechte Punkteteilung: SV Sandhausen - Hamburger SV 1:1

Am letzten Vorrundenspieltag in der Zweiten Bundesliga trennten sich der gastgebende SV Sandhausen und der Hamburger SV in einer unterhaltsamen und abwechslungsreichen Partie vor knapp 12.958 Zuschauern leistungsgerecht 1:1-Unentschieden. Die Führung der Kurpfälzer durch Zhirov (39.) konnte Hinterseer (75.) ausgleichen. Beide Mannschaften hatten zwar Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden, scheiterten dabei aber meist überhastet oder am gegnerischen Torhüter.

Ausgeglichene Anfangsphase

Bei nasskaltem Wetter und tiefen Platzverhältnissen spielte sich das Geschehen in der Anfangsviertelstunde meist im Mittelfeld ab. Beide Mannschaften gingen kein Risiko und versuchten, mit Ballsicherheit ins Spiel zu kommen. Die ersten Torannäherungen hatten die Gastgeber, als zunächst Bouhaddouz fünf Meter vor dem Tor nach Behrens-Vorlage einen Schritt zu spät kommt (12.). Nur drei Minuten später war es Behrens, bei dem in ähnlicher Situation nur die Fußspitze fehlte, um zum Torabschluss zu kommen (15.). Wenig später hatte Angreifer Harnik aus kurzer Distanz per Kopfball die erste Chance für die Gäste, doch SVS-Keeper Fraisl war zur Stelle (16.). Die Situation wirkte wie ein Weckruf für die Hanseaten, die nun spielbestimmend auftraten und sich einige weitere gute Möglichkeiten erspielten.

Zhirov steigt am höchsten und bringt Sandhausen 1:0 in Führung

Hamburg umständlich im Spiel nach vorn

Dabei standen sich die Spieler aber meist selbst im Weg oder sie wirkten zu unentschlossen im Abschluss. So vertändelte Jatta eine gute Möglichkeit vor dem Sandhäuser Tor (19.), und wenig später schoss Dudziak aus 18 Metern knapp rechts neben das Tor (26.). Nachdem Dudziak kurz darauf wieder scheiterte (29.), verhinderte Sandhausens Linsmayer die Gästeführung, als er einen Harnik-Kopfball vor der Torlinie per Kopfball aus der Gefahrenzone beförderte (37.).

Mitten in Hamburgs Drangphase geht der SVS in Führung

Der HSV drückte weiter, drängte den Gegner in die eigne Hälfte. Entlastungsangriffe für die Schwarz-Weißen gab es selten. Doch anstatt der durchaus möglichen HSV-Führung gingen die Kurpfälzer nach 39 Minuten in Führung. Nach einer Paquarada-Ecke von links stieg Zhirov am Elfmeterpunkt am höchsten und köpfte unhaltbar ins rechte Eck zur überraschenden 1:0-Führung (39.). Es war das erste Saisontor des Innenverteidigers. Das Spiel war nun ergebnistechnisch auf den Kopf gestellt. Nur eine Minute später beinahe das 2:0, als ein Schuss von Halimi von Ewerton gerade noch zur Ecke abgewehrt werden kann (40.). In der letzten Minute vor der Halbzeitpause kommen die Gastgeber nochmal gefährlich vors Tor: Nach einer Diekmeier-Flanke setzt Bouhaddouz einen Flugkopfball übers Gehäuse (45.). Die knappe Führung war unterm Strich glücklich, da der HSV mehr Spielanteile hatte, aber oftmals viel zu umständlich gegen effektive Sandhäuser agierte.

Sandhausen verteidigt leidenschaftlich

Im zweiten Abschnitt kamen die Kurpfälzer besser in die Partie. Eine Rechtsflanke von Diekmeier verlängerte Behrens mit der Brust auf Halimi, der aus spitzem Winkel am glänzend parierenden HSV-Keeper Heuer Fernandes scheitert (50.). Die Gäste tun sicher nach wie vor schwer im Spiel nach vorn, wirken behäbig im Aufbau und lassen Überraschungsmomente völlig vermissen, so dass sich der Gegner in der Defensive immer wieder positionieren kann. Sandhausen steht weiter sicher, macht die Räume eng und lässt die Norddeutschen, die nicht mehr so torgefährlich wirken, mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit und viel Einsatz wenig Entfaltungsmöglichkeiten.

