Uli Hoeneß zahlte fünf Jahresbeiträge im voraus

SV Rohrbach/S. ehrt ehemaligen Bayern-Präsident für 30-jährige Mitgliedschaft

Traditionell veranstaltete der SV Rohrbach/S. am vergangenen Samstag seine alljährliche Winterfeier mit Theaterstück, großer Tombola und Vereinsehrungen. Unter den Geehrten war auch eine sehr prominente Persönlichkeit, die seit über 30 Jahren als zahlendes Vereinsmitglied in der Mitgliederkartei geführt wird: Uli Hoeneß. Der ehemalige Bayern-Präsident trat 1989 dem SV bei, als dieser noch mit seiner 1. Mannschaft in der untersten Kreisklasse spielte. Auch wenn der ehemalige Bayern-Präsident und Fußball-Weltmeister die Urkunde und Ehrennadel für 30-jährige Vereinsmitgliedschaft nicht persönlich entgegen nehmen konnte, bekommt er sie natürlich postalisch zugestellt.

Unvergessenes Hoeneß-Interview

Jürgen Bauer, Mitbegründer der Vereinszeitung SV-Magazin, erinnert sich noch sehr gut an den Tag, als der damalige Bayern-Manager seine Sympathien für den Rohrbacher Fußballverein kundtat: „Nachdem wir Uli Hoeneß regelmäßig unsere Vereinszeitung per Post an die Säbener Straße 51 in München zugestellt hatten und immer wieder hartnäckig nach einem Interviewtermin bei seiner Sekretärin Karin Potthoff angefragt hatten, war es endlich soweit. Es war an einem Montagvormittag, dem 6. November 1989, wo wir im Büro von Herrn Hoeneß auf einer Rattan Couch Platz nahmen und mit ihm ein zirka 45-minütiges Interview führten.“

Im Jahr 1996 schrieb der damalige Bayern-Manager eine persönliche Widmung ins SV-Prominentenbuch

Hoeneß fand Gefallen an der Rohrbacher Idee

Der Fußballweltmeister von 1974 war sehr angetan darüber, dass der SV Rohrbach/S. mit seinen damals rund 350 Mitgliedern als kleiner Amateurverein mit viel Engagement und Herzblut über seine Vereinszeitung, die damals noch im DinA5-Format und einer Auflage von 700 Exemplaren erschien, viel Eigenwerbung für sich betrieb. "Toll wie Ihr das alles macht - ich ziehe den Hut vor Euch und Eurer Arbeit", sagte Hoeneß beim Interview anerkennend. Auch fand er die Idee gut, den Kontakt zwischen den großen Vereinen der Bundesliga und den kleinen in den untersten Spielklassen zu fördern. Dabei sei erwähnt, dass in der damaligen Zeit der Zuschauerzulauf noch deutlich geringer war und das Merchandising noch in der Anfangsphase steckte.

"150.- DM müssten für die nächsten fünf Jahre ausreichen"

„Kurz bevor wir uns nach dem Interview verabschiedeten, stellte ich ihm abschließend die Frage, ob er nicht seine Sympathien für unsere Öffentlichkeitsarbeit und Engagement mit einem Vereinsbeitritt bekunden möchte“, blickt der damalige Vereinsschriftführer des SVR Jürgen Bauer zurück. Herr Hoeneß fragte daraufhin, wie hoch der Jahresbeitrag sei und bekam 30.- DM als Antwort. Daraufhin legte er 150.- DM auf den Tisch und sagte: „So, das müsste für die nächsten fünf Jahre ausreichen!“ Fünf Jahre später beteiligte sich die Bayern-Ikone am Lastschriftverfahren des Vereins und bekommt seitdem jährlich den fälligen Mitgliedsbeitrag abgebucht. Auch für die Jugendabteilung hatte Herr Hoeneß immer ein offenes Ohr und schickte regelmäßig Pakete mit Fanartikeln oder kostenlose Eintrittskarten für einen Jahresausflug.

Auszeichnung für 30-jährige Mitgliedschaft für Uli Hoeneß

Die Chancen für einen Besuch werden bei einem Hoffenheimer Aufstieg größer

Was den SV-Verantwortlichen aber bis heute noch nicht gelungen ist, ist, den Bayern-Boss zu einem Besuch nach Rohrbach/S. zu bewegen. Bauer erinnert sich noch ganz gut an einen weiteren Besuch im Jahr 2007 in München, bei dem Hoeneß Hoffnung machte: „Je früher die TSG Hoffenheim in die Bundesliga aufsteigt, desto größer wird die Chance, dass ich bei einem Auswärtsspiel dem SV einen Kurzbesuch abstatte.“ Damals konnte auch er noch nicht erahnen, dass der damalige Kraichgauer Zweitligist nur ein Jahr später bereits den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse schaffen würde.

Treffen mit Dietmar Hopp hatten stets Vorrang

Doch dadurch wurde es mit dem geplanten Besuch für die hartnäckigen Rohrbacher nicht einfacher, denn jede Anfrage an seine Sekretärin wurde damit abgewiesen, „dass sich Herr Hoeneß bereits mit Herrn Hopp zu einem Treffen verabredet hatte und dadurch das Zeitfenster für einen Abstecher nach Rohrbach zu kurz sei“. Der Kontakt ist aber dennoch nie abgebrochen. Das SV-Magazin wird ihm weiterhin - inzwischen zum 267. Mal - regelmäßig zugestellt. Nur die Adresse hat sich seit diesem Jahr geändert. Anstatt zur Bayern-Geschäftsstelle in der Säbener Straße wird die Vereinszeitung an die Privatadresse an den Tegernsee nach Bad Wiessee verschickt.

SV kann rückblickend auf viele prominente Mitglieder verweisen 

Uli Hoeneß ist nicht das einzige promintente Mitglied, auf das der SV Rohrbach/S. mit Stolz rückblickend verweisen kann. Auf ähnliche Art und Weise konnte die damalige SV-Magazin Redaktion vor allem in den 90er-Jahren bekannte Persönlichkeiten wie Fritz Walter (Weltmeister von 1954 und Ehrenspielführer), Helmut Grashoff (Manager Bor. Mönchengladbach), Rudi Michel (Sportreporter-Legende), Cindy Berger (Schlagersängerin), Wolfgang Overath (Weltmeister 1974), Rolf Rüssmann (Nationalspieler und Manager Bor. M´gladbach), Joy Fleming (Sängerin), Ulli Potofski (Sportmoderator), u.v.m. als zahlendes Vereinsmitglied gewinnen. Einige davon sind inzwischen leider schon verstorben. Den noch lebenden prominenten Mitgliedern wird weiterhin monatlich die Rohrbacher Vereinszeitung zugestellt - auch an den Tegernsee.

Fotos: BWA (5) und Kraichgaufoto (1)

Autogrammkarte von Hoeneß als Manager, Hoeneß als Bayern-Präsident bei einem Spiel in Sinsheim, und SV-Magazin-Titelseite aus dem Jahr 1989

Artikel teilen

WERBUNG