Verdirbt Sandhausen dem HSV die Bundesliga-Rückkehr?

Hamburg steht gegen den SVS mächtig unter Druck

Am kommenden Sonntag um 15.30 Uhr tritt der SV Sandhausen zum spannenden Saisonfinale  des 34. Spieltags im Volksparkstadion beim Hamburger SV an. Das Spiel, das für viele Fans im Mai der krönende Saisonabschluss sein sollte, findet jetzt aufgrund der Corona-Krise am 28. Juni ohne Zuschauer statt.

Zwischen Platz 10 und 14 ist alles möglich

Während der SVS um eine bessere Tabellenplatzierung spielt und darum, sich nach zwei schwachen Partien positiv aus der Saison zu verabschieden, steht für den HSV einiges mehr im Aufstiegsrennen auf dem Spiel.  Der angepeilte erstmalig einstellige Tabellenplatz wird es für die Kurpfälzer wieder nicht werden – stattdessen ist für den momentanen Tabellenzwölften aus Sandhausen von Platz 10 bis Platz 14 noch alles theoretisch möglich, was sich auch entscheidend auf die Vergabe bei den Fernsehgeldern niederschlägt. Für eine bessere Platzierung bedarf es aber eines großen Kraftaktes im Spiel bei den Hanseaten, die nach Bielefeld und zusammen mit Stuttgart bei 61 Treffern die zweitmeisten erzielt haben.

Kopfballduell zwischen Hamburgs Martin Harnik und Sandhausens Kevin Behrens

„Stellen alle Spieler auf den Prüfstand“

SVS-Trainer Uwe Koschinat war enttäuscht über die Leistung seines Teams gegen Dynamo Dresden vornehmlich in der 2. Halbzeit: „Die letzte Entschlossenheit und der Wille, ein Tor zu machen, hat gefehlt“. Präsident Jürgen Machmeier hat die Hoffnung auf Platz 10 noch nicht aufgegeben und schaut beim Saisonausklang genau hin: „Wir stellen alle auf den Prüfstand. Das gilt auch für Profis, die noch einen Vertrag haben“. Ein Erik Zenga, der nach langer Verletzungspause sein Comeback gegen Dresden feierte und dessen Vertrag ausläuft, wird sich zu seinem Ärger beim Spiel in Hamburg nicht mehr präsentieren können, da er acht Minuten nach seiner Einwechslung die überflüssige Gelb-Rote Karte wegen Meckerns sah.

Lazarett lichtet sich

Bei drei Leistungsträgern, die im Vorfeld des letzten Heimspiels leichtere Blessuren erlitten und nicht mitwirken konnten, besteht Hoffnung auf einen Einsatz. Aleksandr Zhirov nach einem Schlag aufs Knie, Emanuel Taffertshofer wegen eines eingeklemmten Nervs und Torjäger Kevin Behrens, der beim Aufwärmen umknickte. Jesper Verlaat nutzte Zhirovs Ausfall und konnte nachhaltig auf sich aufmerksam machen, denn er  war einer der Besseren bei seinem ersten Einsatz in der Saison über die volle Spieldistanz. Der robuste Verteidiger Gerrit Nauber erlitt gegen Dresden eine Schultereckgelenksverletzung und fällt fürs Spiel in Hamburg aus, dürfte aber zur Vorbereitung auf die kommende Saison wieder zur Verfügung stehen.

Für SVS-Kapitän Dennis Diekmeier (re.) - hier im Duell mit Bakery Jatta - ist die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte mit besonderen Emotionen verbunden

Großes Fragezeichen hinter Bundesliga-Rückkehr

Während Dynamo Dresden so gut wie abgestiegen ist und weitere Traditionsklubs wie der 1. FC Nürnberg und der Karlsruher SC im Fernduell auf Nichtabstiegsplatz 15 hoffen, fällt beim SVS zumindest der ganz große Druck weg. Der Hamburger SV hingegen zittert schon dem Spiel entgegen und droht das große Ziel Aufstieg wieder zu verpassen, nachdem man schon die letzte Saison in der Endabrechnung einen Punkt hinter Platz 2 auf Platz 4 beendete. Hinter dem VfB Stuttgart belegt der HSV bei einem Kader-Marktwert von fast 47 Millionen Euro den zweiten Platz, und wieder das Saisonziel zu verfehlen, wäre für den Traditionsverein aus einer der vier deutschen Millionenstädte geradezu fatal.

HSV verspielte in der Schlussphase wertvolle Punkte

An den letzten sieben Spieltagen vergab der HSV in vier Spielen in der Nachspielzeit sechs wertvolle Punkte, da Fürth und Kiel der Ausgleich sowie den Aufstiegskonkurrenten Stuttgart und Heidenheim der Siegtreffer gegen die Hamburger gelang. Besonders bitter war das Siegtor von Heidenheims Konstantin Kerschbaumer am letzten Spieltag in der fünften Minute der Nachspielzeit, mit dem die Schwaben vor die Hanseaten auf Relegationsplatz 3 bei einem Punkt Vorsprung, aber dem deutlich schlechteren Torverhältnis  sprangen. In der Hansestadt hofft man nun auf Schützenhilfe des bereits feststehenden Zweitliga-Meisters Arminia Bielefeld, bei denen die Heidenheimer zum Saisonfinale antreten.  Die Corona-Pause tat den Norddeutschen definitiv nicht gut, was zwei Siege, vier Unentschieden und zwei Niederlagen im Anschluss belegen.

Ein Nichtaufstieg wäre fatal

Ein frustrierter HSV-Trainer Dieter Hecking: „Es scheint so zu sein, dass der Fußball-Gott im Moment nicht auf unserer Seite ist. Wenn wir es jetzt nicht schaffen, sind wir wirklich selber schuld“. Man setzte voll auf die Erfahrung des 55-jährigen Hecking, als er vor der Saison für Hannes Wolf verpflichtet wurde, und sein Kontrakt verlängert sich nur im Aufstiegsfall. Doch eine Vertragsverlängerung in der 2. Liga ist nicht völlig ausgeschlossen. Das Team ist bereits mit erstligareifen Akteuren wie dem umworbenen Abwehrchef Rick van Drongelen oder Adrian Fein, der nach seiner einjährigen Leihe wohl zum FC Bayern München zurückkehrt, besetzt. Linksverteidiger Tim Leibold ist mit 16 Torvorlagen der beste Vorbereiter in der 2. Liga. Der finnische Nationalstürmer Joel Pohjanpalo wurde für die Rückrunde  von Bayer Leverkusen ausgeliehen und erzielte bereits 9 Tore in 13 Spielen. Alles andere anders als ein Spitzenwert ist das Defensivverhalten des Rautenklubs: In den acht Partien nach dem Re-Start kassierte man bereits 13 Gegentore. Wenn sich dieser Wert gegen die Kurpfälzer womöglich noch erhöhen sollte, sinken entsprechend die Chancen auf die erhoffte Bundesliga-Rückkehr.

Mögliche Aufstellungen:
Hamburger SV: Pollersbeck – Gyamerah, Letschert, van Drongelen, Leibold – Fein – Dudziak, Hunt – Harnik, Pohjanpalo, Kittel
SV Sandhausen: Fraisl – Zhirov, Kister, Verlaat – Diekmeier, Paqarada – Frey, Linsmayer – Biada – Scheu, Behrens

Fotos: Kraichgausport

Bouhaddouz verfehlt nur knapp den Ball vor dem HSV-Tor und Denis Linsmayer (li.) im Laufduell mit Aaron Hunt

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