Unbefriedigende Punkteteilung im Abstiegskampf: TSG und Heidenheim trennen sich leistungsgerecht 1:1

Ein Spiel zweier unterschiedlicher Halbzeiten

Das Positive zuerst: Die TSG Hoffenheim bleibt nach einem 1:1-Unentschieden gegen Tabellenschlusslicht 1. FC Heidenheim seit vier Spieltagen ungeschlagen und konnte den Abstand zu den Abstiegsrängen weiter aufrecht erhalten. Das Negative: Die Kraichgau verpassten es, mit einem Sieg sich deutlicher im unteren Tabellendrittel abzusetzen und ihre Durststrecke nach zuletzt sechs sieglosen Bundesliga-Spielen in der heimischen Arena am Technik-Museum zu beenden. Die Treffer vor 20.814 Zuschauern in zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten erzielten Haris Tabakovic (34.) und für Heidenheim Budu Zivzivadze (65.).

Für TSG-Coach Ilzer hätte die Partie bereits nach 45 Minuten zugunsten seines Teams entschieden sein können

„Wir haben zwei Punkte liegengelassen, auch wenn das Ergebnis von der Leistung her passt“

Hoffenheims Trainer Ilzer

Für TSG-Coach Christian Ilzer entsprach die Punkteteilung am Ende dem Spielverlauf: „Das Remis schmerzt. Wir haben zwei Punkte liegengelassen, auch wenn das Ergebnis von der Leistung her passt. Es war in der ersten Hälfte ein Abnutzungskampf. Wir haben nicht viel zugelassen und sogar eine Chance aufs 2:0 gehabt. Vor dem 1:1 hatten wir richtig Probleme, aber am Ende sogar noch die Gelegenheit auf den Sieg. Heidenheim hat nach dem Ausgleich an sich geglaubt, das hat uns Probleme bereitet. Am Ende geht das Ergebnis in Ordnung.“

Für FCH-Trainer Schmidt wäre ein Auswärtssieg sehr gut möglich gewesen

„Ich hatte das Gefühl, dass wir es heute packen und gewinnen“

Heidenheims Trainer Schmidt

Für Heidenheims Trainer Frank Schmidt war deutlich mehr möglich: „Für mich waren es zwei unterschiedliche Hälften. Ich fand es in der ersten Hälfte ein ausgeglichenes Spiel. Nach der Pause lag das Chancenplus bei uns und wir hatten alles im Griff. Ich hatte das Gefühl, dass wir es heute packen und gewinnen. Mit dem Punkt und der Leistung können wir zufrieden sein.“

Rekorde unterschiedlicher Art

Die Hoffenheimer halten weiterhin einen Liga-Negativrekord: Seit April 2023 blieb man in keinem der letzten 32 Bundesliga-Heimspiele ohne Gegentor. Da von Platz 11 bis 17 alle Mannschaften im unteren Tabellendrittel am 25. Spieltag punkteten, bleibt es im Abstiegskampf unverändert spannend. Kurios: an den letzten beiden Spieltagen konnte keine Heimmannschaft einen Sieg landen – so etwas gab es in der höchsten deutschen Liga noch nie.

Glitzernde Südkurve mit blauen und silbernen Folienfahnen und einem aussagekräftigen Spruchbanner

Zum Spielverlauf:

Vor Spielbeginn gab es eine Gedenkminute für die Opfer der schrecklichen Amokfahrt in Mannheim vor einer Woche. Nachdem anschließend der Rauch einiger abgeschossener Raketen aus der Hoffenheimer Fankurve verflogen war, pfiff Schiedsrichter Daniel Schlager die letzte Partie des 25. Spieltages an.
Die Gäste gingen von Beginn an recht rustikal zur Sache und sahen in der Anfangsviertelstunde bereits zwei Mal nach Foulspiel gelb (Tim Siersleben und Marvin Pieringer). Die erste Tormöglichkeit hatte Hoffenheims Youngster Tom Bischof, der aus 18 Metern knapp übers FCH-Tor zielte (14.). Nur drei Minuten später hatten die Gäste ihre erste Torannäherung, als Marnon Busch einen Flachschuss einen Meter neben das von Nationalkeeper Oliver Baumann gehütete Tor platzierte (17.).

