Lange mussten die Journalisten am späten Sonntagabend in der Mix-Zone der Rhein-Neckar-Arena nach der Hoffenheimer 0:2 Niederlage gegen Darmstadt 98 auf Interviewpartner warten. Trainer Huub Stevens hatte seine Spieler zurück auf den Rasen zum Auslaufen beordert. Anschließend stellten sich die Profis im Dialog mit den enttäuschten Fans in der Südkurve.
Innenverteidiger Ermin Bicakcic war der Erste, der bereitwillig sich den Interviewfragen stellte. Die Enttäuschung war ihm bei seinem Spielfazit deutlich anzumerken: „Wir hatten uns gegen Darmstadt viel vorgenommen. Wir wussten, dass es ein dreckiges Spiel wird. Nachdem wir gut zwanzig Minuten brauchten, um ins Spiel zu finden, haben wir uns einige Chancen erspielt. Dann bekommst du so ein Eier-Ding zum 0:1. Fortan war es dann schwer gegen eine gut stehende, kämpferische Darmstädter Mannschaft durchzukommen.“ Der Bosnier bemängelte die fehlende Zielstrebigkeit: „Wir haben zu viel um den Strafraum herumgespielt. Es war teilweise wie bei einem Handballspiel, wir haben versucht, um den Kreis bzw. Strafraum herum Lücken zu finden. Es fehlten Zielstrebigkeit und Torabschluss. Wenn man nicht schießt, kann man auch keine Tore machen. Auf Zufallsprodukte braucht man sich nicht zu verlassen.“
Bicakcic sieht die aktuelle Situation auf dem vorletzten Tabellenplatz nicht hoffnungslos: „Auch wenn die Niederlage richtig weh tut, mit einem Sieg wären wir auch nicht durch gewesen. Nicht nur die nächste Partie in Bremen ist wichtig, alle 14 restliche Spiele sind Endspiele für uns.“ Vorrangig ist für ihn zunächst den Kopf frei zu bekommen, um positiv nach vorne zu blicken: „Zunächst gilt es das Darmstadt-Spiel aus den Köpfen zu bekommen und dann die volle Konzentration auf Bremen zu richten. Das wird nicht einfach, aber man muss Profi sein und damit umgehen können. Irgendetwas läuft nicht richtig, aber wir müssen uns an der eigenen Nase packen. Wir wissen, um die schwierige Situation und müssen knallhart auf dem Platz die richtige Antwort geben.“
Auf die Frage, ob es bei nur zwei Siegen in 20 Spielen nicht einer Sensation gleichkäme, wenn der Klassenerhalt noch erreicht werden würde: „Solange wir atmen, geben wir alles. Nach dem 34. Spieltag kann man sich nochmals unterhalten, ob es eine Sensation war oder nicht.“
Mit seinem ehemaligen Verein Eintracht Braunschweig hat der 26-Jährige bereits Erfahrungen im Abstiegskampf gesammelt. Es war eine bittere Erfahrung für ihn. Im letzten Saisonspiel 2013/14 verlor die Eintracht in Sinsheim, stieg ab in die Zweitklassigkeit, Bicakcic wechselte nach Hoffenheim.
Den Dialog mit den Fans fand er unmittelbar nach der Partie ganz wichtig: „Dass die Fans enttäuscht sind, ist doch klar. Sie sind mit Herzblut dabei, äußern zu Recht ihren Unmut und ihre Enttäuschung. Wichtig ist es mehr denn je, zusammen an einem Strang zu ziehen. Wir sitzen alle in einem Boot und müssen zusammen da wieder raus kommen. Der Dialog war wichtig, es wurde sinnbildlich in Bezug auf die Choreographie deutlich gemacht, dass, wenn einer im Boot nicht mitrudert es noch schwieriger wird voran zu kommen.“
Eine Trainerdiskussion stellt sich dem 11-fachen Nationalspieler nicht: „Wer Huub Stevens kennt, der weiß, dass er in solchen Situationen immer die richtigen Worte findet und uns auf die nächsten Aufgaben gut vorbereitet. Dass es in der derzeitigen Situation auch für das Trainerteam nicht einfach ist, ist doch klar. Wir sind auch nur Menschen. Auch ich werde nach so einem Spiel nicht gut schlafen, doch wir müssen professionell damit umgehen und positiv bleiben. Wenn ich den Kopf jetzt in den Sand stecken würde, könnte ich das Trikot gleich ausziehen und gehen.“
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