TSG Hoffenheim hofft auf „Big-Pionts“ in Leipzig

Nagelsmänner können Auswärtsrekord aufstellen - Wo waren die Journalisten?

Zum Abschluss des 23. Bundesliga-Spieltages duellieren sich am Montagabend um 20.30 Uhr RB Leipzig und die TSG Hoffenheim. Das dritte Aufeinandertreffen in dieser Saison findet zu ungeliebter Spielzeit statt, so dass einige Hoffenheimer Fangruppen bereits im Vorfeld angekündigt haben, nicht in den Osten zu reisen, um mit einem organisierten Support die Mannschaft zu unterstützen.

Trotz Montagsspiel sind 300 Fans dabei

In Leipzig werden aufgrund des ungünstigen Termins 300 Hoffe-Fans erwartet. Aus einem Schreiben einer Fangruppierung hieß es: „Als Gruppe haben wir uns dafür entschieden dieser fanunfreundlichen Anstoßzeit keine Bühne zu geben. Montags nach Leipzig ist eine Untat des DFB’s und wird von uns nicht mitgetragen. Dies ist kein Boykottaufruf unsererseits. Wir überlassen es jedem selbst unser Team in Leipzig zu unterstützen“. Diese Situation wird sich erst ändern, wenn die DFL ihre Ankündigung wahr macht und die Montagsspiele ab der Saison 2021/22 aus dem Terminkalender streicht. Bis dahin werden alle beteiligten Vereine und ihre Fans ihre Unzufriedenheit kund tun.

Kerem Demirbay (am Boden) versucht sich gegen seinen Leipziger Gegenspieler zu behaupten

Montagsspiele sind für die Mannschaft problemlos, nicht aber für die Fans

TSG-Trainer Julian Nagelsmann versteht das Fanverhalten: "Die Mannschaft beeinflusst es nicht besonders. Wir sind es gewohnt auch abends zu spielen. Man kann das Training so steuern, dass wir uns an den Rhythmus gewönnen. Für den Fan ist es natürlich nicht einfach und nicht die beste Situation. Es ergibt aber auch keinen Sinn, wenn man als Fan jedes Montagsspiel zu boykottiert. Ich finde es schöner den Spieltag abzuschließen, weil wir dann schon alle Ergebnisse kennen."

Tabellarisch eine bedeutende Partie

Leipzig gegen Hoffenheim ist nicht nur ein Duell um eine internationale Platzierung sondern hat durch den Trainerwechsel am Saisonende von Nagelsmann zu RB einen zusätzlichen Reiz erhalten. Nachdem der junge, ehrgeizige Coach im Trainer-Duell mit seinem künftigen Sportdirektor Ralf Rangnick zuletzt zwei Mal unterlag, möchte er in seinem letzten Duell gegen Rasen-Ballsport nicht erneut den Kürzeren ziehen. Nagelsmann sieht in diesem Duell noch eine Mini-Chance, mit einem Sieg den Kontakt zu den Champions-League-Rängen bei fünf Punkten Rückstand  aufrecht zu halten: „Tabellarisch ist das ein sehr bedeutendes Spiel.“

Hoffenheims Leonardo Bittencourt setzt sich energisch durch

Aus den Fehlern vom Pokal-Aus lernen

Dabei gilt es aus den Fehlern vom letzten Aufeinandertreffen im DFB-Pokal, wo der TSG die nötige Gier und Anspannung fehlte, zu lernen. Nagelsmann bemängelte, dass sein Team bei der 0:2-Niederlage „zu langsam und träge nach Balleroberung war und Probleme beim Pressing offenbarte". Allgemein sieht er beide Mannschaften durchaus auf Augenhöhe: "In beiden Spielen, die wir in dieser Saison gegen sie hatten, war es nicht so, dass wir klar unterlegen waren. Wir hatten in beiden Spielen gute Phasen und hätten jeweils selbst das 1:0 erzielen können. Dann laufen die Spiele sicherlich anders. Nach den Rückständen wurde es dann schwierig. Es waren ausgeglichene Spiele und das erwarte ich auch am Montag."

