„Unbeliebtico“ oder „El Plastico“ – es ist ein Duell zweier aktuell erfolgreicher Teams

Der Sechste Hoffenheim empfängt den Zweiten Leipzig

Nach den beiden Auswärtsspielen im DFB-Pokal bei St. Pauli und in der Liga beim VfL Wolfsburg empfängt die TSG Hoffenheim am 10. Bundesliga-Spieltag am Samstagnachmittag um 15:30 Uhr in der heimischen Sinsheimer Arena den Tabellenzweiten RB Leipzig. Beide Mannschaften sind aktuell in bestechender Form und konnten ihre letzten drei Bundesligapartien für sich entscheiden. Während die TSG unter Trainer Christian Ilzer erstmals drei Pflichtspiele in Folge gewinnen konnten, haben die Gäste aus Sachsen mit 22 Punkten aus den vergangenen neun Spieltagen einen Vereinsrekord aufgestellt.

Hoffenheim Alexander Prass nimmt Maß und versucht es mit einem Distanzschuss aufs Leipziger Tor

„Warum nicht ein viertes Mal?“

Die kleine Erfolgsserie macht bei Hoffenheims Trainer Christian Ilzer Lust auf mehr: „Wenn man dreimal hintereinander in der Liga gewinnt – warum dann nicht ein viertes Mal? Allerdings trifft das auf Leipzig genauso zu.“ Das Interesse am Heimspiel ist entsprechend groß, schließlich verkündete am Vortag TSG-Pressesprecher Jörg Bock bereits einen ausverkauften Heimbereich.

RB hat deutlich die Nase vorn

Bislang standen sich beide Teams 18 Mal gegenüber, wobei die Leipziger bei zehn Siegen und vier Unentschieden meist die Nase vorne hatten. Diese Bilanz wollen die Kraichgauer jetzt vor heimischer Kulisse etwas aufpolieren, zumal sie nach den letzten Erfolgen viel an Selbstvertrauen hinzugewonnen haben. Der Tabellensechste kommt schon jetzt mit 16 Punkten zu mehr Zählern als in der gesamten Hinrunde der vergangenen Saison (15).

RB-Coach Ole Werner gibt Anweisungen an sein Team

„Wir gehen wir mit breiter Brust in die Spiele“

Leipzigs Trainer Ole Werner

RB-Coach Ole Werner geht mit Respekt, aber auch viel Selbstvertrauen ins Auswärtsspiel am Technik-Museum: „Natürlich gehen wir mit breiter Brust in die Spiele – das haben wir uns mit unseren Leistungen auch erarbeitet. Aber dennoch begegnen wir allen Gegnern mit großer Wachsamkeit und Respekt. Die Mannschaft macht hier einen sehr wachen Eindruck und ist auch im Training dementsprechend sehr gut drauf und auf den Gegner eingestellt.“

Für David Raum (hier noch im TSG-Dress) kommt es zur erneuten Rückkehr an die alte Wirkungsstätte

Super-Serie nach Katastrophen-Start

Dabei begann die Saison für die Roten Bullen alles andere als erfolgreich. Nach der verpassten Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb gab es zum Saisonauftakt beim Meister FC Bayern München eine 0:6-Klatsche. Doch diese steckten die Sachsen schnell weg und es folgten acht ungeschlagene Partien. Trainer Ole Werner, der im Sommer aus Bremen kam, ist es gelungen, die Abgänge der Leistungsträger Benjamin Sesko, Xavi Simons, Lois Openda und Yussuf Poulsen zu kompensieren und eine neue, schlagkräftige Truppe zu formen.

Zwei Ex-Hoffenheimer in Top-Form

Einen großen Anteil am RB-Höhenflug haben mit Christoph Baumgartner David Raum auch zwei ehemalige Hoffenheimer. Während sich der Österreicher Baumgartner nach neun Spieltagen mit fünf Treffern und zwei Torvorlagen in Top-Form befindet, besticht Nationalverteidiger und Kapitän Raum durch konstant gute Leistungen.

