Stuttgart ist als angeschlagener Boxer besonders gefährlich

Bicakcic: „Auf dem Platz gibt es keinen Steven Zuber für mich“

Beim 2:1-Erfolg über den 1. FC Nürnberg war Hoffenheims Stürmer Andrej Kramaric aufgrund seiner beiden erzielten Treffer der gefeierte Matchwinner. Doch der kroatische Vize-Weltmeister wäre sicherlich nicht derart im Mittelpunkt gestanden, wenn die Franken in der Nachspielzeit eine ihrer wenigen guten Torchancen noch zum überraschenden Ausgleich verwertet hätten. Die TSG hatte Glück, als Innenverteidiger Ermin Bicakacic per Grätsche einen Schuss von Patrick Erras leicht abfälschte und der Ball somit um Zentimeter am rechten Torpfosten vorbei ging. Es war nicht die einzige Aktion, in der sich der bosnische Nationalspieler energisch und kompromisslos den Nürnberger Angriffsbemühungen entgegenstellte. „Eisen-Ermin“, wie er noch aus Braunschweiger Zeiten aufgrund seiner unbekümmerten, robusten und kämpferischen Herangehensweise genannt wird, genießt bei den TSG-Fans aufgrund seiner Zuverlässigkeit, seines Einsatz und der offenen Art große Beliebtheit.

Die Wade hat gehalten

Nach überstandener Wadenzerrung stand er gegen den Club erstmals wieder in die Startformation und war am Ende glücklich, beschwerdefrei durchgehalten zu haben. „Für mich persönlich war es wichtig, dass die Wade hält. Bei den muskulären Geschichten ist das immer so eine Sache, wo man nie weiß woran man ist. Heute ist zum Glück alles gut gegangen“, sagte Bicakcic im Gespräch mit bwa-sport.de.

Bicakcic (Mitte) mit Offensivdrang gegen zwei Nürnberger Gegenspieler

Gegen Nürnberg war es ein Arbeitssieg

Ähnlich wie viele seiner Kollegen bemängelte auch er die schlechte Chancenverwertung gegen die „Clubberer“ in der ersten Spielhälfte: „In der 1. Halbzeit waren wir dominiert und haben brutalen Druck entfacht. Wir hätten das zweite oder dritte Tor machen können, ja machen müssen, um einfach etwas Luft bei den Nürnbergern heraus zu nehmen. In der 2. Halbzeit mussten wir sehr viel Arbeit reinstecken. Am Ende haben wir es aber dennoch geschafft, den Arbeitssieg einzufahren.“

„Haben die Partie gewendet, indem wir eine Schippe drauflegten“

Die Gründe für die nachlässige Spielweise beschrieb der Abwehrspieler wie folgt: „In der zweiten Hälfte haben wir den Gegner nicht richtig angelaufen, er hat uns dann mit einfachen Pässen aus dem Spiel genommen. Wir hätten das besser lösen müssen, denn so kam Nürnberg in gefährliche Regionen. Wenn du dem Gegner Räume gibst, ist jeder gefährlich. Zum Glück konnten wir die Partie wieder wenden, indem wir wieder eine Schippe drauflegten, um dann das zweite Tor zu machen.“

Eine Reise in die Vergangenheit

Am 26. Spieltag müssen die Kraichgauer beim abstiegsbedrohten Nachbarn VfB Stuttgart antreten. Das Gastspiel am Neckar ist für den 28-Jährigen eine Reise in die eigene Vergangenheit. Für die Schwaben spielte er von 2005 bis 2009 in der Jugend, eher er in der Saison 2009/10 in den Kader der zweiten Mannschaft des VfB berufen wurde. Nach einem Jahr bei den Profis wechselte der Bosnier zu Eintracht Braunschweig und nach deren Bundesligaabstieg im Sommer 2014 zur TSG.

Bicakcic klärt per Kopfballabwehr. Gegen Nürnberg verhinderte er in der Nachspielzeit den möglichen Ausgleichstreffer.

