TSG geht favorisiert in die K.o.-Phase gegen Molde FK

Sinn oder Unsinn: Europas Spitzenteams reisen zu Coronazeiten quer durch den Kontinent

Der Blick auf die Flugrouten in dieser Woche quer durch Europa scheint zunächst verwirrend, doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, was zu Coronazeiten alles möglich ist. Europas Spitzenvereine reisen in der Champions- und Europa-League quer durch den Kontinent. Vereine, die aufgrund der hohen Infektionszahlen keine ausländischen Mannschaften als Gastgeber ins jeweilige Land einreisen lassen dürfen, haben sich kurzfristig andere Spielorte in anderen Ländern zum Ausweichen gesucht. Was man in der aktuellen Situation davon halten soll, ist jedem selbst überlassen. Wir kommen dennoch unserer journalistischen Aufgabe nach und berichten über das bevorstehende Gastspiel der TSG Hoffenheim am Donnerstag (live im Free-TV auf RTL-Nitro um 21 Uhr) im Sechzehntelfinale der Europa League im spanischen Villarreal gegen den norwegischen Vertreter Molde FK. Für die Kraichgauer ist es die erste Teilnahme in der Vereinsgeschichte an einer europäischen K.o.-Runde. Das Los für die Zwischenrunde bescherte der TSG keinen der namhaften, klangvollen Namen des europäischen Vereinswettbewerbs, sondern eher einen unbekannten, dafür sportlich lösbaren Gegner.

Nordtveit freut sich auf das Duell mit seinen Landsleuten

Havard Nordtveit war zunächst der einzige TSG-Profi, der über die Auslosung besonders glücklich war: „Ich freue mich total auf die Partie in Molde, weil ich zum ersten Mal, nachdem ich mit 17 Jahren Norwegen verlassen habe, gegen Landsleute antrete. Es macht mich stolz, dass ich das erlebe und meinen Mitspielern meine Heimat zeigen kann.“ Die Vorfreude erhielt jedoch einen herben Rückschlag, da kurzfristig das Auswärtsspiel anstatt im heimischen Aker-Stadion mit einer Kapazität von 11.800 Plätze nun im spanischen Villarreal ausgetragen werden muss. Da aufgrund der Corona-Pandemie seit Ende Januar die norwegischen Grenzen dicht sind, mussten die Gastgeber sich nach einer Alternative umschauen und wurden in Spanien fündig.

Hoffenheims Pavel Kaderabek, hier im Champions League-Spiel gegen Olympique Lyon, fordert gegen Molde FK eine ähnlich starke Leistung wie zuletzt gegen Dortmund

Eines der besten Teams in Norwegen

Nordtveit, der 52 Länderspiele für Norwegen absolvierte, findet durchweg lobende Worte über den kommenden Gegner, der im vergangenen Jahr in der Qualifikation zur Champions League in den Playoffs nur knapp an Ferencváros Budapest scheiterte und sich zuletzt in der Gruppenphase hinter dem FC Arsenal als Zweiter für die Europa League-Endrunde qualifiziert hat: „Molde ist eine robuste und spielerisch starke Mannschaft. Das Team kann gut Fußball spielen und gilt als eines der Besten in Norwegen.“

Ungleiche Voraussetzungen

Die aktuellen Voraussetzungen sind für beide Mannschaften sehr ungleich. Während die Kraichgauer mitten im Saison-Spielrhythmus sind, befinden sich die Nordeuropäer seit Januar in der Saisonvorbereitung, wo sie bereits einige Testspiele absolviert haben. Da sich die norwegische Liga traditionell am Kalenderjahr orientiert, startet die Saison in diesem Jahr anstatt Anfang Februar erst am 5. April. Das letzte Pflichtspiel bestritt Molde am 10. Dezember, am sechsten Spieltag der Gruppenphase.

Munas Dabbur möchte mit der TSG Europapokalgeschichte schreiben

Eine erfolgreiche Saison gespielt

Auch in der Liga kann die Mannschaft auf eine durchaus erfolgreiche Saison zurückblicken. Am Ende belegte Molde hinter FK Bodø/Glimt den zweiten Rang. „Unser Anspruch ist es, jedes Jahr Meister zu werden. Aber 2020 hat FK Bodø/Glimt wie von einem anderen Stern gespielt. Sie waren so dominant wie der FC Bayern in Deutschland. Entsprechend mussten wir auch mit dem zweiten Platz zufrieden sein, aber nächste Saison wollen wir wieder angreifen“, sagte Molde-Spieler Birk Risa in einem Interview mit dem Hoffenheimer Vereinsmagazin SPIELFELD. Am Saisonende verlor der Vizemeister mit Vereinslegende Mattias Moström und Torjäger Leke James zwei Leistungsträger. Doch die beiden waren nicht die einzigen Top-Spieler, die der Verein hervorbrachte. So spielte Dortmunds Top-Torjäger Erling Haaland von 2017 bis 2018 für die Blau-Weißen, ebenso Ole Gunnar Solskjær von 1994 bis 1996, ehe er als Spieler elf Jahre lang für Manchester United aktiv war und dann seit 2018 als Trainer für den englischen Traditionsverein tätig ist. Solskjær feierte als Molde-Trainer zwischen 2011 und 2013 zwei Meistertitel.

An die Leistungen in Dortmund anknüpfen

Aktuell wird der am 19. Juni 1911 gegründete Verein von Erling Moe trainiert, der Molde FK 2019 zur Meisterschaft führte. Der 50-Jährige bevorzugt ein 4-2-3-1-System, bei dem Mittelfeldspieler Magnus Wolff Eikrem Dreh- und Angelpunkt ist. Für Nordtveit ist er der beste Spieler in Norwegen und könnte in jeder europäischen Mannschaft mitspielen. Ansonsten gibt es keine großen Namen im Team, das vielmehr als Kollektiv erfolgreich ist. Der Bundesligist geht zwar als klarer Favorit an den Start, doch fordert TSG-Profi Pavel Kaderabek eine konzentrierte und ähnlich starke Leistung wie zuletzt beim 2:2 in Dortmund.

Kramaric fällt aus

Neben den Langzeitverletzten stehen Nordtveit und Andrej Kramarić verletzungsbedingt Im Hinspiel am Donnerstag nicht zur Verfügung. Auch Ishak Belfodil und Robert Skov können die Reise nach Spanien nicht antreten. Der für Kramaric womöglich von Beginn an auflaufende Munas Dabbur heißt es jetzt in der K.o.-Phase nur noch: „Alles oder nichts – verlieren verboten!“ Der Israeli möchte auch einen Beitrag zum Weiterkommen leisten, den er kurz und treffend formuliert: „Zeit, um Geschichte zu schreiben!“ Um zurück zum Sinn oder Unsinn der Querfliegerei durch Europa zu kommen, das Rückspiel am 25. Februar findet in Sinsheim statt - natürlich wieder ohne Zuschauer.

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Stürmerstar Andrej Kramaric fehlt im Hinspiel

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