Trotz Verletzung: Für einen Torwandtreffer mit der Picke reichte es dennoch

Niklas Süle im Aktuellen Sportstudio

Hoffenheims Publikumsliebling und Jungstar Niklas Süle musste beim Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg nach 37 Minuten, nach einem Zweikampf mit Nationalstürmer Mario Gomez, mit einer Beckenprellung verletzungsbedingt ausscheiden. Sein Einsatz am Dienstag beim SV Darmstadt 98 ist mehr als fraglich. Am Samstagabend war der gebürtige Frankfurter dennoch zu Gast im Aktuellen Sportstudio des ZDF am Mainzer Lerchenberg. Im Gespräch mit Moderatorin Karin Müller-Hohenstein sprach der 21-Jährige über seine bislang erfolgreiche, ereignisreiche Karriere. Schwerpunktthemen waren dabei die Silbermedaille in Rio, das Debüt in der Nationalelf und seine Zeit in der Jugendabteilung der TSG. 

Für Niklas Süle ging es innerhalb weniger Monate steil bergauf. Zunächst ging der Blick zurück in die Anfangszeiten, als er noch in der F-Jugend zu den Strafraum-Ungeheuern gehörte. Über 100 Tore pro Saison gingen auf sein Konto. In der E-Jugend waren es dann immerhin noch 70. Nach Hoffenheim wechselte er im Alter von 14 Jahre als Stoßstürmer. Als ein Innenverteidiger ausfiel, half Niklas im 1899-Nachwuchsteam in der Defensive aus. Die Folge war, dass er plötzlich vom Stürmer zum Innenverteidiger wurde. Daran hat sich auch in den Folgejahren nichts geändert, was sich heute letztendlich als glückliche Entscheidung herausstellt. Süle: „Es schadet nicht, wenn Innenverteidiger wissen wo das Tor des Gegners steht und was den Stürmern durch den Kopf geht.“

Mit 21 Jahren ist Süle ein Profi mit glänzenden Perspektiven und der Erfahrung von mittlerweile fast 80 Bundesligaspielen. Für viele ist er bereits ein gestandener Bundesligaprofi, von dem man glaubt, dass er schon über zehn Jahren Erstligaerfahrung verfügt. Süle verfügt über einen hervorragenden Charakter und viel Bodenständigkeit. Sein Berater, der erfahrene und ehemalige mehrfache Nationalspieler Karlheinz Förster, hat stets ein wachsames Auge auf den Jungstar und achtet sehr darauf, dass er alles richtig, wohlüberlegt einordnet. Doch die momentane Situation ist eine völlig neue, denn es öffnen sich urplötzlich aufgrund konstant guter Leistungen alle Türen.

Wenngleich national wie internationale Top-Vereine mit dicken Verträgen locken, lehnte Süle interessante Angebote ab und hielt sein Wort, das er der TSG am Saisonende gab und blieb. Sowohl die Familie als auch sein Berater waren sich hier einig, dass ein solcher Schritt noch zu früh kommt.

Niklas erzählt die Geschichte vom Anruf des Bundestrainers, als er auf der Rückfahrt vom einem Fußballcamp an der Tankstelle war und ihm fast der Zapfhahn aus der Hand fiel bzw. der Tank überlief, als er Joachim Löw an der Leitung hatte. Einige Tage später debütiert er im Nationaltrikot beim Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger. Süle: „Für mich war es zusätzlich ein großer Augenblick, bei so einem Abschiedsspiel dabei sein zu dürfen.“ Zuvor gab es noch einen weiteren, unvergesslichen Erfolg zu feiern. Nach einer unglücklichen, knappen Niederlage im Elfmeterschießen, im mit gefühlten 100.000 Zuschauern gefüllten Maracanã-Stadion in Rio, holt er Silber.

Doch auch an Negatives wurde bei den Mainzelmännchen angesprochen. Da war vor drei Jahren der Kreuzbandriss im Spiel gegen Frankfurt, der die steile Karriere mit ungewisser Zukunft stoppte. Für Süle war es „ein Comeback mit 19 Jahren“.
Die Rückkehr über die lange, anstrengende Reha waren zwar qualvoll, haben ihn aber auch reifen lassen. Süle: „Ich bin heute noch Hoffenheim dankbar, dass ich hier beste Möglichkeiten zur Genesung bekam. Nirgends hätte ich bessere Bedingungen haben können.“

Für seine Bodenständigkeit spricht, dass er nach Olympia und dem Länderspieldebüt an zwei freien Tagen nach Walldorf zu seinem ersten Klub zurückkehrte. „Der Empfang war für mich ein besonderes Gefühl und ich habe mich an das erinnert, was mir meine Eltern immer gesagt haben: ´Wenn der Erfolg kommt, darfst du nicht vergessen wo du her kommst´,“ sagte Süle und bekam erneut lautstarken Beifall vom Studiopublikum.
Auf die Frage der Moderatorin, wo er noch Steigerungspotenzial sieht, kam das Stürmergen aus den Jugendzeiten wieder zum Vorschein. Süle: „Mein Ziel ist es künftig auch in der Offensive mehr Akzente zu setzen und einige Tore zu schießen.“
Für seinen Ehrgeiz sprach, dass er trotz Schmerzen im Beckenbereich sich an der ZDF-Torwand versuchte. Auch wenn es nur mit der Picke ging, zu einem Treffer rechts unten reichte es trotzdem.

Foto: Kraichgaufoto

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