Coufal von West Ham United soll den verletzten Gendrey ersetzen
In eineinhalb Wochen startet die TSG Hoffenheim in ihre 18. Erstliga-Saison. Zum Auftakt im DFB-Pokal gastiert die TSG zunächst beim Drittligisten FC Hansa Rostock, ehe es eine Woche später am 23. August zum Ligaauftakt zu Vizemeister Bayer 04 Leverkusen geht. Nach fünf Siegen in fünf Testspielen sehen sich die Kraichgauer aktuell gut aufgestellt. Im letzten Test empfängt das Team von Trainer Christian Ilzer beim Fan- und Familientag am 9. August (Anstoß 16:30 Uhr) in der heimischen PreZero Arena den FC Metz.

Positive Meldungen
Neben den guten Eindrücken aus der Vorbereitung konnte der TSG-Geschäftsführer Sport Andreas Schicker am Ende des einwöchigen Trainingslagers in Seefeld die vorzeitige Vertragsverlängerung von Nationalkeeper Oliver Baumann vermelden. Dem nicht genug, folgte am gleichen Tag die Meldung mit der Verlängerung von Sponsor PreZero um zwei Jahre. Der Umweltdienstleister bleibt weiterhin Namenssponsor der Sinsheimer Arena an der A6. Auch wenn das Budget der in Bad Wimpfen ansässigen Schwarz-Gruppe etwas geringer als bisher ausfällt, dürften sich die Hoffenheimer Marketingexperten über einen Fortbestand der zuletzt eher kriselnden Zusammenarbeit freuen.

Trainingslager war ein Erfolg
Zurück zur Mannschaft: Die Stimmung im Trainingslager in Tirol war in diesem Jahr um ein vielfaches besser als im Vorjahr in Kitzbühel, wo nach der Entlassung von Sportchef Alexander Rosen keine gute Laune aufkam. Dass jetzt neben der harten täglichen Trainingsarbeit auch gealbert und gelacht wurde, spricht für eine tolle Woche im verregneten Seefeld, wo man zudem durch zwei Siege im jeweils 90-minütigen Doppeltest (1:0 und 3:0) gegen Ligakonkurrent SV Werder Bremen viel fürs Selbstvertrauen tat.

Neuzugänge hinterlassen gute Eindrücke
Erfreulich, die Neuzugänge konnten in der Vorbereitung fast durchweg positiv überzeugen. Besonders Tim Lemperle, der vom 1. FC Köln ablösefrei kam, und die beiden Leih-Rückkehrer Fisnik Asllani und Muhammed Damar vom SV Elversberg hinterließen einen äußerst starken Eindruck. Auch die Neuzugänge Machida (kam von Royale Union Saint-Gilloise), Bernardo (ablösefrei vom VfL Bochum), Wouter Burger (kam für 4,5 Millionen Euro von Stoke City) und Hennes Behrens (aus der eigenen Jugend) haben gute Chancen für die Startelf. Der pfeilschnelle 19-jährige Ivorer Bazoumana Toure konnte die aufsteigende Form in der Endphase der vergangenen Saison mit in die Vorbereitung übertragen, was auch ihn zu einem heißen Kandidaten für die Startelf macht. Als möglichen Ersatz für den zum FC Bayern München ablösefrei gewechselten Tom Bischof und den zum englischen Erstligaaufsteiger Leeds United transferierten Anton Stach wird der vom FC Basel für acht Millionen Euro geholte Leon Avdullahu heiß gehandelt. Der 21-jährige Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft hinterließ in der Vorbereitung durch seine robuste und übersichtliche Spielweise einen sehr guten Eindruck.

