Schießt die TSG Hoffenheim den VfB Stuttgart in die 2. Liga?

Trainerduell Hoeneß gegen Matarazzo - 3.800 TSG-Fans in Stuttgart dabei

Am 33. Spieltag konnte sich die TSG Hoffenheim mit einem 4:2-Heimerfolg über Union Berlin den Bundesliga-Klassenerhalt vorzeitig sichern und kann daher relativ entspannt zum Saisonfinale am Samstag (Beginn 15:30 Uhr) zum baden-württembergischen Nachbarn VfB Stuttgart reisen. Bei den Schwaben herrscht derweil alles andere als Entspannung, denn sie stecken bis zum Saisonabpfiff mitten im nervenaufreibenden Abstiegskampf. Im Fernduell mit dem VfL Bochum (empfängt Bayer 04 Leverkusen) und FC Schalke 04 (gastiert bei RB Leipzig) ist für den VfB der direkte Abstieg, der Relegationsplatz oder ein Nichtabstiegsplatz möglich.

Wird die TSG das Zünglein an der Waage?

Entscheidend dabei wird auch die Herangehensweise des „ungeliebten badischen Nachbarn“ sein. TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo hofft auf keinen Spannungsabbau bei seiner Mannschaft: „Mein erster Fokus ist, dass wir das Spiel gewinnen. Wir haben viele Gründe, gut zu performen, aber keinen einzigen, nachzulassen.“ Werden die Hoffenheimer sich im Derby nochmal voll ins Zeug legen und die Stuttgarter womöglich in die 2. Liga schießen? Von einem direkten Abstieg ist wohl angesichts des schweren Auswärtsspiels der Schalker in Leipzig nicht auszugehen, aber der Relegationsplatz droht im Zweikampf mit Bochum gewaltig.

Freundschaftliche Nachbarschaftshilfe beim Hinspiel

Die Trainer stehen im Fokus

In diesem Derby stehen vor allem auch die beiden jeweiligen Cheftrainer im Fokus: Auf Stuttgarter Seite Sebastian Hoeneß, auf Hoffenheimer Seite Pellegrino Matarazzo. Es sind diese besonderen emotionalen Geschichten, die eigentlich nur der Fußball schreiben kann, wenn zum Beispiel Trainer, die in einer Saison mit einem neuen Team auf den alten Arbeitgeber treffen, was nun im Saisonfinale der Fall ist. Unter Matarazzo sind die Bad Cannstatter 2020 in die 1. Liga aufgestiegen und in der vergangenen Saison feierte man in allerletzter Sekunde mit einem 2:1-Sieg über Köln den Klassenerhalt. Nachdem der VfB in den ersten neun Partien der laufenden Saison sieglos blieb, die Unruhen im Verein immer größer wurden, entschied man sich auf dem vorletzten Tabellenplatz zur Trennung von Chefcoach Matarazzo, der über 1.000 Tage dort tätig war.

Hoeneß folgte auf Matarazzo

Unter den Nachfolgern Michael Wimmer als Interimscoach und anschließend Bruno Labbadia wurde es nicht besser, so dass mit Hoeneß im April der bereits vierte Trainer verpflichtet wurde. Der gebürtige Münchner war nach einem für die Kraichgauer enttäuschenden neunten Tabellenplatz und einer Sieglosserie von neun Partien in Folge am Ende der Spielzeit 2021/22 entlassen worden. Das Scheitern an der angestrebten Europa-Pokalteilnahme wurde vor allem am Trainer festgemacht. In Stuttgart ging es unter Hoeneß wieder aufwärts. Nachdem nur eines der letzten sieben Ligaspiele verloren ging, ist am Neckar wieder Hoffnung auf die schon nicht mehr für möglich gehaltene Rettung aufgekommen. Mit einem Heimsieg gegen die TSG könnte, ähnlich wie vor einem Jahr unter Matarazzo, der Last-Minute-Klassenerhalt perfekt gemacht werden.

