Hoffenheim empfängt den Meister und blickt dabei gespannt auf die Ostalb – Es kann noch sehr eng werden
Als am 16. Juli der neue Bundesliga-Spielplan für die Saison 2024/25 präsentiert wurde, freuten sich viele Fans der TSG Hoffenheim bereits auf den 34. Spieltag, da wie schon in der Vorsaison der Rekordmeister von der Isar beim Saisonfinale in der Sinsheimer Arena am Technik-Museum gastiert. Knapp zwei Monate vor Bekanntgabe des Spielplanes bezwangen die Kraichgauer am 18. Mai die Münchner in einem begeisternden Spiel dank eines Kramaric-Hattricks mit 4:2 und vermiesten den erfolgsverwöhnten Bayern damit die Vizemeisterschaft und den Abschied von Trainer Thomas Tuchel. Während die Münchner völlig unerwartet noch auf Platz 3 rutschten, qualifizierte sich die TSG für die Europa League.

Die einen feiern, die andern zittern noch
Fast auf den Tag genau ein Jahr später stehen beide Mannschaften am Samstag um 15:30 Uhr mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen an gleicher Stelle erneut gegenüber. Während die Rot-Weißen vorzeitig ausgiebig (auch teils auf Ibiza) ihren 34. Meistertitel feiern konnten, zittern die Hoffenheimern weiter um den Klassenerhalt. Eine Situation, die man glaubte bereits hinter sich zu haben, nachdem man am letzten Spieltag beim 2:2 in Wolfsburg „einen goldenen Punkt“ (Zitat von TSG-Trainer Christian Ilzer) geholt hatte. Zu diesem Zeitpunkt ging man nicht davon aus (auch bwa-sport.de nicht), dass der 1. FC Heidenheim auf Relegationsplatz 16 am Folgetag mit einem 3:0-Auswärtssieg an der Alten Försterei in Berlin aufhorchen ließ und damit ein spannendes Saisonfinale im Abstiegskampf einleiten würde.

Entscheidet letztendlich das Torverhältnis?
Drei Punkte und sechs Tore trennen die TSG und die Kicker von der Ostalb. Sollte die Truppe von Kult-Trainer Frank Schmidt ihr Heimspiel gegen Werder Bremen gewinnen und die Bayern alles daransetzen zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte die 100-Tore-Schallmauer zu durchbrechen, könnte es nochmal richtig eng für die Hoffenheimer werden.
Ibiza-Trip könnte zum Hoffenheimer Nachteil werden
Ein Thema in dieser Woche war der Party-Trip einiger Bayern-Spieler auf die Feierinsel Ibiza. Von vielen Seiten hagelte es hierfür Kritik, da die Münchner beim Spiel in Hoffenheim noch Einfluss auf den Abstiegskampf nehmen können. Heidenheims Vorstandschef Holger Sanwald machte sich diese Situation mit der Aussage an die bayerischen Meisterkicker zum Nutzen: „Die Bayern werden nichts abschenken und sich sicherlich nichts nachsagen lassen wollen“.
„Wir werden alles geben, um auch in Hoffenheim zu gewinnen“
Bayern Sportvorstand Max Eberl
Bayern Sportvorstand Max Eberl, der zunächst den Kurz-Trip untersagte und dann doch zustimmte, verteidigte die zu recht kritisierte Aktion auf seine Art: „Vergangene Woche standen noch viele Entscheidungen in der Liga an, auf die unsere Ergebnisse Einfluss hatten. Die Konstellation ist nun eine andere, daher haben wir dem Vorhaben der Spieler, ihre zweieinhalb freien Tage gemeinsam zu verbringen, jetzt nicht widersprochen. Wir werden alles geben, um auch in Hoffenheim zu gewinnen“.
Am Ende kann dies womöglich zum Nachteil der Kraichgauer werden, wenn nämlich das Münchner Starensemble jetzt erst recht es all den vielen Nörglern zeigen möchte und beim Saisonfinale noch mal ein „meisterliches Ausrufenzeichen“ setzt!