Die Spannung ist da, personell sieht es ganz gut aus

Mit der Vorbereitung zeigte sich der Hoffe-Trainer zufrieden: “Die Trainingswoche war sehr gut. Wir hatten gestern frei, weil der Rhythmus durch das Montagsspiel etwas anders ist. Die vorherigen Einheiten waren sehr gut, die Spannung auch." Auch wenn der Brasilianer Joelinton aufgrund Problemen im Oberschenkel in der zurückliegenden Trainingswoche etwas kürzer treten musste, wird er am Montagabend zur Verfügung stehen. Bei Innenverteidiger Ermin Bicakcic entscheidet sich erst im Abschlusstraining, ob er wegen seinen Wadenprobleme mit nach Leipzig fliegt. Ausfallen wird definitiv Mittelfeldspieler Dennis Geiger aufgrund von Leistenbeschwerden. Florian Grillitsch kehrt nach seiner Gelb-Sperre wieder zurück ins Team. Nico Schulz, Pavel Kaderabek und Kerem Demirbay droht bei einer weiteren gelben Karte eine Sperre beim folgenden Auswärtsspiel in Frankfurt.

"Werde alles dafür tun, um in Leipzig zu gewinnen"

Auf die Frage von bwa-sport.de, ob Nagelsmann angesichts der Tabellenkonstellation nicht in einen gewissen Interessenskonflikt kommt, sagte dieser: „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich nicht freuen würde, wenn RB nächstes Jahr Champions League spielen würde. Aber ich habe in Hoffenheim immer noch einen Vertrag und verdiene hier mein Geld. Ich bin so gestrickt, dass ich Aufträge mit allem Ehrgeiz und aller Leidenschaft erfülle.“ Dabei war es dem gebürtigen Landsberger wichtig, die Gesamtsituation klar zu stellen: „Durch die sehr frühe Bekanntgabe meines Wechsels habe ich für maximalste Transparenz gesorgt, für die man nur sorgen kann. Es wäre die schwachsinnigste Aktion gewesen, es zwölf Monate vorher bekanntzugeben", wenn er nun "am Montag etwas weniger Gas geben werde, sodass Leipzig gewinnt". Aufkommenden Spekulationen schob der 31-Jährige als simplen "Bullshit" ab: „Ich werde am Montag alles dafür tun, dass wir dort gewinnen".

Laufstarke Kraichgauer können Auswärtsrekord aufstellen

RB gegen TSG verspricht eine temporeiche, sprintintensive Partie zu werden. Die Statistik bescheinigt den Kraichgauern, dass sie, trotz der Mehrfachbelastung durch die Champions League, in allen Ligapartien mehr als der Gegner liefen. Im Schnitt waren dies pro Partie 120,6 Kilometer, was deutlich über dem Ligaschnitt von 117,2 liegt. Statistisch gesehen könnte Hoffenheim einen neuen Vereinsrekord aufstellen. Nach zuletzt acht ungeschlagenen Bundesliga-Auswärtsspielen, wäre ein neuntes ohne Niederlage bisher einmalig. Dass dies gegen die Rangnick-Elf ein besonders schweres Unterfangen wird, verdeutlicht die gute Form der Sachsen, die zseit fünf Spielen ungeschlagen sind und zuletzt 10 von 12 möglichen Punkten holten. An das letzte Bundesliga-Auswärtsspiel in Leipzig haben die Kraichgauer gute Erinnerung: Mit 5:2 fegten sie die Bullen vom Feld und machten einen großen Schritt in Richtung Champions League.

Enttäuschendes mediale Interesse an der PK

Überraschend und zugleich enttäuschend war das mediale Interesse vor diesem wichtigen Spiel bei der heutigen Pressekonferenz. Bis auf bwa-sport.de und dem SWR gab es keinen einzigen Fragesteller im fast leeren Presseraum in Zuzenhausen. Ob es am Termin Freitagmittag um 15 Uhr oder am Montagabendspiel lag, blieb den überraschten Beteiligten unbeantwortet. Eine Situation, die es im elften Bundesligajahr der Blau-Weißen in der Form noch nie gab.

Fotos: Kraichgaufoto

Kramaric (re.) im Zweikampf, Belfodil (li.) beim Flanken, Kramaric (li.) im Laufduell, Kaderabek (li.) im Zweikampf, Belfodil steigt am höchsten, RB-Coach Rangnick, und TSG-Trainer Nagelsmann

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