Bouhaddouz kommt in dieser Szene vor dem HSV-Tor einen Schritt zu spät

Hinterseer erzielt Ausgleich per Hacke

In der 72. Minute liegt der Ausgleich in der Luft, als Jatta bei einem Konter Gegenspieler Nauber abschüttelt, sich aber allein vor dem SVS-Tor den Ball etwas zu weit vorlegt, sodass Fraisl parieren kann. Hamburg erhöht in der Schlussviertelstunde nochmals das Tempo. Nach einem Abspielfehler im Spielaufbau von Frey landet der Ball bei Harnik, der von der linken Seite scharf in den Strafraum schießt, wo Hinterseer aus sechs Metern den Ball mit der Hacke ins Sandhäuser Tor zum 1:1-Ausgleich verlängert (75.).

Turbulente Schlussphase mit Chancen auf beiden Seiten

Das Spiel ist jetzt offener, beide Mannschaften wollen den finalen Siegtreffer landen. Nach einer Paqarada-Ecke verfehlt Behrens per Kopfball nur knapp das Gehäuse (80.). Kurz darauf landet der Ball nach einem Konter bei Hinterseer, doch dessen Schuss aus kurzer Distanz können Linsmayer und Fraisl im Verbund zur Ecke abwehren (83.).

Siegtreffer blieb dem SVS in der Nachspielzeit verwehrt

In der Nachspielzeit ist Sandhausen dem Siegtreffer näher: Zunächst köpfte Zhirov nach einer Ecke knapp vorbei (90.) und dann vergibt Behrens die Großchance zum 2:1, als er nach herrlicher Vorarbeit von Bouhaddouz frei vor Torhüter Heuer Fernandes scheitert. Letztendlich blieb es bei der gerechten Punkteteilung. Während die Hanseaten nun schon seit sieben Auswärtsspielen sieglos sind, haben sich die Kurpfälzer, die nun schon seit sieben Spieltagen ungeschlagen sind, trotz des Punktgewinns gegen den großen Aufstiegsfavoriten um einen Platz auf Rang 9 verschlechtert. Am nächsten Sonntag empfängt das Team von Trainer Koschinat im ersten Rückrundenspiel um 13.30 Uhr am Hardtwald Holstein Kiel.

Stimmen zum Spiel:

Uwe Koschinat (Trainer SV Sandhausen): „Wir haben unheimlich viel Kampf und Solidarität ins Spiel geworfen, haben die letzte Kette sehr eng gezogen und immer wieder ein Bein dazwischen gebracht. Das 1:1 ist aus unserer Sicht unglücklich gefallen. Wenn man sich die ganzen 90 Minuten anschaut, ist das 1:1 für uns ein gerechtes Ergebnis. Dieser Punkt ist für uns wahnsinnig viel wert.“
Dennis Diekmeier (SVS-Kapitän): „Man muss sagen, dass am Ende sogar noch mehr drin war. Wir haben am Ende noch zwei große Chancen. Ich hätte gerne die drei Punkte hier behalten, aber letztlich muss man mit einem 1:1 zufrieden sein.“
Martin Fraisl (SVS-Torhüter): „Es ist ein verdientes Unentschieden. Wir haben unglaublich gekämpft und hatten so viel Biss, dass Spiel gewinnen zu wollen. Wenn du einen Punkt holst gegen den HSV, musst du zufrieden sein. In den Spielen gegen die großen Teams Bielefeld, Stuttgart und Hamburg hat uns unser großer Zusammenhalt geholfen, den wir im Klub haben.“
Gerrit Nauber (SVS-Abwehrchef): „Wenn es heute einen Sieger hätte geben sollen, dann wären das eher wir als der HSV gewesen. Wir haben uns heute auf dem Platz alle gut gefühlt und haben als Kollektiv gut funktioniert.“

Statistik:

SV Sandhausen: Fraisl – Diekmeier (C), Nauber, Zhirov, Paqarada – Frey (78‘ Türpitz), Paurevic, Linsmayer – Halimi (67‘ Biada) – Behrens, Bouhaddouz.
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Narey, Letschert, Ewerton, Leibold – Jung (59‘ Fein), Dudziak (73‘ Jairo), Hunt (C, 59‘ Kittel) - Harnik, Hinterseer, Jatta.
Tore: 1:0 Zhirov (39.), 1:1 Hinterseer (73.)
Schiedsrichter: Aytekin
Zuschauer: 12.958

Fotos: BWA und Kraichgausport

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