Torjäger stehen im Mittelpunkt
Ungeachtet dessen, stehen bei beiden Kontrahenten am Samstag auch die jeweiligen Torjäger im Mittelpunkt. Während Harry Kane sich zum zweiten Mal in Folge bei aktuell 25 Treffern die Torjäger-Krone sichert, trifft Hoffenheims Kramaric bei derzeit elf Saisontreffern besonders gerne am letzten Spieltag. Elf Treffer gelangen dem Kroaten bereits am 34. Spieltag und man darf gespannt sein, ob er diese außergewöhnliche Statistik noch weiter ausbauen kann. Der TSG-Rekordtorschütze war zudem bereits acht Mal gegen die Bayern erfolgreich, so oft wie kein anderer aktiver Bundesligaspieler. Vielleicht ein gutes Ohmen für die TSG?

Bischof-Abschied
Für einen anderen Beteiligten heißt es Abschied zu nehmen. Für das Hoffenheimer Eigengewächs Tom Bischof steht das (womöglich) letzte Spiel im Hoffe-Dress gegen seinen künftigen Arbeitgeber unter ganz besonderen Voraussetzungen. Der 19-jährige gebürtige Aschaffenburger, der in der zu Ende gehenden Saison bislang 30 Spiele absolvierte und dabei fünf Treffer erzielte, möchte sich mit dem endgültigen Klassenerhalt von den Fans verabschieden und zugleich mit einer guten Leistung für seinen neuen Verein, mit dem er an der Klub-WM in den USA (15.6. – 13.7.) teilnehmen wird, empfehlen.

Es war eine außergewöhnliche Saison
Bei den Nordbadenern sehnt man sich mehr denn je nach dem Saisonende. Es war eine außergewöhnlich stressige und ungewöhnliche 17. Erstligaspielzeit, die schon vor dem Start durch schwer nachvollziehbare Personalentscheidungen in der sportlichen Führungsriege und in der Folge durch späte Spielertransfers unter schwierigen Vorzeichen stand. Der vollzogene Trainerwechsel von Pellegrino Matarazzo zu Christian Ilzer verfehlte ebenso seine erhoffte Wirkung wie zahlreiche kostspielige späte Transfers.

„Es war früh klar, dass es nur um den Klassenerhalt gehen wird“
TSG-Geschäftsführer Sport Andreas Schicker
Rückblickend stellte der Geschäftsführer Sport Andreas Schicker treffend fest, „dass man nichts Schönreden braucht, wenig Punkte eingefahren hat und viel passiert sei in der Saison.“ Daher war es für den 38-jährigen Österreicher, der im vergangenen Oktober als Nachfolger für Alexander Rosen installiert wurde, schon relativ früh klar, „dass es nur um den Klassenerhalt gehen wird.“
Unerwünschte Relegationspiele
Dieser soll unter allen Umständen am Samstag kurz vor 17:30 Uhr endgültig eingetütet werden. Eine Saisonverlängerung mit zwei nervenaufreibenden Relegationsspiele, die für Donnerstag, 22. Mai um 20:30 Uhr beim Bundesliga-Drittletzten und im Rückspiel beim Zweitliga-Dritten am Montag, 26. Mai ebenfalls um 20:30 Uhr terminiert sind, möchte man unter allen Umständen verhindern.

Bekenntnis zum Trainer
Unabhängig vom Saisonausgang laufen die Planungen für die Saison 2025/26 bereits auf Hochtouren. Um allen weiteren Gerüchten eine Riegel vorzuschieben stellte Schicker klar, dass man dem Trainer trotz der ausbleibenden Erfolge weiterhin das Vertrauen schenkt: „Im Sommer werden wir die eine oder andere Schraube drehen, damit es besser laufen wird. Wir wussten, dass es ein langer Weg mit Christian Ilzer sein wird, der Weg hat in dieser Saison begonnen.“ Dabei ist den Hoffenheimern nur zu wünschen, dass dieser Weg auch im achtzehnten Jahr in Folge Erstklassige verläuft!
Fotos: Kraichgaufoto