Mit einer konsequenten Herangehensweise drei Punkte einfahren

Der letzte Spieltag hat die Hoffenheimer ergebnistechnisch wieder näher an die internationalen Ränge heranrücken lassen. Für Bicakcic ist deshalb noch alles möglich, um das selbstgesteckte Saisonziel in Richtung Europapokal-Qualifikation zu erreichen: „Allgemein waren die Ergebnisse nicht schlecht für uns. Da müssen wir jetzt ansetzen und dranbleiben. Wir wollen in Stuttgart unbedingt dreifach punkten, und so werden wir auch an die Sache herangehen. Wichtig dabei ist, dass wir unser Spiel konsequent durchziehen.“

„Müssen uns gegen den VfB voll fokussieren und konzentrieren“

Dass dies im baden-württembergischen Direktvergleich keine einfache Aufgabe wird, ist dem Defensivspieler bewusst: „Stuttgart ist aufgrund seines Tabellenplatzes ein angeschlagener Boxer, der daher besonders gefährlich ist. Deshalb müssen wir dort höllisch aufpassen, uns voll fokussieren und konzentrieren.“ Mit Vorfreude blickt er auf die Rückkehr in die alte Heimat: „Es ist für mich wie immer ein Spiel mit einem gewissen Touch. Ich kenne dort immer noch einige Leute aus meiner Stuttgarter Zeit, von daher wird es auf alle Fälle ein geiles Spiel.“

Auf dem Platz gibt es keine Freundschaft

Ein Wiedersehen gibt es dann auch mit Steven Zuber, der in der zweiten Saisonhälfte von der Elsenz an den Neckar ausgeliehen wurde. Auf unsere Frage, was in Bicakcic vorgehe, wenn der offensiv spielende Schweizer auf ihn zustürmen würde, sagte dieser mit einem Grinsen im Gesicht: „Steven hin oder her - wir sind ja noch in Kontakt, aber auf dem Platz gibt es keinen Steven Zuber für mich, da ist er einer im VfB-Trikot mit dem roten Brustring.“

Frankfurt-Niederlage drückte auf die Stimmung

Die Trainingswoche vor dem Nürnberg-Spiel war, wie Bicakcic offen zugab, für die TSG-Profis nicht einfach: „Die unglückliche Niederlage in Frankfurt drückte schon etwas auf die Stimmung. Das 2:3  war ein harter Nackenschlag, weil wir aus einer Führung erst ein Unentschieden und dann eine Niederlagen hinnehmen mussten. Am Ende sind wir enttäuscht mit leeren Händen nach Hause gefahren.“ Doch die Mannschaft hat seiner Meinung nach die richtige Antwort gegeben: „Wir haben uns dann nochmals als Team klar unsere Ziele vor Augen geführt, uns bewusst gemacht, wohin wir wollen. Nach solchen Rückschlägen dürfen wir nicht den Kopf in den Sand stecken sondern die Ziele nicht aus den Augen verlieren. Gegen Nürnberg war es der nächste Schritt, am Samstag geht es weiter.“ „Eisen-Ermin“ ist zuversichtlich: „Ich bin optimistisch, dass wir noch einiges reißen können. Es liegt am Ende des Tages nur an uns, was wir daraus machen.“

„Sollten nur auf uns schauen“

Eine dritte internationale Teilnahme in Folge ist für den bosnischen Nationalverteidiger nach wie vor realistisch: „Auch wenn einige unserer nächsten Gegner Tabellennachbarn sind, brauchen wir nicht auf anderen schauen, nur auf uns. Alle bei uns wollen ein gemeinsames Ziel verfolgen, sowohl individuell, als auch als Mannschaft. Jeder Erfolg tut mir und der Mannschaft gut, deshalb war der Sieg gegen Nürnberg ein guter Schritt fürs Selbstvertrauen, dem ein weiterer in Stuttgart folgen sollte.“

Fotos: Kraichgaufoto

Bicakcic in Aktion und Bicakcic in Aktion

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