Duell zweier Landsleute: Christoph Baumgartner (li.) im Laufduell mit Alexander Prass

„Baumi ist auf der offensiven Achter-Position sehr gefährlich“

Ilzer über seinen Landsmann Baumgartner

Über den ehemaligen Hoffenheimer Publikumsliebling Baumgartner sagter Trainer Ilzer bei der heutigen Pressekonferenz: „Das österreichische Zentrum mit ihm, Xaver Schlager und Nicolas Seiwald spielt gemeinsam in Leipzig, deshalb habe ich auch ihn natürlich sehr im Fokus. Baumi ist auf der offensiven Achter-Position sehr gefährlich. Er hat auch ein enorm starkes Kopfballspiel. Er ist auch bei der österreichischen Nationalmannschaft ein wichtiger Baustein.“

Ilzer hat jetzt eine komplette Saison hinter sich

Für den TSG-Coach schließt sich am Wochenende vor seinem 34. Bundesliga-Spiel auf der Hoffe-Bank ein Kreis, schließlich feierte der Österreicher in der vergangenen Saison mit einem 4:3-Heimsieg über Leipzig sein Bundesliga-Debüt.

TSG-Trainer Ilzer feiert den 4:3-Sieg über Leipzig bei seinem Einstand in Hoffenheim im November 2024

Man benötigt einen Verbund, mit dem man ihnen Spielraum nimmt“

Trainer Ilzer über die Marschroute gegen Leipzig

Um gegen die Sachsen erfolgreich zu sein, hat Ilzer genaue Vorgaben für sein Team: „Wir müssen auf den Punkt da sein und benötigen den Mut, das Spiel an uns zu reißen. Leipzig hat auf den Außenpositionen viel Geschwindigkeit und individuelle Klasse. Man benötigt einen Verbund, mit dem man ihnen Spielraum nimmt. Dafür braucht man eine kompakte Ordnung und eine aggressive Herangehensweise. Aber ohne Fouls, weil sie auch bei Standards brutale Waffen haben.“

Zwei Nationalspieler, die Leistungsträger in ihrem Team sind: Links Christoph Baumgartner, rechts Oliver Baumann

Unbeliebtico oder El Plastico – die Wahrheit liegt auf dem Platz

Für viele der sogenannten Traditionalisten unter den Fußballfans ist das Duell Hoffenheim gegen Leipzig in der Beliebtheitsskala weit hinten angesiedelt. Seit Jahren wird dieses Duell in Anlehnung an den spanischen Clasico als „El Plastico“ verspottet. Im Vorfeld hat die gastgebende TSG vor dem Aufeinandertreffen am Samstag sich selbst und Gegner Leipzig auf die Schippe genommen und auf Werbeplakaten im Sinsheimer Raum das Spiel als „Unbeliebtico“ bezeichnet. Bei den Gästen kam dies aber gar nicht gut an. Mit diesem Thema konfrontiert, sagte Hoffe-Coach Ilzer: „Es gibt die typischen Themen, die man als Verein mit sich rumträgt. Wir haben es auf die Schippe genommen. Unser Gegner hat klasse Einzelspieler und sehr viele spannende Talente, die sehr erfolgreich unter Ole Werner auftreten. Wir erwarten ein sehr interessantes Fußballspiel, die Werbung für die Partie muss man mit einem Augenzwinkern sehen.“ In Wahrheit waren viele der bisherigen 18 Duelle spannende, torreiche und unterhaltsame Partien, die solchen Umschreibungen unwürdig waren. Egal, wie man dieses Aufeinandertreffen betiteln möchte, belassen wir es frei nach Kulttrainer Otto Rehhagel, dessen Spruch legendär bleibt: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz!“ – nur das zählt am Ende.

Fotos: Kraichgaufoto und foto2press

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