Trainingsauftakt am Sonntagmittag am Sandhäuser Hardtwald, 27 Spieler präsentieren sich den Fans, nur einer fehlte – der Trainer. Alois Schwartz hatte sich kurzfristig in Richtung 1. FC Nürnberg verabschiedet. bwa-sport.de sprach mit Sandhausens sportlichem Leiter Otmar Schork über die aktuelle, schwierige Situation.
Der kurzfristige Wechsel von Trainer Alois Schwartz zum 1. FC Nürnberg sorgt für viel Unverständnis in Sandhausen.
Otmar Schork: Wir waren alle überrascht und enttäuscht zugleich. Nachdem Alois Schwartzuns am vergangenen Montag über das Nürnberger Interesse informiert hat, haben Präsident Jürgen Machmeier, der Trainer und ich uns zusammengesetzt und die Situation besprochen. Wir versuchten ihn dabei vom Bleiben zu überzeugen, zumal er uns vor zwei Wochen noch per Handschlag zugesichert hat, endgültig am Hardtwald zu bleiben.
Was waren die Beweggründe für seine kurzfristige Entscheidung?
Schork: Er wollte unbedingt in Nürnberg den nächsten Karriereschritt machen und war davon nicht mehr abzubringen. Am Samstag, einen Tag vor unserem Trainingsstart, hat er uns seinen Entschluss endgültig mitgeteilt. Wir bedauern dies sehr, zumal wir drei Jahre sehr intensiv und erfolgreich zusammengearbeitet haben. Wir haben die komplette neue Kaderbildung gemeinsam zusammengestellt, von daher ist der Zeitpunkt fatal.
Es gab Absprachen, die am Ende nicht eingehalten wurden.
Schork: Natürlich bleibt ein bitterer Beigeschmack. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass er sich von den anderen Trainersituationen bei einer Reihe anderer Vereine abhebt. Für den Alois wäre es eine große Chance gewesen mit unserem neu zusammengestellten Kader, zusammen mit dem Verein, den nächsten Schritt zu machen. Ich bin mir sicher, dass er dann auch am Ende der Saison Erstliga-Angebote bekommen hätte. Wir haben ihm in den Vertragsgesprächen im Oktober 2016, als er um zwei Jahre verlängerte, zugesichert bis zum 30. Mai 2016 aus dem Vertrag aussteigen zu können, falls er sich sportlich verbessern könnte. Auch Anfang Juni, als Anfragen aus Darmstadt und Kaiserslautern kamen, wären wir gesprächsbereit gewesen. Doch nach seiner Zusage vor zwei Wochen war es für uns alle eindeutig klar, dass er bei uns bleiben wird. Deshalb ist die Enttäuschung umso größer, bitter und am Ende auch emotional.
Sie haben eine neue Mannschaft aber keinen Trainer. Wie geht es weiter?
Schork: Wir haben aus unserer Sicht einen sehr guten Kader zusammengestellt und für den gilt es jetzt den richtigen Trainer zu finden. Dies wird eine kurzfristige Aufgabe, eine Herkulesaufgabe in Anbetracht dessen, dass wir mit dem Training begonnen haben und der Trainermarkt unterschiedlich zu bewerten ist. Es gibt für uns drei Variationsmöglichkeiten: Vertragslose Trainer oder Trainer, die fest bei Vereinen installiert sind und als letztes die vereinsinterne Lösung.
Hat das derzeitige Trainerteam die Trainerlizenz?
Schork: Da bestehen keine Probleme. Gerhard Kleppinger hat die Fußballlehrerlizenz und könnte als Cheftrainer fungieren.
Es dürfte nicht billig sein einen Trainer kurzfristig an Land zu ziehen.
Schork: Das Wirtschaftliche ist derzeit nicht vordergründig. Wichtig ist den richtigen Trainer zu finden, der zu haben ist und zur Mannschaft passt.
Nachdem zuletzt immer häufiger Trainer ihre Verträge nicht erfüllen, gar Ablösesummen gezahlt werden, hat sich in diesem Bereich vieles geändert.
Schork: Ja, in diesem Bereich ist eine neue Dimension entstanden. Es ist durchaus legitim, dass wie bei Spielern auch aus sportlichen und wirtschaftlichen Gründen Trainerwechsel möglich sind – auch trotz bestehender Verträge. Entscheidend ist hier jedoch der Zeitpunkt. So wie es bei uns der Fall war, dass zwei Tage vor Trainingsbeginn der Trainer den Verein wechselt, ist eine fatale Situation.
Wie sollte der neue SVS-Trainer denn sein?
Schork: Wir benötigen einen Trainer bzw. ein Trainerteam, dass gut mit älteren, erfahrenen Spielern, aber auch mit jungen Talenten umgehen kann, ihnen Chancen ermöglicht. Eine Handschrift des neuen Cheftrainers muss erkennbar sein. Ich bin zuversichtlich, dass wir unter den möglichen Kandidaten noch in dieser Woche fündig werden.
Nach der letztjährigen hohen Bürde mit drei Minuspunkten zum Start gehen Sie jetzt mit dem Trainerwechsel in die Saison.
Schork: Wir legen sehr viel Wert auf Mentalität und Charakter der Spieler. In unserer Mannschaft steckt sehr viel Substanz und daher bin ich zuversichtlich, dass wir vom Mannschaftsgefüge her den nächsten Entwicklungsschritt machen werden.
Foto: BWA