Zweitligist SV Sandhausen konnte in der Freitagabendpartie des 23. Spieltages erstmals drei Punkte aus dem Kaiserslauterer Fritz-Walter-Stadion entführen und kletterten nach einem verdienten 1:0-Sieg hoch auf Platz 4. Die Lauterer mussten hingegen nach zwei Siegen in Folge unter dem neuen Trainer Michael Frontzeck einen bitteren Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt hinnehmen. Nach einer zähen ersten Hälfte, in der die Gastgeber uneffektiv blieben und die Kurpfälzer sich meist auf Defensivarbeit beschränkten, bekamen im zweiten Abschnitt die 23.811 Zuschauer höheren Unterhaltungswert mit mehr Torraumszenen geboten. Das lag vor allem daran, dass die Kurpfälzer deutlich offensiver agierten und sich dank eines kuriosen Treffers von Förster nicht unverdient einen wichtigen Auswärtssieg sicherten.
SVS nimmt erstmals die Hürde Betzenberg und klettert auf Platz 4
In der ersten Hälfte treffen passive Gäste auf uneffektive Gastgeber
Sandhausens Trainer Kenan Kocak, der mit Karl und Vollmann für Zejnullahu und Derstroff neue Kräfte im Vergleich zur Nullnummer gegen Braunschweig brachte, musste kurzfristig auf Daghfous verzichten, der sich beim Aufwärmen an der Wade verletzte und durch Wright ersetzt wurde.
Die Gäste beschränkten sich zunächst auf eine sichere Defensive und störten den gegnerischen Spielaufbau durch frühes Pressing. Während die Pfälzer es notgedrungen mit langen Bällen versuchten, war meist bei der sicheren gegnerischen kopfballstarken Hintermannschaft Endstation. Die größte Torchance in den ersten 45 Minuten hatten die „Roten Teufel“ durch Spalvis, dessen Schuss aus 27 Metern SVS-Keeper Schuhen mit etwas Mühe parierte (28.).
Nach taktischer Umstellung erspielt sich Sandhausen eine optische Überlegenheit
In der 2. Hälfte reagiert SVS-Coach Kocak, indem er Stiefler für Wright brachte und dadurch die Dreier- zur Viererkette auflöste. Die Schwarz-Weißen fanden dadurch deutlich mehr Bindung zum Spiel. Nachdem der Lauterer Spalvis eine Flanke von Borrellos knapp am rechten Pfosten vorbei köpfte (57.), waren es in der Folge die Gäste, die die Schlussphase deutlich tonangebend gestalteten. Nachdem Paqarada aus der Distanz an Torhüter Müller scheiterte (64.), der eingewechselte Ibrahimaj den FCK-Keeper im „Eins gegen Eins“ nicht überwinden konnte (69.), verzog kurz darauf Sukuta-Pasu aus aussichtsreicher Position (71.). Während der Tabellenletzte weiter hohes Risiko ging, nutze das Kocak-Team die sich daraus resultierenden Freiräume.
Förster erzielt mit Standschwierigkeiten das "Tor des Tages"
Unter Mithilfe des Lauterer Vucur, der den Ball unglücklich an der Strafraumgrenze direkt auf Förster spitzelte und dieser trotz Standschwierigkeiten den Ball ins rechte Ecke traf, gingen die Gäste nicht unverdient in Führung(78.). In der Folge verteidigten die Kurpfälzer leidenschaftlich die Führung, die nur einmal in Gefahr geriet, als Vucur den Ball aus fünf Metern übers Tor jagte (87.). Trotz sechsminütiger Nachspielzeit konnte der SVS den knappen, aber aufgrund der in der zweiten Hälfte gezeigten Leistungen, verdienten ersten Sieg auf dem Betzenberg feiern. Sandhausens Abwehrbollwerk bleibt bei erst 19 Gegentreffern weiterhin das Stärkste der Liga, und kann nach sieben ungeschlagenen Partien sich weiter in der Spitzengruppe auf Platz 4 positionieren.
"Unser Weg ist noch nicht zu Ende"
Während SVS-Präsident Machmeier seinem Team eine brutale Mentalität attestierte, nachdem sie weiterhin verletzungsbedingt viele Nackenschläge wegstecken muss, freute sich der Geschäftsführer Sport Schork vor allem über das stabile und selbstbewusste Auftreten der Mannschaft, wenngleich ihm als Manko die schlechte Chancenwertung erneut missfiel. Der Ex-Lauterer Linsmayer sprach aufgrund der starken zweiten Hälfte von einen verdienten Sieg. Für den Mittelfeldspieler ist die Defensive der Schlüssel zum Erfolg: „Wir sind momentan einfach die defensiv stärkste Mannschaft der Liga - und das, obwohl wir so viele Ausfälle verkraften müssen. Unser Weg ist noch nicht zu Ende.“
"Der Trainer hat für jede Situation die passende Antwort"
Abwehrspieler Karl lobt die Arbeit von Coach Kocak: „Unser Trainer macht das schon überragend, wie er für jede Situation die passende Antwort findet. Nach den Problemen in der ersten Halbzeit haben wir umgestellt und auf einmal hatten wir das Spiel im Griff. Der Trainer ist unheimlich ehrgeizig und das gibt er an uns weiter. Es macht einfach Spaß zurzeit.“ Am nächsten Samstag (13 Uhr) muss der SVS erneut auswärts ran - diesmal wartet Union Berlin. Wenn im Sandhäuser-Spiel weiter die Faktoren Spaß und Erfolg dominieren, nimmt die Erfolgsgeschichte des kleinsten Zweitligisten zunehmend beängstigende Züge an.
Statistik:
1. FC Kaiserslautern: Müller – Mwene, Callsen-Bracker, Vucur, Guwara – Correia (80‘ Esmel), Seufert – Borello, Jenssen (65' Altintop) – Spalvis (71' Andersson), Osawe
SV Sandhausen: Schuhen – Kister, Karl, Knipping – Gislason, Linsmayer, Förster (90‘ Jansen), Paqarada – Wright (46' Stiefler), Vollmann (67' Ibrahimaj) – Sukuta-Pasu
Tore: 0:1 Förster (78‘)
Zuschauer: 23.811
Fotos: Kraichgausport und SV Sandhausen