Spielerbewertung

An dieser Stelle möchten wir die in den bisherigen 20 Saisonspielen zum Einsatz gekommenen Hoffenheimer Bundesligaprofis bewerten bzw. deren Situation näher durchleuchten. Für so manchen gab es dabei positive oder auch negative Überraschungen. Jens Grahl: Bekam spät seine Chance und machte in den letzten vier Hinrunden-Pflichtspielen einen guten Job. Wirkte präsent und emotional zwischen den Pfosten. War gegen Dortmund übermotiviert, was aber nach hinten los ging. Die Entscheidung für Casteels und gegen ihn fiel sehr knapp aus und überraschte zu diesem Zeitpunkt viele. Seine Bilanz: Vier Gegentore in drei Liga-Spielen. Koen Casteels: Für einen Torwart ist er etwas ruhig und zurückhaltend. Fußballerisch und bei hohen Bällen zuverlässig. Gisdol forderte von ihm auch mal eine überdurchschnittliche Leistung. Wirkte nach Fehlern leicht angeschlagen und verlor zum Jahresende den Stammplatz an den Kontrahenten. Der WM-Zug nach Brasilien dürfte für den Belgier abgefahren sein, wenngleich er wieder zur neuen, alten Nummer eins befördert wurde. Seine Bilanz: 39 Gegentore in 17 Liga-Spielen. Andreas Beck: Fraglich, ob der Kapitän nach sechs Jahren am Saisonende von Bord geht – die russische Heimat lockt mit reichlich Rubel. Spielte hinten rechts eine konstante Vorrunde mit deutlicher Leistungssteigerung. Wird von einigen Fans zu kritisch gesehen. Als Kapitän vorbildlich, bekommt vom Trainer die entsprechende Wertschätzung. Aufgrund seiner langen Vereinszugehörigkeit zur Identifikationsfigur auserkoren. Zuletzt als Linksverteidiger aufgestellt mit Offensivdrang und Tor gegen HSV. Fabian Johnson: Eine Verletzung warf ihn aus der Bahn und kostete ihn im Laufe der Vorrunde den Stammplatz. Muss im WM-Jahr noch deutlich zulegen, um im USA-Team zu gewohnter Form aufzulaufen. Vielseitigkeit und Schnelligkeit sind sein großes Plus. Spielt derzeit wegen eines Mittelhandbruchs mit Armschiene. Wird am Saisonende Hoffenheim ablösefrei nach Mönchengladbach verlassen. David Abraham: Duelliert sich mit Süle und Vestergaard um eine der beiden Innenverteidigerpositionen. War aufgrund guter Leistungen gesetzt. Fehlte gegen Ende der Hinrunde verletzungsbedingt. Der schnelle, robuste, kopfball- und zweikampfstarke Argentinier erzielte gegen Schalke schönes Freistoßtor. Mister Zuverlässig im Abwehrzentrum eroberte sich seinen Stammplatz zurück. Niklas Süle: Hoffes Youngster war bei bislang 14 Einsätzen die bisherige Saison-Entdeckung. Stark im Kopfball, kompromisslos im Zweikampf. Premierentor in der Bundesliga ausgerechnet gegen die Bayern. Grätscht hin und wieder wie sein Vorbild und Berater Karlheinz Förster, der aufpasst, dass der Senkrechtstarter nicht die Bodenhaftung verliert. Jannik Vestergaard: Die Spielweise ähnlich wie bei Abraham und Süle. Hin und wieder leichtsinnig und fehlerhaft im Stellungsspiel. Verlor Mitte der Hinrunde den Stammplatz an Süle, profitierte dann vom Ausfall Abrahams. Noch mit Steigerungsfaktor, daher derzeit eher die Nummer drei der Innenverteidiger. Jeremy Toljan: Rückte überraschend am 8. Spieltag in die Startformation. Duellierte sich mit Johnson um die Linksverteidigerposition. Der Deutsch-Amerikaner hat sich sehr positiv entwickelt und dürfte in Hoffenheims Zukunft noch eine große Rolle spielen. Voraussetzung ist hier die erforderliche Spielpraxis. Langfristige Vertragsverlängerung bis 2018. Sebastian Rudy: War bis zu seiner Verletzung auf der Sechser-Position gesetzt. Könnte mehr Akzente setzen und wartet immer noch auf den großen Durchbruch. Deutlich zu wenig Tordrang, erzielte in über 100 Pflichtspielen für die TSG erst einen Treffer. Zu hoffen, dass sich nach Vertragsverlängerung diese Bilanz verbessert. Der Ex-Stuttgarter wirkt oft ruhig und zurückhaltend – auch im Spiel. Eugen Polanski: Kantiger, robuster Abräumer im zentralen Mittelfeld. An ihm vorbei zu kommen ist äußerst schwer. Der zurückhaltende, ruhige Pole fehlte nur gegen die Bayern. Auf ihn ist Verlass, auch wenn er öfters mal abtaucht. Hin und wieder ein