TSG-Coach Matarazzo kehrt am Samstag an seine alte Wirkungsstätte zurück

Matarazzo folgte auf Breitenreiter

Beim Gegner Hoffenheim kannte man den Italo-Amerikaner aus den Zeiten, als er noch Co-Trainer unter Julian Nagelsmann war. Nachdem es unter Hoeneß-Nachfolger André Breitenreiter nicht lief, entschieden sich die TSG-Verantwortlichen zur Rückholaktion. Nach schwierigem Start mit fünf Niederlagen in Serie gelang es Matarazzo die Nordbadener aus dem Tabellenkeller zu führen. Für den Hoffe-Coach ein tolles Gefühl, wenngleich er den Abstiegskampf mit den Kraichgauern als noch schwieriger einstuft als seinerzeit mit den Schwaben: „Wenn der Druck am höchsten ist, kann man die größten Emotionen feiern. Die Jungs haben es sich verdient, sie haben sich mit Leistung belohnt. Aus dem Tal wieder herauszukommen und immer wieder aufzustehen, war brutal.“

Erleichterung über die vorzeitige Rettung

Aufatmen auch bei TSG-Sportdirektor Alexander Rosen: „Ein Spielplanszenario, das braucht kein Mensch. Ich bin sehr froh, dass das Spiel in Stuttgart für uns eine relativ geringe Bedeutung hat.“ Dennoch wollen die Blau-Weißen die Partie ernst nehmen. Nach der Rettung gegen Berlin sagte Torjäger Andrej Kramaric, der beim 2:2 in Hinspiel beide Treffer gegen den VfB erzielte: „So eine Saison wollen wir nicht wiederholen, sondern wieder an die alten Zeiten anknüpfen. In Stuttgart wollen wir Mentalität zeigen und an die heutige Leistung anknüpfen.“

Dem 1900. Bundesligaspiele sollen weitere folgen

Stuttgart ist gegen Hoffenheim seit fünf Heimspielen ungeschlagen (vier Siege, ein Remis). Die letzte Niederlage in der Mercedes-Benz-Arena datiert vom 20. September 2014 (0:2). Auf dieser positiven Bilanz ruhen die Hoffnungen in der Landeshauptstadt, auch geschuldet der Tatsache, dass man dem bevorstehenden 1900. Bundesligaspiel noch weitere folgen lassen möchte. Man kann davon ausgehen, dass die Gastgeber mit Unterstützung ihrer großen, lautstarken Anhängerschaft gegen die TSG von Beginn mächtig Druck machen werden und möglichst frühzeitig die Partie zu ihren Gunsten entscheiden möchten. Ein Zittern bis zum Abpfiff wie im Vorjahr möchte man sich auf alle Fälle ersparen. Schiedsrichter der Partie ist Robert Schröder aus Hannover, assistiert wird er an den Seitenauslinien von Dr. Jan Clemens Neitzel-Petersen und Thomas Gorniak.

Reisefreudige Kraichgauer

Beim Saisonfinale werden 3.800 TSG-Fans ihre Mannschaft in Stuttgart unterstützen. Im Fanhaus neben der Sinsheimer PreZero-Arena wird die Partie für alle nicht Auswärtsreisenden übertragen. Nach dem Spiel ist ein gemeinsamer Saisonabschluss mit Musik, Getränken und Speisen geplant, zu dem auch viele die Auswärtsfahrer nach ihrer Rückreise hinzustoßen werden.

Personalplanungen laufen auf Hochtouren

Nach dem gesicherten Klassenerhalt laufen die Personalplangen bei der TSG bereits auf Hochtouren. Nachdem die Leihverträge der beiden dänischen Nationalspielern Thomas Delaney und Kasper Dolberg zum 30. Juni 2023 auslaufen, kehren sie zu ihren Heimatvereinen FC Sevilla und OGC Nizza zurück. Als Rückkehrer von ihren Ausleihen kommen unterdessen Marco John (aus Fürth), Maximilian Beier (aus Hannover) und Diadie Samassekou (von Olympiakos Piräus) zurück. Bei den anderen ausgeliehenen Profis Stefan Posch (FC Bologna), Kasim Adams (FC Basel) sowie Melayro Bogarde (PEC Zwolle) stehen die Zeichen auf Abschied. Auch der Vertrag von Ersatzkeeper Philipp Pentke wurde nicht verlängert.

Fotos: Kraichgaufoto

 

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