Tabakovic bringt die TSG per Kopfball in Führung

Tabakovic trifft mit dem Hinterkopf

Der erste Torjubel kam nach 34 Minuten auf, als nach einem weiten Einwurf von Valentin Gendrey, der kurzfristig für den beim Aufwärmen verletzten Alexander Prass ins Spiel kam, Mittelstürmer Haris Tabakovic den Ball am Fünfmeterraumeck mit dem Hinterkopf per Bogenlampe unhaltbar für FCH-Torhüter Kevin Müller ins lange Eck zur 1:0-Führung verlängerte (34.). Der Schütze nach seinem dritten Pflichtspieltor: Bei meinem Treffer will ich den Ball verlängern und habe gemerkt, dass der Kopfball mit Zug kommt. Das Tor nehmen wir mit.“

Orban vergibt das womöglich vorentscheidende 2:0

Orban vergibt die Vorentscheidung

Die nächste gute Möglichkeit für die TSG vergab wenig später Stürmerkollege Gift Orban, der auf Vorarbeit von Tabakovic aus 14 Metern unbedrängt übers Tor zielte (40.). Das Auslassen dieser Großchance sollte sich im weiteren Spielverlauf rächen, denn mit einem Zwei-Tore-Rückstand wäre die Partie womöglich vorzeitig entschieden gewesen.

„Wir haben den Sack in der ersten Hälfte nicht zu gemacht“

TSG-Torschütze Tabakovic

Auch für Tabakovic wäre eine Vorentscheidung nach 45 Minuten möglich gewesen:„Wir haben den Sack in der ersten Hälfte nicht zu gemacht, da hatten wir unsere Chancen. Heidenheim hat uns dann in der zweiten Hälfte vor ein paar Probleme gestellt, daher ist es Unentschieden ein gerechtes Resultat.“

Artistischer Fallrückzieher von Hoffenheims Abwehrspieler Østigård

Verdiente Pausenführung

Die knappe Pausenführung der Ilzer-Truppe ging dennoch aufgrund der größeren Spielanteile und deutlich stärkeren Präsenz vollauf in Ordnung. Während die Gastgeber klare Torchancen eher vermissen ließen, präsentierte sich das Team von Gästetrainer Frank Schmidt in der Offensive äußerst harmlos. 

Heidenheim nun deutlich stärker

Der einseitige Spielverlauf im Baden-Württemberg Duell änderte sich in Hälfte 2 nach einer Systemumstellung bei den Gästen schlagartig. Innerhalb einer Minute hatten beide Teams zunächst jeweils eine Großchance: Nach einer schönen Kombination über Orban und Kramaric verfehlte Tabakovic vor dem Tor um Haaresbreite das 2:0 (51.). Im direkten Gegenzug brannte es im Hoffenheimer Strafraum lichterloh: Im allgemeinen Strafraumgetümmel verhinderte Baumann reaktionsschnell mit einer Faustabwehr bei einem wuchtigen Dropkick von Patrick Mainka den möglichen Ausgleich (52.).

Bischof verfehlt das Heidenheimer Tor nun knapp

FCH gleicht per Kunstschuss aus

Doch der Torjubel der rund 3.000 Gästefans ließ nicht lange auf sich warten: Nach einem Stockfehler von Kramaric am eigenen Strafraum landete der Ball bei Zivzivadze, der aus spitzem Winkel den Ball unhaltbar ins rechte obere Toreck zum 1:1-Ausgleich zimmerte (65.). Ein Treffer, der sich aufgrund der engagierteren und deutlich stärkeren Spielweise der Gäste angebahnt hatte.

Hoffenheim nun in der Defensive

Das Spielgeschehen ging jetzt hin und her. Nach einer Bischof-Flanke kam Kramaric aus kurzer Distanz nicht richtig zum Kopfball-Abschluss (70.), während im Gegenzug Baumann einen Kopfball von Pieringer entschärfte (71.). Heidenheim drängte nun verstärkt auf den Ausgleich, während die TSG sich fast ausschließlich mit Defensivarbeit erwehren musste. Dabei hatte sie Glück, als Baumann gegen die Bayern-Leihgabe Paul Wanner mit einer tollen Parade bei einem Schuss aus spitzem Winkel den möglichen Rückstand verhinderte (76.). Es schien jetzt nur noch eine Frage der Zeit, wann das nun wie entfesselt aufspielende Tabellenschlusslicht in Führung gehen würde.

