Das badische Derby des 30. Zweitliga-Spieltages zwischen dem SV Sandhausen und dem Karlsruher SC am kommenden Sonntag um 13:30 Uhr im BWT-Stadion am Hardtwald steht ganz im Zeichen des Abstiegskampfes. Für die gastgebenden Kurpfälzer würden drei Punkte etwas Luft im Kampf um den Klassenerhalt bedeuten, denn der Vorsprung auf Relegationsplatz 16 ist nach dem 1:1 Remis beim TSV 1860 München von vier auf drei Punkte geschmolzen. Für die Gäste aus der ca. 50 km entfernten Fächerstadt besteht hingegen nach der 0:1-Heimniederlage gegen Heidenheim und zehn Zählern Rückstand zum rettenden Ufer bei nur noch 15 zu vergebenen Punkten kaum noch Hoffnung auf den Klassenerhalt.
Schießt Sandhausen den KSC endgültig in die Drittklassigkeit?
"Wichtiger Punkt für die Moral und klares Zeichen, dass wir noch leben"
Auch wenn der SVS nun schon seit zehn Spielen sieglos ist, war das Remis in der Münchner Allianz Arena nach Markus Karls spätem Ausgleichstreffer als Erfolg zu werten. SVS-Präsident Jürgen Machmeier: „Das war ein wichtiger Punkt für die Moral und ein klares Signal dafür, dass wir noch leben“. Verteidiger Philipp Klingmann im Vorfeld des Derbys gegen seinen ehemaligen Verein: „Nach einer sehr zerfahren ersten Hälfte macht die Leistung im zweiten Abschnitt Mut. Jetzt müssen wir gegen den KSC unbedingt mal wieder einen Dreier holen“. SVS-Coach Kenan Kocak muss personell umbauen, da sowohl Verteidiger Tim Kister als auch Stürmer Lucas Höler aufgrund ihrer in München erhaltenen fünften gelben Karte gesperrt sind.
Da Torjäger Andrew Wooten wegen einer Sehnenverletzung im Oberschenkel für den Rest der Saison ausfällt, ruhen die Hoffnungen auf dem einzig zur Verfügung stehenden Angreifer Richard Sukuta-Pasu, der bereits eine Kampfansage nach Karlsruhe sandte: „Schade, dass Luci Höler gesperrt ist, aber wir haben genug Spieler, um das zu kompensieren. Wir müssen positiv denken, dann gewinnen wir auch gegen den KSC“.
Berg- und Talfahrt des KSC findet eine traurige Fortsetzung
Der erneute Gang der Karlsruher in die Dritte Liga nach dem Abstieg 2012 ist kaum noch abwendbar, dabei standen die Blau-Weißen nach dem sofortigen Wiederaufstieg zwei Jahre später vor der Rückkehr in die Erste Bundesliga – scheiterten aber in den Relegationsspielen 2015 knapp am Hamburger SV. Somit findet die Berg- und Talfahrt der letzten Jahre wohl eine traurige Fortsetzung, und bei denen wieder in Stocken geratenen Plänen für den Neubau des Wildparkstadions bis 2020 kann das Ziel nur der erneute Wiederaufstieg lauten. Glorreiche Zeiten wie in den 80ern, als die späteren Bayern-Stars Mehmet Scholl, Oliver Kahn und der jetzige KSC-Sportdirektor Oliver Kreuzer vor ihrem Wechsel nach München in Karlsruhe für Begeisterung sorgten, sind erst mal in weitere Ferne gerückt.
