TSG verabreicht Bayer eine bittere Pille im Kampf um Europa

Hoffenheim schlägt Angstgegner Leverkusen 4:1

Die TSG Hoffenheim scheint ihren Leverkusen-Fluch nun endgültig abgelegt zu haben. Nach dem 4:1-Hinrunden-Erfolg am Niederrhein konnten die Kraichgauer das Bayer-Team in der Freitagabendpartie des 27. Bundesliga-Spieltages mit dem gleichen Ergebnis besiegen. Vor 28.350 Zuschauer (ausverkaufter Heimbereich) trafen Belfodil (10. und 61.), Amiri (51.) und Kramaric (70.), für die Gäste war Volland (17.) erfolgreich. Durch den zehnten Saisonsieg konnten die Blau-Weißen Gegner Leverkusen bis auf einen Zähler heranrücken und dadurch den Abstand zu den internationalen Rängen verringern.

Für Hopp war es „ein sensationelles Spiel“

Zufrieden zeigte sich auch Mäzen Dietmar Hopp: „Es war ein sensationelles Spiel, das wir verdient gewonnen haben.“ Für TSG-Torjäger Kramaric war es „ein hartes Stück Arbeit und nicht so einfach, wie das Ergebnis klingt“. Der Kroate hat den Blick wieder verstärkt aufs internationale Geschäft fixiert: „Ich hoffe, dass dies nun ein guter Anfang ist, um diese Saison auf die beste Weise zu beenden und uns wieder für Europa zu qualifizieren.“

Belfodil enteilt Gegenspieler Havertz (li.)

Belfodil macht den Unterschied

„Man of the match“ war Hoffenheims algerischer Stürmer Belfodil, nicht nur wegen seiner beiden Tore sondern auch wegen seinen unaufhaltsamen Dribblings, die immer wieder für Torgefahr sorgten. Zudem arbeitete er viel nach hinten, störte immer wieder die Laufwege der gegnerischen Außenspieler. Beim ersten Tor profitierte er von der Vorarbeit von Sturmkollege Kramaric, der nach herrlichem Steilpass von Hübner quer legte und Belfodil aus 15 Metern flach ins linke untere Eck traf. Beim zweiten Treffer hatte Grillitsch mit einem langen Ball Belfodil auf die Reise geschickt, der zuerst Gegenspieler Weiser verlädt und dann mit einem gezielten Schuss links unten zum inzwischen zehnten Saisontreffer trifft.

Kramaric klaut Belfodil einen Treffer

In der 79. Minute schiebt Belfodil, nach tollen Pass von Otto, den Ball vorbei an Bayer-Keeper Hradecky, doch Sturm-Kollege Kramaric berührt den Ball noch mit der Fußspitze auf der Tor-Line, so dass der Treffer dem Kroaten zugesprochen wird. Für Kramaric war es der 14. Saisontreffer und zugleich das 47. Bundesliga-Tor im TSG-Trikot, was den Vize-Weltmeister vor dem bisherigen Rekordhalter Salihovic zum alleiniger Hoffenheimer Rekordtorschütze werden lässt.

Erster Torschuss bringt die Führung – Volland gleicht aus

Zum Spielverlauf: Beide Mannschaften suchen ihr Glück in der Offensive. Nachdem TSG-Innenverteidiger Hübner bereits nach drei Minuten in höchster Not vor dem einschussbereiten Volland rettet, bringt Belfodil die Gastgeber mit dem ersten Torschuss in Führung (10.). Nur sieben Minuten später kann der ehemalige Hoffenheimer Volland auf Flanke von Brandt ausgleichen, wobei Gegenspieler Joelinton in dieser Szene viel zu passiv agiert (17.).

