TSG empfängt die „königsblaue Saisonenttäuschung“

Gegen Absteiger Schalke 04 soll der Klassenerhalt festgemacht werden

Noch drei Spieltage, dann endet die Bundesliga-Saison 2020/21, die aufgrund der Corona-Pandemie als eine der außergewöhnlichsten Spielzeiten in die Geschichte eingehen wird. Während die Meisterschaft höchstwahrscheinlich bereits am Wochenende zum neunten Mal in Folge an den FC Bayern geht und der FC Schalke 04 bereits als 145. Bundesligaabsteiger feststeht, ist besonders der Abstiegskampf hartumkämpft. Die TSG Hoffenheim möchte am Samstag (15.30 Uhr) mit einem Heimsieg über die Königsblauen bei deren Abschiedstournee den endgültigen Klassenerhalt festmachen. Mit den dann erzielten 39 Punkten dürfte für das Team von Trainer Sebastian Hoeneß anschließend gegen die noch um den Klassenerhalt ringenden Bielefelder und Herthaner nichts mehr anbrennen lassen.

Hoffenheims Kaderabek (2.v.l.) beim Kopfballduell mit dem Schalker Oczipka

Unvergessene 0:4-Hinspielpleite

Die Kraichgauer haben nach der überraschenden 0:4-Hinspielpleite in der Veltins-Arena noch eine Rechnung offen. Die zugleich höchste Pflichtspielniederlage für Hoeneß als TSG-Trainer war für S04 zugleich der erste Saisonsieg und zudem der erste Dreier nach zuvor 30 sieglosen Bundesliga-Spielen. Für einen erneuten Schalker Sieg spricht herzlich wenig, zumal der Traditionsverein aus dem Westen nach wie vor noch ohne Auswärtssieg ist und bei seinen bislang zwölf Gastspielen in Sinsheim nur einmal in der Saison 2015/16 mit einem 4:1-Erfolg als Sieger vom Platz ging. Zudem muss das Team von Trainer Dimitrios Grammozis am Wochenende auf die gesperrten Thiaw, Stambouli und Sané sowie auf William verzichten, der sich im Training einen Kreuzbandriss zuzog. In der Bundesliga ist die Bilanz mit jeweils neun Siegen bei sieben Remis ausgeglichen.

Schalkes außergewöhnlicher Abstieg

Für die Knappen, die in dieser Woche ihr 117-jähriges Bestehen feiern, ist der erste Abstieg seit 1988 ganz besonders schmerzhaft. Nach dem Saisonabpfiff am 22. Mai werden die Schalker nach 111 Spieltagen als Tabellenschlusslicht einen historischen Bundesliga-Rekord aufstellen. Viele Fußballfans stellen sich die Frage, wie es soweit kommen konnte, zumal S04 vor drei Jahren noch die Vizemeisterschaft feierte. Nach einer katastrophalen Personalpolitik, fünf verschiedenen Cheftrainern in dieser Saison, zwei Vorständen die ihren Rücktritt erklärten, einer finanziellen Schieflage mit 217 Millionen Euro Verbindlichkeiten und internen Streitereien musste es soweit kommen. 21 Saisonniederlagen sowie die magere Ausbeute von 13 Punkten nach 30 Spieltagen sind ein außergewöhnlicher Negativrekord.

TSG-Keeper Baumann klärt per Faustabwehr

Gelingt S04 die sofortige Rückkehr?

Ob es die Königsblauen nach einem Zwangsjahr Zweitklassigkeit als 143. direkter Aufsteiger zurück in die Eliteliga schaffen, darf bezweifelt werden. Es gibt genügend Beispiele von Traditionsvereinen, bei denen der Abwärtstrend nicht gebremst werden konnte. Zu wünschen ist dies den Schalkern nicht, schon allein wegen ihrer außergewöhnlichen Fankultur und den bundesweit zahlreichen Anhängern. Personell wurden bereits einige Entscheidungen für die neue Saison getroffen: Rouven Schröder wird neuer Sportdirektor, Mathias Schröder fungiert als Direktor für die Knappenschmiede und Entwicklung, Youri Mulder - wie Schröder ein ehemaliger Eurofighter von 1997 – wechselt in den Aufsichtsrat und mit Danny Latza (FSV Mainz) und Simon Terodde (Hamburger SV) wurden zwei ablösefreie Neuzugänge verpflichtet.

Kramaric auf dem Weg zum nächsten Torrekord

Während bei S04 Negativrekorde vorherrschen, strebt bei den Hoffenheimern, die seit vier Bundesligaspielen ungeschlagen sind, Torjäger Andrej Kramaric einen persönlichen Rekord an. Ihm fehlt noch ein Treffer, um den Vereinsrekord von Vedad Ibisevic aus der Saison 2008/09 mit 18 Treffern einzustellen. Der Bosnier erzielte in der ersten Bundesligasaison der Kraichgauer alle 17 Treffer in der Hinrunde, da er sich nach dem Gewinn der Herbstmeisterschaft in der Rückrundenvorbereitung einen Kreuzbandriss zuzog. Kramaric über die aktuelle Situation in einem Vereinsinterview: „Wir haben noch drei Spiele zu absolvieren und ich kann meinen persönlichen Torrekord brechen. Ich bin glücklich über die Ausbeute, aber insgesamt nicht vollends zufrieden, da wir alle besser spielen können.“

Personell wieder mehr Alternativen

Personell sieht es bei den Nordbadenern nach der einwöchigen Ligapause wieder deutlich besser aus. Trainer Hoeneß stehen inzwischen mehr Alternativen zur Verfügung. Der im letzten Spiel in Freiburg (1:1) verletzt ausgeschiedene Innenverteidiger Stefan Posch sowie der leicht angeschlagene Kevin Vogt sind wieder im Mannschaftstraining und auch die länger verletzten Sebastian Rudy, Kevin Akpoguma, Marco John und Mijat Gacinovic stehen am Samstag höchstwahrscheinlich wieder zur Verfügung. Fehlen wird aber gegen Schalke die Bayern-Leihgabe Chris Richards.

Für Dabbur und Nordtveit ist die Saison beendet

Demgegenüber ist neben den Langzeitverletzten Ermin Bicakcic, Dennis Geiger, Benjamin Hübner und Konstantinos Stafylidis auch für Stürmer Munas Dabbur und Defensivspieler Harvard Nordtveit die Saison beendet. Während der 28-jährige Dabbur wegen privater Probleme in Zusammenhang mit der Aufenthaltsgenehmigung seiner Frau in seine israelische Heimat reiste und anschließend durch die verschärften Quarantäne-Vorschriften für den Bundesligisten wohl nicht mehr in dieser Saison zum Einsatz kommen dürfte, verabschiedete sich der 30-jährige Nordtveit in Richtung norwegische Heimat. Hoffenheims „Wikinger“ plagen schon länger Fußprobleme, die nun unbedingte Ruhe benötigen. Es bleibt in diesen Tagen noch abzuwarten, ob weitere Spieler beim speziellen Quarantäne-Endspurt der Bundesligisten fehlen werden.

Fotos: Kraichgaufoto

Akpoguma (re.) im Zweikampf, Skov setzt sich durch, Posch (re.) beim Kopfballduell, und Kramaric auf Tor-Rekordtour

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