Coufal soll den verletzten Gendrey ersetzen
Als Ersatz für den wegen eines Knöchelbruchs länger verletzt ausfallenden Valentin Gendrey hat die TSG reagiert und für die rechte Außenverteidigerposition den 55-fachen tschechischen Nationalspieler Vladimir Coufal vom englischen Premier-League-Klub West Ham United verpflichtet. Sportchef Andy Schicker attestiert dem Neuzugang „eine hervorragende Mentalität und individuelle Qualität“. Coufal wechselte im Oktober 2020 von Slavia Prag zu West Ham United. Für die „Hammers“ absolvierte der 32-Jährige in den vergangenen Jahren 180 Pflichtspiele (20 Assists) in der Premier League, dem FA Cup, dem League Cup, der Conference League sowie der Europa League.

Deutlich weniger investiert und dennoch an Wert gewonnen
Gegenüber der vergangenen Saison, wo 76 Millionen Euro in den Kader investiert wurden, wirken die aktuell 16,75 Millionen Euro im bisherigen Transfersommer äußerst sparsam und bescheiden. Rein sportlich scheinen die Neuen aber eine weitaus größere Bereicherung als im Vorjahr zu sein. Weniger kann manchmal auch eben mehr sein!
Langzeitverletzte tasten sich heran
Noch nicht vollständig genesen sind derweil Zentralstürmer Adam Hlozek, dessen Heilungsprozess nach einer prophylaktischen OP noch nicht ganz abgeklungen ist, sowie Mittelfeldspieler Grischa Prömel und Innenverteidiger Ozan Kabak, die beide die vergangene Saison aufgrund eines Kreuzbandrisses verpasst hatten und weiter im Aufbautraining sind. Während Prömel kurz vor dem Re-Start ist, dürfte Kabak erst in 4-6 Wochen wieder vollständig fit sein. Der ebenfalls wegen Knieproblemen lange ausgefallene Offensivspieler Ihlas Bebou zeigte im Training, dass er auf einem sehr guten Weg zu alter Stärke ist.

Drei gestandene Profis werden ausgemustert
Bei der dringend notwendigen Verkleinerung des im Juli noch mit 40 Profis aufgestellten Spielerkaders traf es ganz besonders die drei nicht mit ins Trainingslager gereisten Florian Grillitsch, Mergim Berisha und Dennis Geiger. Ihnen wurde nahegelegt, dass man nicht mehr mit ihnen plane. Während Grillitsch und Berisha womöglich ins Ausland wechseln, hat Geiger Interesse beim Ligakonkurrenten Borussia Mönchengladbach geweckt.

„Konkurrenzkampf ja, aber keinen übergroßen“
TSG-Cheftrainer Ilzer
Für Trainer Ilzer sind dennoch einige wichtige Personalarbeiten bitter nötig: „Um richtig schlagkräftig zu sein, brauchen wir einen gesunden Konkurrenzkampf, aber keinen übergroßen. Der Kader ist riesig, deshalb haben wir noch einiges zu tun.“
Offene Zukunft
Völlig offen ist noch die Zukunft von Robin Hranac, Gift Orban, David Mokwa und Luka Hyryläinen. Hier sind Leihgeschäfte durchaus noch möglich.

Vieles hängt vom Start ab
Was die Kaderstärke und das Gehaltsbudget betrifft, befinden sich die Nordbadener im Tabellenmittelfeld. Dort dürften sie sich auch am Saisonende wiederfinden, wenn der Dauerumbruch zügig und problemlos vonstatten geht. Wichtig wird der Saisonstart sein, wo ein anspruchsvolles Programm auf die Blau-Weißen wartet. Sollte dieser misslingen, werden die Kritiker, die Ilzer bereits als größten Wackelkandidaten aller 18 Erstliga-Trainer sehen, wieder lauter werden. Angesichts der guten Vorbereitung und des vorhandenen Spielermaterials können die TSG-Fans optimistisch und positiv auf die neue Bundesligasaison blicken. Denn schon jetzt wird sehr deutlich, dass man auf einem ganz anderen, positiveren Weg als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr ist.
Fotos: Kraichgaufoto und TSG