Am Samstag werden erstmals in der zu Ende gehenden 58. Bundesligasaison 2020/21 zeitgleich um 15.30 Uhr alle neun Partien angepfiffen. Für Spieler, Trainer und Funktionäre endet damit auch eine zweiwöchige Trainingslager-Quarantäne, die von der Deutschen Fußball-Liga auferlegt wurde, um in Pandemiezeiten Spielausfälle aufgrund von Coronaerkrankungen zu vermeiden und planmäßig am Pfingstsamstag pünktlich nach 17:15 Uhr die Saison – mit Ausnahme der Relegationsspiele – zu beenden. Während die Meisterschaft zum neunten Mal in Folge an den FC Bayern geht und sich neben den Münchnern noch Leipzig, Dortmund und Wolfsburg für die Champions League qualifiziert haben, werden Frankfurt und Leverkusen in der neuen Saison in der Europa League spielen. Offen hingegen ist noch, wer an den EL-Qualifikationsspielen teilnimmt. Offen ist auch noch, wer Schalke 04 in die Zweitklassigkeit begleitet. Der zweite Direktabsteiger sowie der Teilnehmer an den Relegationsspielen werden zwischen Köln, Bremen und Bielefeld ermittelt.
Stressfreier Saisonausklang: Hoffenheim empfängt Hertha BSC Berlin
Duell der zuletzt Ungeschlagenen
Der letztjährige Europa League-Teilnehmer TSG Hoffenheim wird die Saison, unabhängig vom Ausgang der letzten Heimpartie gegen Hertha BSC Berlin, als Tabellenelfter abschließen. Die Kraichgauer blicken auf eine von Höhen und Tiefen geprägte, außergewöhnliche 13. Erstligasaison zurück, die von vielen Coronaausfällen und Verletzungen geprägt war. Auch Sebastian Hoeneß blickt auf ein besonderes, ereignisreiches und außergewöhnliches erstes Profitrainerjahr als Cheftrainer zurück. Nachdem sich seine Mannschaft an Ostern gefährlich der Abstiegsregion näherte, gelang es den Blau-Weißen, sich nach sechs Spielen ohne Niederlage kontinuierlich hiervon wieder zu entfernen. Der nächste Gegner aus der Bundeshauptstadt hat eine noch bessere Bilanz vorzuweisen und ist seit acht Ligaspielen unbesiegt. Das Team des Ungarn Pal Dardai sicherte sich am vorletzten Spieltag mit einem Torlos-Remis gegen den 1. FC Köln vorzeitig den Klassenerhalt. Dies war bereits die fünfte Nullnummer der „Alten Dame“.
Kramarics ungewisse Zukunft
Solche Ergebnisse sind bei Gegner Hoffenheim eher selten, zumal mit Torjäger Andrej Kramaric ein Stürmer in deren Reihen steht, der oft allein den Unterschied ausmacht und immer für einen Treffer gut ist. 81 Tore erzielte der Kroate in seinen bisherigen 159 Bundesligaspielen in fünfeinhalb Jahren für die Nordbadener, 19 Treffer davon allein in dieser Saison. Ob der 29-Jährige auch in der nächsten Saison an der Elsenz weiter auf Torejagd gehen wird, ist derzeit völlig offen. Seine Torgefährlichkeit macht Kramaric, der in Hoffenheim noch bis Juni 2022 Vertrag hat, bei den Top-Klubs begehrlich. Kramaric steht altersbedingt womöglich vor seinem letzten großen Vertragsabschluss im Profifußball. Ob er diesen nun bei der TSG oder bei einem anderen Verein abschließen wird, entscheidet er erst nach der Europameisterschaft. Hier bekommt der Vizeweltmeister nochmal eine große Bühne, um sich internationalen Vereinen zu präsentieren. Nach dem 1:1-Remis am vergangenen Wochenende in Bielefeld bedankte sich Kramaric in einem anschließenden Interview bei Verein und Mitstreitern für die tollen gemeinsamen Jahre. Über seine weitere Zukunft wollte er noch nichts verraten: „Wir werden sehen, was nächste Saison passiert.“ Gut möglich, dass der erfolgreichste Hoffenheimer Torschütze am Samstag in der erneut leeren Sinsheimer Arena sein Abschiedsspiel bestreitet. Wenngleich Hoffenheims Nummer 27 gegen die Berliner bereits sieben Mal erfolgreich war, traf er gegen sie noch nie in einem Heimspiel.
