„Uns fehlt der Killerinstinkt vor dem Tor“

Hoffenheim spielt nur 1:1 bei Schlusslicht Paderborn

Die TSG Hoffenheim konnte sich am 27. Bundesliga-Spieltag im zweiten Geisterspiel nach dem Re-Start nicht für die 0:3-Heimniederlage gegen Hertha BSC Berlin revanchieren und versäumte es, trotz dominanter erster Hälfte und einer Vielzahl an Torchancen beim Tabellenletzten SC Paderborn drei Auswärtspunkte einzufahren. Am Ende reichte es im 200. Bundesliga-Auswärtsspiel nach einem Treffer von Robert Skov (4.) und dem Gegentor von Dennis Srbeny (9.) nur zu einem 1:1-Unentschieden. Bezeichnend das Fazit von Nationalspieler Sebastian Rudy: „Ich ärgere mich über das Ergebnis. Wir hatten viele Torchancen und sehr viel Spielkontrolle. Die Chancenverwertung ist aktuell nicht gut genug. Wir waren vor allem in der ersten Hälfte zu schlampig.“

TSG mit Blitzstart und der Führung durch Skov

Dabei sah es anfangs noch sehr vielversprechend für den Tabellenneunten aus, der von Beginn an die Spielkontrolle übernahm. Und die Führung ließ nicht lange auf sich warten: Pavel Kaderabek setzte sich auf der rechten Seite gegen zwei Gegenspieler durch und passte in die Mitte zu Skov, der den Ball aus 6 Metern unter die Latte hämmert (4.). Nur eine Minute später hätte der Däne nochmal nachlegen können, doch verlor er vor dem Tor die Kontrolle über den Ball.

Bicakcic ärgert sich über seinen Fehler. Der Bosnier verschuldete den Ausgleich der Paderborner.

Dicker Patzer von Bicakcic ermöglicht den Ausgleich

Wie aus dem Nichts dann der Ausgleich für die Gastgeber. Dem erstmals wieder in die Startformation zurückgekehrten Ermin Bicakcic unterlief als letzter Mann ein kapitaler Fehlpass, den Srbeny reaktionsschnell mit einem herrlichen Schlenzer aus 22 Metern über den etwas weit vor seinem Tor positionierten Torhüter Oliver Baumann im Tor versenkte (9.). Der Unglücksrabe: „Mein Fehler war natürlich absolut ärgerlich. Ich habe das Ding kontrolliert, bin dann aber leider im Rasen hängen geblieben. Deswegen treffe ich den Ball nicht richtig.“ Es war übrigens der erste Torerfolg des SCP im sechsten Duell mit den die Kraichgauern.

Abermals mangelhafte Chancenverwertung

Die Gäste brauchten einige Minuten, um sich vom Gegentreffer zu erholen und hatten dann erneut über den in der ersten Hälfte starken Skov die Chance zur erneuten Führung. Der Däne wurde mit einen langem Pass in die Spitze geschickt, wo er den Ball über Torhüter Leopold Zingerle lupfte, aber dieser noch vor der Torlinie von Collins geklärt wurde (20.). Hoffenheim bestimmt zwar weiter das Geschehen und war technisch und spielerisch die reifere Mannschaft, versäumt es aber wie zuletzt gegen Berlin die Chancen eiskalt zu verwerten. Nach tollem Pass von Kaderabek kam der junge Christoph Baumgartner völlig frei zum Abschluss, schießt aber genau in die Arme des Paderborner Keepers (28.). Nur fünf Minuten später verfehlt sein österreichischer Landsmann Stefan Posch mit einem 16-Meter-Distanzschuss nur knapp das Paderborner Tor (33.).

Rudy hämmert an die eigene Latte

Die Ostwestfalen konnten sich in der Folge etwas befreien und hatten eine dicke Chance zur Führung. Nachdem sich Holtmann über links durchgespielt hatte, flankte er gefährlich in den Strafraum, wo Sebastian Rudy bedrängt von Vasiliadis beim Klärungsversuch den Ball aus sechs Metern an die eigene Querlatte schoss (35.). Danach tat sich wenig und so blieb es beim Remis zur Halbzeit.

Der eingewechselte Dabbur hatte zwei dicke Möäglichkeiten zur Hoffenheimer Führung.

