„Vielen im Umfeld ist gar nicht bewusst, dass wir 2. Liga spielen“

Interview mit SVS-Ehrenmitglied Theo Machmeier

Theo Machmeier ist der Vater von Jürgen Machmeier, dem Präsidenten des SV Sandhausen. In seiner aktiven Laufbahn hütete er von 1955 bis 1969 das Sandhäuser Tor, war später viele Jahre als Spielleiter am Hardtwald tätig. Jetzt fiebert das Ehrenmitglied als Zuschauer bei den Spielen seines SV Sandhausen von der Tribüne aus mit und freut sich nach dem ersten Saisonsieg über den 1. FC Kaiserslautern auf die nächsten Zweitligaspiele am Samstag bei Eintracht Braunschweig und am Dienstag gegen den 1. FC Heidenheim. Im Rahmen des 100-jährigen Vereinsjubiläums unterhielt sich bwa-sport.de mit Theo Machmeier.

Ende der 50er Jahre, als auch das Hardt-Stadion eingeweiht wurde, standen Sie im Tor des SV Sandhausen und bekamen im Laufe Ihrer Karriere eine Einladung zur Deutschen Amateur-Nationalmannschaft.
Theo Machmeier:
In der badischen Auswahl war ich des Öfteren zu Lehrgängen eingeladen. Bei der Partie Nordbaden gegen die Deutsche Amateur-Nationalmannschaft stand ich im Tor.  Es folgte eine Einladung zur Sportschule nach Duisburg, und nachdem ich mittrainierte, kam es zum Spiel der Amateure gegen die A-Nationalmannschaft. Trainer war der legendäre Sepp Herberger, Helmut Rahn war noch Spieler. Für mich war dies ein ganz besonderes, außergewöhnliches Erlebnis. Ich kam von einem kleinen Verein, nahm damals dies alles nicht so ernst, wie es eigentlich hätte sein sollen. Die Voraussetzungen für mich waren, auch bedingt durch unsere  Firma, etwas anders.

Der SV Waldhof bot das doppelte Gehalt wie Sandhausen

Sie standen kurz vor einem Vereinswechsel zum Waldhof.
Machmeier:
Der SV Waldhof zeigte Interesse und lud mich zum Training ein. Auf der Fahrt dorthin bin ich wieder umgekehrt und zum Training am Hardtwald gegangen. Damals lockte Waldhof mit einem 60.- DM-Vertrag. Zum Vergleich: In Sandhausen bekam ich etwa die Hälfte. Diese Entscheidung habe ich auch später nicht bereut, denn ich bin mit dem Fußball hier in Sandhausen sehr eng verwachsen.  Bereits mit sechs Jahren schnürte ich erstmals für den SVS die Fußballschuhe. Die Verbundenheit zog sich später durch die ganze Familie, sowohl Sohn als auch Enkel waren bzw. sind Torhüter beim SVS.

Aus Gipsergeschäft wurde Unternehmensgruppe

Aus dem Maler- und Gipsergeschäft hat Ihr Sohn Jürgen eine Unternehmensgruppe geformt.
Machmeier:
Es gab im Betrieb damals eine Arbeitsaufteilung. Ich war für das Kaufmännische, meine Brüder für das Praktische verantwortlich. 1976 habe ich die Firma INWO ins Leben gerufen und nach seinem Architekturstudium ist Jürgen ins Geschäft eingestiegen. In den Folgejahren ist immer mehr und mehr daraus geworden. Jürgen hat im Prinzip nie nach unten sondern immer voraus geblickt und sehr viel Engagement und Zeit investiert.

Jürgen ist ein Glücksfall für den Verein

Können Sie uns die Bedeutung Ihres Sohnes für den SV Sandhausen erläutern?
Machmeier:
Falls mal die Zeit kommt, wo er ans Aufhören denkt, wird es schwer werden einen geeigneten Nachfolger, der sich derart persönlich mit dem Verein verbunden fühlt,  zu finden. Jürgen hat die Fähigkeit, Leute heranzuziehen und zu begeistern. Sein Bekanntheitsgrad bietet ihm zudem die Möglichkeit, hier und da reinzuschnuppern oder in Kontakt zu treten.

Und welche Bedeutung hat der SV Sandhausen für Ihren Sohn?
Machmeier:
Als ich mit dem SVS gegen Hanau und 1860 München um den Aufstieg spielte, war Jürgen schon im Kinderwagen immer bei den Spielen dabei. Unsere Familie ist mit Fußball und Verein sehr eng verbunden. Auch in der Firma wird die ganze Woche über Fußball gesprochen.

Präsident wollte ich nie werden

Als Spielleiter arbeiteten Sie Seite an Seite mit Erich Balles und Werner Kindermann.
Machmeier:
Ich kann mich an die Zeit noch sehr gut erinnern, als es dem Verein finanziell nicht besonders gut ging. Wir hatten das Glück mit Werner Kindermann einen ähnlich Fußballverrückten wie meinen Sohn Jürgen zu gewinnen. Als Spielleiter habe ich mit Werner, in Absprache mit dem Trainer, einige interessante Transfers abgewickelt.

Gab es für Sie jemals Ambitionen für das Präsidentenamt zu kandidieren?
Machmeier:
Nein, dafür war ich nicht der richtige Typ. Ich habe immer nur das Sportliche für mich beansprucht. Die Außendarstellung habe ich lieber anderen überlassen.

Sandhausen hat eine märchenhafte Entwicklung genommen.
Machmeier:
Was sich in den letzten Jahren alles zum Positiven entwickelt hat, ist mit Worten nur sehr schwer zu beschreiben. Wir können stolz darauf sein, was wir mit unseren bescheidenen Mitteln alles erarbeitet haben. Manchmal kommt es mir vor, dass dem  Umfeld noch gar nicht so richtig bewusst ist, dass wir in der zweithöchsten deutschen Fußballliga spielen.

Werden gesicherten Mittelfeldplatz belegen

Kann sich der vorhandene Spielerkader in der zweiten Liga behaupten?
Machmeier:
Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft sich noch steigern wird. Der Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern hat für sehr viel Selbstvertrauen gesorgt. Mit der Arbeit von Trainer Kenan Kocak bin ich zu hundert Prozent einverstanden. Er arbeitet noch an der richtigen Mischung und Zusammenstellung. Wir brauchen nur ein bis zwei Siege, damit der Druck etwas abnimmt. Ich bin überzeugt davon, dass wir am Ende einen gesicherten Mittelfeldplatz belegen werden. Ich wünsche mir, dass wir von weiteren Verletzungen verschont bleiben. Vor allem im Mittelfeld dürfte sich die Rückkehr von Langzeitverletzten auch positiv auf das Spielerische auswirken.

Foto: BWA

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