Dardai in Sinsheim noch sieglos
Auch Trainer Dardai möchte eine Negativserie beenden, zumal sein Team unter ihm als Trainer in den bisherigen fünf Gastspielen an der A6 unweit des Auto & Technik-Museums noch nie gewinnen und nur einen Punkt entführen konnte. Für Dardai geht der Blick bereits in Richtung nächste Saison: „Wenn wir in Hoffenheim nicht verlieren, haben wir eine Serie von neun ungeschlagenen Partien hinter uns. Dann herrscht eine positive Energie. In der Vorbereitung auf die kommende Runde wird es dann heißen: Der neunmal in Folge ungeschlagene Hauptstadtklub legt los." Verletzungsbedingt müssen die Herthaner auf Matheus Cunha (Sprunggelenksverletzung) und Maximilian Mittelstädt (Gehirnerschütterung) verzichten. Dafür kehren Sami Khedira nach überstandener Wadenverhärtung und die zuletzt gesperrten Dodi Lukebakio und Vladimir Darida wieder in den Kader zurück.
13 Spieler gilt es zu ersetzen
Die Liste der möglichen Ausfälle bei den Hoffenheimern ist um einiges länger. Nur gut, dass es ergebnistechnisch um nichts mehr geht. So stehen Trainer Hoeneß mit den Langzeitverletzten Benjamin Hübner (Fußverletzung), Ermin Bicakcic (Kreuzbandriss), Dennis Geiger (Sehnen-OP am Oberschenkel) und Konstantinos Stafylidis (Bruch des Schienbeinkopfes) zudem noch Kevin Akpoguma (Oberschenkelverletzung), Oliver Baumann (Schambeinprobleme), Chris Richards (Oberschenkelprobleme), Christoph Baumgartner (Sprunggelenksverletzung) und Harvard Nordtveit (Fußprobleme) nicht zur Verfügung. Die Liste der verletzungsbedingten Ausfälle wird durch Munas Dabbur (private Probleme), Ishak Belfodil (Trainingsrückstand), Joshua Brenet (ausgemustert) und Mijat Gacinovic (Gelbsperre) ergänzt.
Hoeneß mit Berliner Vergangenheit
Die Bilanz aus den bisherigen 21 Bundesligaduellen spricht bei zehn Siegen, fünf Unentschieden und sechs Niederlagen für die Gastgeber. Das Hinspiel gewann die Hoeneß-Truppe souverän 3:0 im Berliner Olympiastadion. Schon damals wurden bei Hoffe-Coach Hoeneß an alter Wirkungsstätte Erinnerungen wach. Der gebürtige Münchner absolvierte in der Zeit, wo sein Vater Dieter Hoeneß im Hertha-Management tätig war, in der zweiten Mannschaft der Hauptstädter in zehn Spielzeiten über 160 niederklassige Ligaspiele, in denen er 29 Tore erzielte. Nach seiner Spielerlaufbahn wurde der 39-Jährige Fußballlehrer und betreute von 2011-2013 die A-Junioren von Hertha 03 Zehlendorf. Danach führte ihn sein Weg über RB Leipzig und Bayern München in den Kraichgau.
Sessegnon nimmt Abschied
Abschied nehmen heißt es am Samstag auch für den am vergangenen Dienstag 21 Jahre alt gewordenen Linksverteidiger Ryan Sessegnon, der nach einjähriger Leihe zum letzten Mal im TSG-Dress auflaufen wird und danach zurück zu den Tottenham Hotspurs kehrt. Völlig offen ist derzeit, ob auch Florian Grillitsch letztmals für die TSG spielen wird, da der Österreicher neben Kramaric zu den begehrtesten Hoffenheimern auf dem Transfermarkt zählt.
Im letzten Saisonspiel werden die Gastgeber erstmals in ihren neuen Joma-Trikots für die Saison 2021/22 auflaufen. Es ist zu wünschen, dass die Aufschrift im Nackenbereich des neuen TSG-Dress "TSG ist Bewegung" sich auch auf das sportliche Geschehen auf dem Spielfeld übertragen wird.
Fotos: Kraichgaufoto und Kraichgausport