Kramaric berührt den Ball noch minimal vor Überschreiten der Torlinie

Leverkusen muss zwei Mal verletzungsbedingt wechselt

Mit einer Super-Parade entschärft zunächst Gäste-Keeper Hradecky einen Hübner-Kopfball, während der Nachschuss von Belfodil wegen knappen Abseite die Anerkennung verweigert wird (32.). Zwei Minuten später schießt Bittencourt nach einer Kramaric-Flanke volley knapp rechts vorbei (34.). In der Folge muss das Bayer-Team zwei bittere Pillen schlucken und mit Bellarabi und Kapitän Lars Bender zwei wichtige Stammkräfte verletzungsbedingt ersetzen. Für Volland waren diese beiden Verletzungen in der ersten Hälfte natürlich bitter, doch wie er nach der Partie in der Mixed-Zone sagte „nicht entscheidend für die Niederlage. Es lag heute an uns selbst. Wir haben nach guten Beginn immer mehr nachgelassen und konnten dem starken Gegner nicht mehr Paroli bieten.“

Amiri kam und trifft in seinem 100. Bundesligaspiel

Kurz nach der Pause muss Joelinton raus, nachdem er sich bei einem langen Schritt am rechten Oberschenkel verletzt. Für ihn kommt in seinem 100. Bundesligaspiel Amiri aufs Feld, und der sorgt gleich für mächtigen Wirbel. Der ehemalige Akademiespieler war gerademal 35 Sekunden auf dem Feld und schon steht es 2:1. Nach seinem Dribbling fälscht Sven Bender seinen Schuss zur erneuten TSG-Führung ins eigene Tor ab.

Bayers Aufbäumen wird durch das 4:1 zunichtegemacht

Zwischen der 57. und 59. Minute kommt Leverkusen zu drei guten Ausgleichschancen. Zunächst wird Bailey-Schuss abgefälscht, dann pariert TSG-Keeper Baumann zunächst gegen Weiser und dann gegen Bailey. Belfodil sorgt schließlich für die endgültige Entscheidung, als er sich bei einem Konter energisch durchsetzt und nur vom eigenen Mitspieler Kramaric gestoppt wird, indem dieser den Ball auf der Tor-Line noch minimal touchierte und somit den Treffer zu seinem Gunsten "klaut".

Dank an den Kollegen und dessen Verständnis für die Situation

Kramaric bedankte sich beim Kollegen, als dieser noch bei der Doping-Kontrolle war. „Ich habe mich gleich bei Isak bedankt. Es war ja eigentlich sein Tor. Er hat ein unglaubliches Spiel gemacht. Ich bin natürlich sehr glücklich und stolz nun Rekordtorschütze zu sein. Es ist ein wahnsinniges Gefühl, nun in den Geschichtsbüchern zu stehen. Ich werde jetzt die Mannschaft und einige im Vereinsumfeld zu einem Essen einladen.“ Belfodil zeigte sich, zumindest nach außen hin, nicht enttäuscht: „Ich bin Andrej nicht böse. Er hat mir beim ersten Tor den Ball perfekt aufgelegt und auch sonst harmonieren wir beide gut in der Offensive. Ich freue mich für ihn, dass er nun die meisten Tore für Hoffenheim erzielt hat.“

Stimmen der Trainer:

Julian Nagelsmann (TSG Hoffenheim): „Wir haben die Anfangsphase genutzt, um früh Druck zu machen. Wir hatten auch attraktive Ballgewinne, aber haben den Ball dann schnell wieder verloren und sind selbst in Kontersituationen gelaufen. Danach haben wir bewusst tiefer verteidigt. Das 1:0 war zu dem Zeitpunkt nicht verdient, der folgende Ausgleich schon. Nach dem 1:1 haben wir besser gespielt und sind auch nach der Pause gut aus der Kabine gekommen. Über 90 Minuten war es ein verdienter Sieg, wenngleich aufgrund der ersten Chancen für den Gegner das Spiel auch in eine andere Richtung hätte laufen können."

Peter Bosz (Trainer Bayer 04 Leverkusen): „Hoffenheim hat heute zurecht gewonnen. Wenn man die erste halbe Stunde anguckt, war die Niederlage unnötig, weil wir da gut gespielt haben. Doch danach war der Sieg verdient. Die TSG hat mit der ersten Chance das 1:0 erzielt. Nach unseren zwei verletzungsbedingten Auswechslungen hatten wir keine gute Ordnung mehr.“

Fotos: Kraichgaufoto

Grillitsch beim Spielaufbau, Belfodil beim Kopfball, Baumann rettet gegen Bailey, Torjubel, Tolle Stimmung bei den TSG-Fans in der Südkurve, und Feiern mit den Fans nach Spielende

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