Der SV Sandhausen und der 1. FC Heidenheim trennen sich im baden-württembergischen Derby des 6. Zweitliga-Spieltags torlos Unentschieden. In der wie zu erwarten kampfbetonten Partie gegen den schwäbischen Angstgegner verhinderte jedoch zum wiederholten Male eine mangelnde Chancenverwertung den zweiten Saisonerfolg des SVS und eine Verbesserung der Bilanz bei nur einem Sieg aus den letzten elf Aufeinandertreffen. Präsident Jürgen Machmeier ahnte es schon vor der Partie: „Es ist schwer, gegen Heidenheim zu gewinnen. Die stehen nur hinten drin und warten auf Fehler des Gegners.“ Der SVS-Chef sollte Recht behalten. Beide Mannschaften boten sich teilweise zwischen den Strafräumen ein wahres Fehlpassfestival. Meist landete dabei der Ball beim Abspiel schnell beim Gegner. Torraumszenen blieben Mangelware.
Nach dem positiven Auftritt in Braunschweig nahm Trainer Kenan Kocak bei den Kurpfälzern keine personellen Änderungen vor. Frank Schmidt, seit neun Jahren Trainer der Heidenheimer, rotierte wie angekündigt im zweiten Spiel der Englischen Woche und nahm trotz des Sieges gegen Düsseldorf sechs (!) Änderungen beim Tabellendritten vor.
Der SVS startete zwar im Bemühen um mehr Effektivität in die Partie, doch dabei kamen nur wenig erwähnenswerte Tormöglichkeiten heraus. Nach Denis Linsmayers Flanke brachte Jakub Kosecki keinen Druck mehr hinter den Kopfball (4.) und nach der schönen Vorarbeit von Thomas Pledl köpfte Lucas Höler knapp am langen Pfosten vorbei (15.). Während von der neu formierten Gästemannschaft in der ersten Hälfte so gut wie keine Torgefahr ausging, beschränkten sich die Offensivbemühungen der Sandhäuser in der Folgezeit auch mehr auf Standardsituationen. Doch bei den Freistößen von Paqarada fehlte meist die Justierung. Kurz vor der Halbzeit hatten die SVS-Fans Elf bereits den Torschrei auf den Lippen, doch Kosecki verpasste haarscharf die flache Hereingabe von Andrew Wooten.
Trainer Schmidt reagierte auf die leidenschaftslose Vorstellung seiner Mannschaft zur zweiten Halbzeit mit zwei Wechseln und einer Systemumstellung auf 4-4-2, wodurch die Gäste besser ins Spiel fanden. Unter anderem war die personifizierte Torgefahr der letzten Jahre, Marc Schnatterer, im Spiel. Auch wenn sich das Geschehen jetzt ausgeglichener gestaltete, waren es zwei Einzelaktionen von Schnatterer, die noch die meiste Gefahr für das von Marco Knaller sicher gehütete Tor heraufbeschwörten. Zweimal zielte der Heidenheimer Mittelfeldakteur bei Schüssen aus der Entfernung etwas zu hoch. So war wieder dem SVS die beste Chance vorbehalten, doch Wooten war im Pech: Nach einem Freistoß von Pledl nach 58 Minuten scheiterte er am Pfosten. Damit war das Pulver jedoch weitestgehend verschossen und die Partie verflachte gegen Ende zusehends. SVS-Manager Otmar Schork: „In einer immer zäher werdenden Partie, verlor unsere Mannschaft immer mehr den Glauben an den Sieg.“
Schüsse von Korbinian Vollmann (77.) und im Gegenzug von Smail Morabit sorgten noch für etwas Aufregung, doch es blieb letztendlich bei der Punkteteilung. Die Kurpfälzer warten weiter seit sieben Jahren auf das erste Erfolgserlebnis gegen „Knöpfleswäscher“.
In der ersten Zwischenabrechnung fehlen den Sandhäusern zwei bis drei Punkte in der Bilanz. Trotz aller Wertschätzung auf das Spielerische, am Ende zählt beim Dreizehnten doch das Ergebnis.
Zum dritten Spiel innerhalb von sechs Tagen tritt die Kocak-Truppe am Freitag (18:30 Uhr) bei der SpVgg Greuther Fürth an, die sich nach der Heimniederlage gegen die Würzburger Kickers zum Start der Englischen Woche am Dienstag mit einem 2:1-Erfolg im fränkischen Derby beim 1. FC Nürnberg zurückmeldeten. Ein Auswärtssieg in Franken würde großes Durchatmen am Hardtwald hervorrufen.
Stimmen zum Spiel:
SVS-Trainer Kenan Kocak: „Das Spiel war für die Zuschauer kein Leckerbissen. In der ersten Halbzeit hatten wir die Kontrolle über das Spiel und haben versucht, gegen eine gut organisierte Mannschaft Lücken zu finden, haben es aber versäumt, den letzten Ball effektiver zu spielen. In der zweiten Halbzeit hatten wir mit der Heidenheimer Umstellung Probleme, haben nicht mehr so sehr die spielerischen Lösungen gesucht und mussten mit langen Bällen operieren.“
FCH-Trainer Frank Schmidt: „Wir waren heute nicht präsent in entscheidenden Situationen und hatten viel Ballverluste. Wir haben es besser gemacht, nachdem wir in der Halbzeit was veränderten. Wir konnten das Spiel öfter in die gegnerische Hälfte verlagern, ohne aber auch da die großen Chancen herauszuzspielen, da der Gegner aufmerksam war. Deswegen nehmen wir den Punkt gerne mit, haken das Spiel ab und schauen nach vorne.“
Statistik:
SV Sandhausen: Knaller – Klingmann, Gordon, Kister, Paqarada – Linsmayer (65. Karl), Kulovits – Pledl, Kosecki (65. Vollmann) – Höler, Wooten (70. Kuhn)
1. FC Heidenheim: Müller – Becker, Beermann, Kraus, Feick – Griesbeck, Theuerkauf (46. Titsch-Rivero) – Atanga (62. Skarke), Rasner (46. Schnatterer) – Kleindienst, Morabit
Tore: –
Zuschauer: 5.198
Schiedsrichter: Arne Aarnink (Nordhorn)
Foto: BWA