Dreimaligen Rückstand weggesteckt – Bärenstarke Hoffenheimer besiegen Angstgegner Leipzig
Die Sinsheimer Arena an der A6 wurde am 11. Bundesliga-Spieltag ihrem Ruf als torreichstes Stadion im bisherigen Saisonverlauf mit nunmehr 30 Treffern erneut eindrucksvoll gerecht. Die gastgebende TSG Hoffenheim bezwang beim Debüt ihres neuen Trainers Christian Ilzer vor 28.023 begeisterten Zuschauern den Tabellenzweiten RB Leipzig in einem dramatischen und spektakulären Match bei dreimaligem Rückstand am Ende nicht unverdient mit 4:3-Toren.
Torfestival in Sinsheim
Die Roten Bullen gingen jeweils durch Willi Orban (15.), Antonio Nusa (19.) und einem Eigentor von Stanley Nsoki (67.) in Führung, doch die Kraichgauer konnten jeweils durch Adam Hlozek (17./82.) und Tom Bischof (50.) immer wieder ausgleichen. Den finalen Siegtreffer erzielte der sechs Minuten zuvor eingewechselte Jacob Bruun Larsen (87.) kurz vor dem Ende.
Mega-Chance für Tabakovic
Die Hoffenheimer begannen sehr engagiert und willensstark. Bereits nach vier Minuten hatte Stürmer Tabakovic die Führung auf dem Fuß, als er eine flache Bülter-Hereingabe von links völlig frei aus sieben Metern vor dem Tor rechts vorbeischoss. Eine Mega- ja 100-prozentige Chance, die leichtfertig vergeben wurde.
Orban eröffnet den Torreigen
Die erste Chance für die Gäste hatte Sesko, der aus acht Metern übers Tor köpfte (11.). Nur vier Minuten später dann die überraschende Leipziger Führung durch Kapitän Orban, der eine Flanke per Direktabnahme unhaltbar für Torhüter OIiver Baumann zur 1:0-Führung verlängerte (15.). Gegenspieler Nsoki sah dabei alles andere als gut aus, da er Orban in seinem Rücken frei zum Torabschluss kommen ließ.
Hlozek gleicht nach toller Einzelleistung aus
Doch die Kraichgauer steckten den frühen Rückstand schnell weg und glichen nur zweieinhalb Minuten später durch Hlozek aus. Der gebürtige Prager traf nach toller Körpertäuschung und technisch starker Einzelleistung umringt von drei Gegenspielern aus zehn Metern unhaltbar ins Leipziger Tor (17.). Es war erst der sechste Gegentreffer für die Sachsen im bisherigen Saisonverlauf.
Leipzigs Bester Nusa trifft in den Winkel
Doch der „Tag der offenen Tür in Sinsheim“ nahm seine Fortsetzung: Nach einem schnell vorgetragenen Spielzug über die rechte Seite landete die Hereingabe beim völlig freistehenden Nusa, der auf Höhe der Strafraumgrenze aus spitzem Winkel den Ball gefühlvoll ins rechte Tordreieck zur erneuten Leipziger Führung schlenzte (19.). Dieses Mal waren erst 1:47 Minuten seit dem Hoffenheimer Ausgleich vergangenen. Der Norweger, der auf eine erfolgreiche Länderspielwoche für Norwegen zurückblicken konnte, krönte seine starke Leistung in Hälfte 1 mit diesem tollen Treffer.
Unglücklicher Pausen-Rückstand
Der Rückstand für die TSG war ärgerlich, da sie bei 9:7 Torschüssen und 60:40 Ballbesitz das engagiertere und bessere Team war. Letztendlich war es die höhere Effektivität der Gäste, die zur Halbzeit den Ausschlag gab.
Tabakovic vergibt erneut
Auch zu Beginn des zweiten Abschnitts waren die Blau-Weißen das engagiertere Team. Es waren gerade mal drei Minuten gespielt, als erneut Tabakovic mit einem Schuss aus kurzer Distanz am ungarischen Nationalkeeper Gulacsi scheiterte (48.).
Bischofs erster Bundesligatreffer
Wenige Augenblicke später gab es für die Hoffe-Fans dann doch reichlich Grund zur Freude, als der junge Tom Bischof mit einem Freistoß von halblinks auf Höhe der Strafraumgrenze den Ball mit links an den linken Innenpfosten setzte, von wo aus er ins RB-Tor zum 2:2-Ausgleich prallte (50.). Für das Hoffenheimer Top-Talent war es mit gemessenen 113 km/h der erste Bundesligatreffer.
„Ich dachte erst, dass der Ball vorbeifliegt, aber es hat genau gepasst“
Bischof über seinen ersten Bundesligatreffer
Bischof über seinen Premierentreffer: „Ich habe vor dem Freistoß Andrej Kramaric gefragt, ob ich schießen darf und er hat mir den Ball überlassen. Ich dachte erst, dass der Ball vorbeifliegt, aber es hat genau gepasst.“
Nsokis Eigentor bringt RB erneut in Führung
Wie in Hälfte 1 belohnten sich die Gastgeber für ihr druckvolles Spiel nach vorn. Wären da nicht diese immer wieder einkehrenden Defensivschwächen, die die Mannschaft immer wieder um den Lohn bringen. Nachdem Orban nach etwas über einer Stunde mit einem Kopfball aus kurzer Distanz an Baumann scheiterte, führte ein unglückliches Eigentor von Nsoki zur erneuten Leipziger Führung. Der Innenverteidiger lenkte den Ball nach einer scharfen Hereingabe vor dem hinter ihm einschussbereiten Openda aus drei Metern ins eigene Netz (67.).