Unglückliche Personalpolitik am Wildpark
Der Umbruch nach den Abgängen von Trainer Markus Kauczinski und einigen Defensivspielern wie Daniel Gordon, der nach Sandhausen wechselte, misslang in der laufenden, chaotischen Saison. Der neue Trainer Tomas Oral und Sportdirektor Jens Todt mussten noch während der ernüchternden Vorrunde gehen. Auch der neue Trainer Mirko Slomka hatte keinen Erfolg und musste am 4. April seine Koffer packen, und sein Nachfolger Marc-Patrick Meister – vorher U17-Trainer des KSC- wird wohl den Abstieg auch nicht mehr verhindern können. Das 0:1 gegen Heidenheim war die achte Niederlage in den letzten zehn Spielen, und mit 21 Treffern stellt man die schlechteste Offensive der Liga. Die beiden erfolgreichsten Torschützen Diamantakos und Stoppelkamp fielen zuletzt aus, und der Schweizer Kamberi, der in den letzten Spielen stürmte, steht bei nur einem Treffer.
Große Sicherheitsvorkehrungen rund um das Baden-Derby
Rund 2.000 Fans werden ihren KSC an den Hardtwald begleiten, um vielleicht doch noch das schier Unmögliche zu schaffen. Die Sicherheitsvorkehrungen und Einlasskontrollen rund um das Stadion werden außergewöhnlich umfangreich sein, zumal die Gäste zuletzt beim baden-württembergischen Derby in Stuttgart mit Pyrotechnik und Leuchtraketen beinahe für einen Spielabbruch sorgten.
Beim SVS gilt der Fokus ausschließlich auf das Geschehen auf dem Spielfeld. Dabei dürfte der 3:1-Erfolg aus der Hinrunde, der erste Sieg in Karlsruhe überhaupt, für Zuversicht für dieses wichtige drittletzte Saisonheimspiel sorgen.
"Die Auswärtspunkte auf St. Pauli und bei 1860 München waren wichtig"
SVS-Kapitän Stefan Kulovits feiert am gestrigen Mittwoch seinen 34. Geburtstag. Der Österreicher, der seit 2013 für den SV Sandhausen am Ball ist, absolvierte bislang 103 Zweitligaspiele sowie sieben Spiele im DFB-Pokal. Im Januar verlängerte der Mittelfeldspieler seinen Vertrag um ein weiteres Jahr bis 2018. Zum Ehrentag wünschte sich Kulovits etwas ganz bestimmtes: „Das schönste Geschenk wäre natürlich drei Punkte am Sonntag gegen den KSC! Die Auswärtspunkte auf St. Pauli und bei 1860 München waren wichtig, gerade aus moralischer Sicht. Trotzdem müssen wir zusehen, dass wir in der restlichen Saison die Heimspiele gewinnen. Mit einem Derby-Sieg gegen Karlsruhe würden wir einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen.“ Trotz der Serie von zuletzt zehn sieglosen Spielen glaubt Kulovits weiterhin an die offensive Spielausrichtung: „Ich wüsste nicht, warum wir von unserem bisherigen Spielstil abweichen sollten. Er hat sich in der Vergangenheit bewährt und das wird er auch in Zukunft, da bin ich mir ganz sicher.“
Entwarnung: Gordon dürfte gegen den KSC wieder einsatzfähig sein
Zuversicht in Bezug auf das KSC-Spiel gibt es auch aus der medizinischen Abteilung. Moritz Kuhn und Leart Paqarada arbeiten bereits wieder mit dem Reha-Trainer. Zudem besteht die Hoffnung, dass Daniel Gordon seine Rückenverletzung aus der Partie bei den Münchner Löwen bis zum Derby gegen den KSC überwunden hat. „Es ist zum Glück nicht so schlimm wie befürchtet. Ich habe zwar ab und zu noch leichte Schmerzen, es wird aber von Tag zu Tag besser und bin optimistisch, dass es für das Spiel am Sonntag reicht.“
"Ligazwerg" feiert Premiere
Premiere bei dem mit Spannung erwarteten Derby feiert die SVS-Fanzine „Ligazwerg“, die von sieben langjährigen SVS-Fans gegründet wurde. Zum Preis von einem Euro wird die erste Ausgabe mit humorvollen und kreativen Beiträgen sowie Interviews vor dem Spiel erhältlich sein, bevor es um wertvolle Punkte im Abstiegskampf geht.
Fotos: BWA und Kraichgausport