Niveauschwache zweite Hälfte

Im zweiten Abschnitt dauerte es bis zur 57. Minute, ehe es vor dem Tor gefährlich wurde. Ein Schuss von TSG-Spielmacher Florian Grillitsch wurde im letzten Moment geblockt und landete am SC-Außennetz - Zingerle wäre machtlos gewesen. Doch ansonsten ließen die Nordbadener in ihren Offensivbemühungen etwas nach und so kam der Tabellenletzte zu zwei guten Möglichkeiten durch Kai Pröger (65.) und Christopher Antwi-Adjei (72.). Nur eine Minute später scheiterte der eingewechselte Dabbur von halblinks am glänzend parierenden SC-Schlussmann (73.).

Chancenreiche Schlussphase

In den Schlussminuten wurde es nochmal vor beiden Toren spannend. Zunächst konnte der Israeli Dabbur eine weitere dicke Chance nicht verwerten, als er aus acht Metern völlig frei zum Kopfball kam, doch diesen neben das Tor setzte (87.). Dann rettet Baumann in letzter Sekunde nach einer scharfen Hereingabe von Antwi-Adjeiper per Fußabwehr vor den SCP-Angreifern (90.) und in der Nachspielzeit pariert Zingerle einen Distanzschuss von Skov.

"Müssen die Qualität auf den Platz bringen"

Letztendlich blieb es in einer kurzweiligen, spannenden Partie, die jedoch in der zweiten Hälfte deutlich abflachte, bei der leistungsgerechten Punkteteilung, die für beide Mannschaften angesichts ihrer weiteren Saisonziele zu wenig war. Für Paderborn vergrößerte sich der Rückstand zum Relegationsplatz und für die Blau-Weißen dürften die Felle in Richtung Europapokal immer weiter davon schwimmen. Dies unterstrich auch Bicakcic nach dem Spiel: „Wir hatten genug Chancen, das Spiel noch zu gewinnen. Wir wissen um unsere Qualität, aber es geht darum, sie wirklich auf den Platz zu bringen. Wir haben als Mannschaft oft genug Moral gezeigt, dann muss man auch ehrlich nach solchen Spielen sein, dass das Ergebnis nicht unserem Anspruch gerecht wird. Wir sind natürlich nicht zufrieden.“

"Betreiben viel Aufwand und Energie - belohnen uns aber nicht"

Auch Torhüter Baumann fand bei der Fehleranalyse die passenden Worte: „Wir betreiben viel Aufwand, investieren viel Energie auf dem Platz, aber wir belohnen uns nicht dafür und am Ende steht es dann unentschieden. Selbstverständlich passieren in so einem Spiel auch mal Fehler. Aber was uns fehlt, ist der Killerinstinkt vor dem Tor.“ Bereits am Mittwoch empfängt die TSG Hoffenheim am 28. Spieltag den 1. FC Köln (Beginn 20.30 Uhr) in Sinsheim.

Stimmen der Trainer:

"Bin mit der Entwicklung der Jungs sehr zufrieden"

Alfred Schreuder (TSG Hoffenheim): „Wir waren gut im Spiel und in der ersten Hälfte das bessere Team. Man hat in der zweiten Hälfte gesehen, dass Paderborn eine gute Mannschaft ist und sehr mutig spielt. Ich bin mit der Entwicklung der Jungs sehr zufrieden, wir erspielen uns viele Großchancen, daran müssen wir anknüpfen.“

"Hätten gerne zwei Punkte mehr gehabt"

Steffen Baumgart (SC Paderborn): „Es war richtig gut, wie sich die Jungs nach dem frühen 0:1 zurückgekämpft haben. Wir hätten zur Halbzeit führen können. Das Unentschieden ist über 90 Minuten nicht ungerecht, aber wir hätten gern zwei Punkte mehr gehabt.“

Statistik:

SC Paderborn: Zingerle – Dräger (81. Jans), Hünemeier, Schonlau, Collins – Gjasula – Vasiliadis (81. Jastrzembski), Antwi-Adjei – Pröger (81. Sabiri), Srbeny (76. Zolinski), Holtmann (65. Mamba)
TSG Hoffenheim: Baumann – Posch, Bicakcic, Hübner– Kaderabek, Rudy (76. Geiger), Grillitsch, Zuber (63. Dabbur) – Baumgartner– Skov, Bebou (76. Beier)
Tore: 0:1 Skov (4.), 1:1 Srbeny (9.)
Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus

Fotos: Kraichgaufoto

Baumgartner scheitert beim Torschuss

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