Die Torlinientechnik in den Bundesligen bleibt Zukunftsmusik: Die 36 Profivereine stimmten in Frankfurt mehrheitlich gegen die Einführung der technischen Unterstützung für die Schiedsrichter – die Unparteiischen müssen auch künftig bei „Phantomtoren“ auf ihr Augenmaß vertrauen.
Das recht klare Votum gegen die Technik – für die Einführung wäre eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig gewesen – ist zumindest für die Bundesliga überraschend. Nur neun Vereine (unter anderem Hoffenheim, Leverkusen, München, Mainz, Mönchengladbach und Bremen) stimmten am Ende für die Revolution auf der Torlinie.
Am Ende überwogen aber dennoch die Kritiker, die Kosten und Nutzen der Systeme nicht im Verhältnis sahen. In der Zweiten Liga lautete das Ergebnis der geheimen Wahl sogar nur 3:15.
Damit bleibt die englischePremier League die bislang einzige Liga, in der eine Torlinientechnik („Hawk-Eye“) zum Einsatz kommt, der Weltverband FIFA baut bei der WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) ebenfalls auf ein kamerabasiertes System („GoalControl“).
Die Nachwehen nach dem Phantom-Tor von Sinsheim mit Gerichtsverhandlung und Internethetze gegen Kießling waren jedoch alles andere als förderlich für die Außenwahrnehmung des deutschen Fußballs. International setzt die FIFA seit dem Confed-Cup im vergangenen Jahr auf das Kamerasystem GoalControl. Die UEFA hingegen lehnt die technische Hilfe in ihren Klubwettbewerben bislang strikt ab.
Diskutiert wurde in Deutschland zuletzt immer wieder, ob Einzelentscheidungen in einem Ligabetrieb den Aufwand rechtfertigen würden. Anders als bei dem K.o.-System bei EM- und WM-Endrunden hatte bislang noch kein falsch bewertetes Tor über Meisterschaften, Auf- oder Abstiege entschieden. Auch deshalb konnte die Präsentation der Deutschen Fußball Liga die Liga-Vertreter mehrheitlich nicht überzeugen.
Schiri-Boss Herbert Fandel: „Wir Schiedsrichter haben stets betont, dass wir die Einführung der Torlinientechnologie begrüßen würden, da sie die Unparteiischen bei der wichtigsten Entscheidung des Fußballs unterstützt und somit auch ein Stück weit aus der Kritik nimmt.”
Künftig wird sich der ein oder andere nach dieser Abstimmung bei strittigen oder falschen Torentscheidung gegenüber den Unparteiischen in der öffentlich Kritik etwas zurück nehmen müssen.
Ein 7,32 Meter langer Riss spaltet die Meinungen der Bundesligisten. Die Diskussionen werden von neuem beginnen, spätestens nach der nächsten krassen Fehlentscheidung die Einfluss auf einen Spielausgang nimmt.
Die Meinungen der 1899-Verantwortlichen zur Abstimmung über die Torlinientechnologie:
Peter Rettig, Vorsitzender der Geschäftsführung:
„Es wurde eine Chance vertan. Es geht um die Essenz des Fußballs: Tor oder nicht Tor. Da sollten Kosten- und Nutzenüberlegungen nicht die zentrale Rolle spielen.“
Alexander Rosen, Direktor Profifußball:
„Es ist kein Geheimnis, dass wir klare Befürworter der Torlinientechnologie sind. Deshalb ist das Resultat der Abstimmung für uns natürlich enttäuschend. Offenbar ist die Bundesliga im Jahr 2014 noch nicht reif für dieses wichtige und richtige Instrument im modernen Profifußball, aber wir müssen das jetzt so akzeptieren.“