Hlozek zum Zweiten
Die Ilzer-Truppe erhöhte den Druck und drängt erneut auf den Ausgleich und belohnte sich. In einem irren und nervenaufreibenden Spiel gelang Hlozek auf Zuspiel von Bruun Larsen mit seinem Doppelpack der verdiente 3:3-Ausgleich (82.). Das Stadion kochte, die Fans waren aus dem Häuschen.
Siegtreffer durch Joker Bruun Larsen
Doch dem nicht genug, gelang dem kurz zuvor eingewechselte Jacob Bruun Larsen per Kopfball nach herrlicher Stach-Flanke der nicht mehr für möglich geglaubte 4:3-Führungstreffer (87.). Dabei blieb es! Die TSG beendete mit diesem dritten Saisontreffer ihre Negativserie gegen Leipzig und fügte dem bis dahin mit erst fünf Gegentreffern defensivstarkem Gegner gleich vier Treffer bei. Was für ein spektakulärer und torreicher Fußball-Krimi in Sinsheim!
„So müssen wir weitermachen“
Doppeltorschütze Hlozek
Hoffenheims Doppeltorschütze Hlozek nach dem Abpfiff: „Das war ein verrücktes Spiel mit einem tollen Ende. Ich bin sehr glücklich über meine zwei Tore, aber vor allem über die drei Punkte, die sehr wichtig sind für uns. Wir haben als Mannschaft füreinander gekämpft und auch sehr gut gespielt. So müssen wir weitermachen.“
„Das war für die Zuschauer ein super Spiel“
Siegtorschütze Bruun Larsen
Für den Siegtorschützen Bruun Larsen war der Sieg auch die Belohnung für das intensive Training im Vorfeld: „Das war für die Zuschauer vermutlich ein super Spiel. Ich bin natürlich glücklich über meinen Treffer und die Vorlage in wenig Spielzeit. Wir müssen Schritt für Schritt denken, man hat die hohe Intensität im Training gemerkt. Das hat man auch in den ersten Minuten heute gesehen.“
Stimmen der Trainer:
„Ein Debüt, das man sich nicht schöner vorstellen kann“
TSG-Coach Ilzer
Christian Ilzer (TSG Hoffenheim): „Für mich ist es ein Debüt, das man sich nicht schöner vorstellen kann. Die Mannschaft hat viel umgesetzt von dem, was wir uns vorgenommen haben. Ich mag das Gesicht der Mannschaft, diese Mentalität, nach dreimaligem Rückstand immer zurückzukommen und sogar zu gewinnen. Es war viel Energie da. Es war ein emotionales Spiel, eine richtige Achterbahnfahrt, aber am Ende ein wunderschöner Tag für uns alle.“
„Nach vier Spielen ohne Sieg wird es bei uns jetzt stürmisch“
RB-Cheftrainer Rose
Marco Rose (RB Leipzig): „Hoffenheim hat heute verdient gewonnen. Wir haben es trotz dreifacher Führung nicht geschafft, etwas zu holen. Wir hatten nach jeder Führung auf der Bank das Gefühl, dass es mehr Schärfe und Energie braucht. Das haben wir aber nicht auf den Weg gebracht. Deswegen ist es folgerichtig, dass wir die Gegentore kassieren. Unsere aktuelle Serie mit vier Spielen ohne Sieg macht etwas mit einem Klub. Da wird es jetzt stürmisch.“
Statistik:
TSG Hoffenheim: Baumann – Kaderabek, Arthur Chaves, Nsoki, Prass (86. Akpoguma) – Stach, Bischof (81. Tohumcu) – Hlozek, Kramaric (81. Bruun Larsen), Bülter – Tabakovic (60. Berisha)
RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann (46. Geertruida), Orban, Lukeba – Hnerichs, Vermeeren (60. Seiwald), Kampl (77. Haidara), Nusa – Baumgartner – Sesko (60. Ouedraogo), Openda
Tore: 0:1 Orban (15.), 1:1 Hlozek (17.), 1:2 Nusa (19.), 2:2 Bischof (50.), 2:3 Nsoki (67./Eigentor), 3:3 Hlozek (82.), 4:3 Bruun Larsen (86.)
Schiedsrichter: Willenborg
Zuschauer: 28.023
Ausblick
Bereits am Donnerstag (21 Uhr) steht das nächste Pflichtspiel für die Nordbadener auf dem Programm. In der Europa League gastiert das Team von Christian Ilzer bei Sporting Braga. In der Bundesliga gastieren die Hoffenheimer am Sonntag (15:30 Uhr) beim FSV Mainz 05.
Fotos: Kraichgaufoto