Mann der deutlichen Worte. Roberto Firmino: Seine Leistungen waren so wechselhaft wie seine Frisuren. Der brasilianische Ballkünstler ist Torjäger- und Scorrerkönig zugleich. Das 1899-Spiel ist stark von der Leistungskurve seines zurückhaltenden, schüchternen Spielmachers abhängig. Hoffes Nummer zehn träumt noch von einer WM-Teilnahme im Heimatland. Hierfür fehlt ihm jedoch nicht nur internationale Erfahrung. Wird im Sommer möglicherweise für viel Geld ins Ausland wechseln. In zu halten dürfte schwierig werden. Tobias Strobl: Überraschte bislang mit 16 Ligaeinsätzen. Der muskulöse, zweikampfstarke Mittelfeldmann geniest großes Vertrauen des Trainers. Wirkt ruhig, sachlich und entschlossen. Erzielte gegen Freiburg unmittelbar nach seiner Einwechslung mit herrlichem Distanzschuss seinen ersten Ligatreffer zum 3:3 Endstand. Vom Trainer zuletzt zum Rechtsverteidiger befördert. Sejad Salihovic: Licht und Schatten auch beim bosnischen WM-Fahrer. Aus der Not heraus wurde Sali vom Mittelfeld auf die linke Abwehrseite beordert, was aber nicht lange hielt. Zuverlässigkeit erneut bei Mister Standard mit bisher sechs Saisontreffern. Erhielt nach verwandeltem Strafstoß gegen Freiburg im Torjubel kurios und unnötig die einzige Rote Karte der Hinrunde. Das Jahr 2014 könnte zu einem ganz besonderen für den „Retter von Dortmund“ werden. Kai Herdling: Schaffte spät, aber nicht zu spät, den Durchbruch in der Bundesliga. Der 29-jährige, gebürtige Heidelberger rechtfertige durch gute Leistungen das Vertrauen, das Gisdol in ihn setzte. Der redsame, stets freundliche, langjährige U23-Spieler zählte neben Süle zur bisherigen Saisonentdeckung. Ihn hatte keiner auf dem Zettel. Zur Belohnung Vertragsverlängerung bis 2016. Der Pokalwettbewerb scheint seine Lieblingsdisziplin zu sein. Sven Schipplock: Der Liebling der Fans gibt offen zu, kein Feintechniker zu sein. Gleicht Defizite durch Willen und kämpferische Tugenden wieder aus. Der Schwabe gibt alles, rackert und schont sich dabei nicht. Rückte im Dezember von der Jokerrolle in die Startformation und verdrängte Neuzugang Modeste. Daran änderte sich auch in der Vorbereitung nichts. Kämpft seit Jahrsbeginn mit Achilessehnenproblemen. Tarik Elyounoussi: Baute kräftemäßig nach starkem Saisonbeginn spürbar ab. Verständlich, nach seinem Wechsel aus Norwegen fehlte ihm die nötige Regenerationspause. Wirkt in der Vorbereitung wieder erholt und spritzig. Der schmächtige Offensivspieler überzeugt technisch und läuferisch, wartet aber immer noch auf seinen ersten Ligatreffer. Derzeit nur auf der Ersatzbank. Anthony Modeste: Der Franzose kam und traf: sechs Tore in sieben Ligaspielen. Nicht zum ersten Mal verlor er danach den Faden und schließlich auch den Stammplatz an Schipplock. Mit neuem Selbstvertrauen möchte sich Tony wieder in die Startformation spielen. Da Tore für einen Stürmer entscheidend sind, haben die Konkurrenten derzeit die Nase vorn. Leistet sich durch seine körperbetonte Spielweise viele Fouls. Großes Steigerungspotenzial noch erforderlich. Schub nach Tor in Freiburg. Kevin Volland: Was wäre Hoffenheim ohne seinen Allgäuer? Kraftvoll, dynamisch, laufstark und torgefährlich – Volland war der Konstanteste und empfahl sich dadurch für höhere Aufgaben. Der U21-Kapitän steht auf der Dortmunder Wunschliste ganz weit oben. Kurios: Mit 46 Fouls belegt er in der Hinrunde den Spitzenwert der Liga. Hatte Pech mit zwei zu unrecht aberkannten Toren und einigen Pfostenschüssen. Eine Verletzung am Fußzehen machte ihm seit Jahresbeginn sehr zu schaffen. An guten Tagen eine Naturgewalt für jeden Gegner. Jiloan Hamad: Einziger Winterneuzugang. Kam ablösefrei aus Malmö, wo er zum besten Saisonspieler gekürt wurde. Spürte schnell, dass es in der Bundesliga anders zur Sache geht, dennoch schnelle Integration mit positiver Vorbereitung. Fand schnell den Weg in die Startformation und fiel dann der Rotation nach dem Nürnberg-Spiel zum Opfer. Tendenziell eine positive Verstärkung.

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