„Traue der TSG Hoffenheim eine internationale Platzierung zu!“

Exklusiv-Interview mit dem ehemaligen, erfolgreichen Hoffenheimer Co-Trainer Peter Zeidler
Zeidler war Co-Trainer unter Ralf Rangnick in den Jahren 2008 – 2011. Gegen Frankfurt war er erstmals seit seiner Trennung vor vier Jahren wieder bei einem Spiel der TSG. In seiner Trainerzeit ist Hoffenheim in die Bundesliga aufgestiegen. Der 52-Jährige war sehr angetan von der spielerischen Vorstellung seines Ex-Vereins. Im Gespräch mit  bwa-sport.de wurde deutlich, dass der gebürtige Schwäbisch-Gemünder noch viele Sympathien zum Dorfverein hat.

Herr Zeidler, schön Sie mal wieder bei einem Spiel der TSG im Stadion zu sehen. Wie geht es Ihnen?
Peter Zeidler: Danke der Nachfrage. Für mich ist es etwas Besonderes heute hier im Stadion zu sein. Es ist das erste Mal, seit meinem Weggang vor fast vier Jahren, dass ich wieder bei einem Spiel der TSG bin. Meine Familie lebt nach wie vor in Stuttgart und so war der Weg nicht all zu weit. Ich habe jedoch einige Zeit gebraucht, um die Vergangenheit, in Verbindung mit unserem damaligen Ausscheiden, zu verarbeiten. Das Gefühl, als ich erstmals wieder die Arena betrat, war schon etwas Besonderes. Ich spürte gleich, dass ich mich hier wieder sehr wohl fühle und zu Hause bin.

Was haben Sie zuletzt gemacht?
Zeidler: Ich war ein Jahr in der französischen Zweiten Liga beim FC Tours, wo wir mit einer jungen Mannschaft eine tolle Saison gespielt haben. Seit zweieinhalb Jahren trainiere ich die Zweite Mannschaft von Red Bull Salzburg, die unter dem Namen FC Liefering in Österreich spielt. Um in die Zweite Liga aufsteigen zu dürfen, war eine Namensänderung von Nöten. Wir wurden Meister der österreichischen Regionalliga und als Aufsteiger in der vergangenen Saison Dritter. Es läuft sportlich sehr erfolgreich, daher bin ich auch sehr glücklich und zufrieden in Salzburg.

Sie galten zusammen mit Ralf Rangnick als untrennbares Trainer-Duo.
Zeidler: Die gemeinsame Zeit mit Ralf hier in Hoffenheim wird unvergessen bleiben. Wir hatten eine schöne und vor allem erfolgreiche Zusammenarbeit. Er war es auch, der mich aus Frankreich zurückholte und als Sportdirektor des FC Red  Bull Salzburg zum neugegründeten FC Liefering installierte.

Wie umfangreich ist ihre Zusammenarbeit?
Zeidler: Da Ralf sowohl für Leipzig als auch für Salzburg verantwortlich ist, hat er jede Menge Aufgaben zu bewältigen, so dass wir nicht täglich aber schon öfters miteinander reden. Wie in Hoffenheim ist er auch hier mein  Chef – wie immer.

Wie haben Sie aus der Distanz die weitere Entwicklung der TSG verfolgt?
Zeidler: Hoffenheim hat in den letzten Jahren, nachdem wir im Januar 2011 den Verein verlassen haben, einen zweigeteilten Weg bestritten. Da war zunächst eine chaotische Phase mit vielen Fehlentscheidungen. Hier möchte ich aber die Zeit unter Trainer Holger Stanislawski ausdrücklich herausnehmen. Aus der Ferne betrachtet hat man einiges davon mitbekommen. Es war keine klare Linie zu erkennen und die vielen unglücklichen Transfers und sonstigen Personalentscheidungen haben dem Verein sehr geschadet.

Und die andere Phase?
Zeidler: Die TSG hat wieder zu ihrer Identität zurück gefunden, was sehr eng mit Manager Alexander Rosen und Trainer Markus Gisdol zusammenhängt. Jetzt weiß man wieder für was Hoffenheim steht.

Können Sie dies etwas konkretisieren?
Zeidler: Hoffenheim unterscheidet sich von anderen Vereinen in der Art und Weise, wie man Fußball spielen lässt. Nicht nur das offensiv ausgerichtete Spielsystem, vielmehr  der moderner Fußball hebt sich heraus. Die Zuschauer honorieren dies, sie haben ein feines Gefühl hierfür.

Markus Gisdol wird als Trainer nachgesagt, ein ähnlicher Typ wie Ralf Rangnick zu sein. Können Sie dies bestätigen?
Zeidler: Klar, Markus Gisdol hat lange mit Ralf Rangnick gearbeitet. Da schaut man sich viele Dinge ab, hat in den groben Zügen dadurch auch die gleiche Auffassung vom Fußball. Doch jeder muss, unabhängig davon, seine persönliche Note vom Fußball hinein bringen. Gisdol und Rosen haben hier, vor allem in ihrer Anfangszeit im Frühjahr 2013, sehr viel Arbeit vorgefunden. Ich denke da vor allem an den vorhandenen, aufgeblähten Spielerkader. Sie haben dies vorzüglich gemeistert und der Erfolg gibt ihnen Recht. Mit Respekt ziehe ich den Hut vor ihrer Arbeit. In Hoffenheim ist wieder was Großartiges entstanden. Man hat einen berechtigten Platz in der Bundesliga, die Zuschauer nehmen dies dankbar an.

Welche Platzierung trauen Sie der Mannschaft am Saisonende zu?
Zeidler: Da muss man zunächst einige Dinge klar stellen. Hoffenheim ist keine Mannschaft mehr mit nur jungen Spielern, die nur um den Klassenerhalt spielt. Man hat einen qualitativ sehr guten Kader, der durchaus unter die ersten sechs der Tabelle kommen kann. Die Jungs, die da spielen, haben alle ihre Klasse und daher traue ich ihnen eine Platzierung zwischen zwei und sechs durchaus zu.

Eine sehr mutige Prognose, die viel Vertrauen in die Mannschaft voraussetzt.
Zeidler: Natürlich hoffe und wünsche ich es der TSG, sie können es schaffen, ohne Zweifel. Die Qualität ist vorhanden.
Die Europa- oder Champions-League Qualifikation ist möglich, warum nicht.

Foto: BWA

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