Kramarics Lupfer in der Nachspielzeit geht übers gegnerische Tor

TSG verpasst den Lucky Punch

In den letzten zehn Minuten konnten sich die Gastgeber wieder vom Heidenheimer Druck befreien und erspielten sich einige Torchancen. In der hektischen Schlussphase ging es jedoch wenig geordnet zur Sache und trotz aller Bemühungen wollte ein weiterer Treffer nicht gelingen. Die größte Möglichkeit zum Siegtreffer vergab Bischof, als er in der 90. Minute mit einem Distanzschuss nur um Zentimeter links am FCH-Tor vorbeischoss. Und in der dritten Minute der Nachspielzeit lupfte Kramaric den Ball nach Vorarbeit von Pavel Kaderabek um einen halben Meter übers Gästetor (90.+3). Am Ende blieb es beim leistungsrechneten Unentschieden, das beide Teams in der Tabelle nicht weiterbrachte.

Für Nationaltorhüter Baumann war es in seinem 350. Bundesligaspiel eine gerechte Punkteteilung

„In der Summe passt das Unentschieden“

TSG-Keeper Baumann

Das Fazit von TSG-Kapitän Oliver Baumann: „Ich denke das Ergebnis ist gerecht. Heidenheim war aber in der zweiten Hälfte 15 Minuten lang besser und hätte sogar in Führung gehen können. In der ersten Hälfte hatten wir alles unter Kontrolle, nach der Pause waren sie extrem gut und wir hatten damit zu kämpfen. In der Summe passt das Unentschieden. Die Spiele gegen die direkten Kontrahenten sind enorm wichtig, da sind große Schritte möglich. Es ist noch lange nicht durch.“

„Das ist nicht unser Anspruch bei einem Heimspiel“

Hoffenheims Becker

Für TSG-Mittelfeldspieler Finn Ole Becker war die Systemumstellung beim Gegner am Ende entscheidend: „Es sind zwei verlorene Punkte für mich. Wir waren in der ersten Hälfte viel besser, hätten das 2:0 oder 3:0 machen und das Spiel so entscheiden müssen. Nach der Pause haben sie umgestellt, ihre rechte Seite mit einem zweiten Mann überlagert. Da sind wir überhaupt nicht mit zurechtgekommen, wir kamen gar nicht mehr raus. Das ist nicht unser Anspruch bei einem Heimspiel. Erst gegen Ende wurde es wieder besser und wir hatten noch unsere Chancen.“

Hoffenheims Becker trauerte zwei verlorenen Punkten nach

Wichtige Duelle im Tabellenkeller

Für die Gäste von der Ostalb wird die Luft im Abstiegskampf, trotz einer starken Leistung im zweiten Abschnitt, nach nunmehr neun sieglosen Partien bzw. nur einem Sieg aus den letzten 20 Spielen immer dünner. Am nächsten Spieltag ist Tabellennachbar Holstein Kiel auf der Ostalb zu Gast. Für die Hoffenheimer bietet sich bereits am Freitagabend (20:30 Uhr) am stimmungsvollen Hamburger Millerntor gegen den Tabellenfünfzehnten St. Pauli eine weitere Gelegenheit, wertvolle Punkte im Kampf um den Klassenerhalt zu sichern.

„Wir werden da alles reinhauen und wollen drei Punkte holen“

Becker zur Rückkehr in die alte Heimat

Auf dieses Duell gegen den Kiez-Club an der Reeperbahn in fünf Tagen freut sich bereits Finn Ole Becker ganz besonders: „Ich freue mich jetzt sehr auf die Partie bei St. Pauli am Millerntor, das ist für mich nach zwölf Jahren natürlich Heimat. Aber wir werden da alles reinhauen und wollen uns da die drei Punkte holen.“

Dank der Hoffenheimer Spieler nach dem Abpfiff an die Fans in der Südkurve

Aufstellungen

TSG Hoffenheim: Baumann – Kadeřábek, Arthur Chaves, Østigård, Gendrey (69. Geiger) – Samassékou (5. Akpoguma), Becker – Bischof, Kramarić, Orban (80. Touré) – Tabaković
1. FC Heidenheim: Müller – Mainka, Gimber, Siersleben (46. Zivzivadze) – Traore, Dorsch (70. Wanner), Schöppner, Busch – Beck, Honsak – Pieringer (85. Conteh)
Tore: 1:0 Tabaković (34.), 1:1 Zivzivadze (65.)
Schiedsrichter: Schlager (Hügelsheim)
Zuschauer: 20.814

Fotos: Kraichgaufoto

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