„Wir fressen die Tore zu einfach“ – TSG unterliegt 1:4 gegen Gladbach

Hoffenheims Negativlauf hält an - Siebtes siegloses Heimspiel in Folgei

Zum Rückrundenauftakt der Bundesligasaison 2022/23 empfing der Tabellendreizehnte TSG Hoffenheim den Neunten Borussia Mönchengladbach. Beide Mannschaften waren wenig erfolgreich nach der Winterpause ins neue Jahr gestartet. Während die Gastgeber durch das Unentschieden gegen den VfB Stuttgart vier Tage zuvor an gleicher Stelle zumindest einen Zähler verbuchen konnten, verloren die Fohlen vom Niederrhein ihre beiden letzten Hinrundenspiele. Die Negativbilanz der Hoffenheimer, die zuvor in sechs Heimspielen sieglos blieben, nahm eine Fortsetzung. In einer temporeichen und intensiven Partie verlor das Team von Trainer André Breitenreiter gegen effiziente und kaltschnäuzige Gladbacher mit 1:4 und bleiben nach der neunten Saisonniederlage weiterhin im unteren Tabellendrittel hängen. Die Treffer vor 24.119 Zuschauern erzielten für die Gäste Jonas Hofmann (12./37.), Lars Stindl (83.) und Hannes Wolf (90.+2), für die TSG traf Ihlas Bebou (80.).

Hoffenheims Bebou (am Ball) gelang der 1:2-Anschlusstreffer

Hofmann mit Doppelpack

Die Hoffenheimer ging sehr motiviert und engagiert von Beginn an zur Sache und erspielten sich ein leichtes Übergewicht. Dabei wurden sie jedoch von den Gladbachern eiskalt erwischt, als diese mit ihrer ersten gefährlichen Toraktion in der 12. Minute nach einem schnell vorgetragenen Konter durch Hofmann 1:0 in Führung gingen. Fast im Gegenzug  dann der Ausgleich, als Christoph Baumgartner im Strafraum Gladbachs neue Nummer 1 Torhüter Jonas Omlin umdribbelte und sein Schuss aus spitzem Winkel vom Japaner Kou Itakura vor überschreiten der Torlinie geklärt wurde (13.). Die TSG machte weiter Druck, fand aber gegen die dichtgestaffelte Gästeabwehr kaum ein Mittel, um gefährliche in Tornähe zu kommen. Anders die Rheinländer, die in der 37. Minute wieder eiskalt zustießen und erneut durch Hofmann erfolgreich waren. Der im benachbarten Hilsbach wohnende Nationalspieler war bei einem Konter im zweiten Versuch erfolgreich und traf aus 15 Metern flach ins rechte Eck zum 2:0.

Kaderabek vergibt Großchance

Hoffenheims beste Chance in Hälfte 1 hatte Pavel Kaderabek, der sich über die rechte Seite durchgesetzt hatte und aus acht Metern den Ball mit 85 km/h übers Tor jagte. So blieb es bei der 2-Toreführung der Borussen zur Pause, die spielerisch nicht stärker, dafür aber eiskalt in ihrer Chancenverwertung  waren. Während die TSG-Fankurve zuvor noch „Wir wollen euch kämpfen sehen“ skandierte, verabschiedete sie die Mannschaft mit einem Pfeifkonzert in die Kabine.

Gladbach steht sicher

Im zweiten Abschnitt brachte Trainer Breitenreiter für den enttäuschenden Kasper Dolberg Stürmer Bebou und für Sebastian Rudy den jungen Umut Tohumcu. Am Spielverlauf änderte sich zunächst wenig, die Kraichgauer waren zwar gewillt das Spiel noch zu drehen, doch gegen den in der Defensive sicher stehenden Gegner fanden sie kein Durchkommen. Die erste Möglichkeit in Hälfte 2 bot sich Bebou aus spitzem Winkel und der anschließende Abpraller vom eingewechselten Munas Dabbur wurde zur Ecke abgewehrt (63.). Drei Minuten später hatte Gladbachs Stindl die Vorentscheidung auf dem Fuß, doch sein Schuss aus kurzer Distanz konnte Torhüter Oliver Baumann per Fußabwehr zur Ecke abwehren (66.).

Einer von vielen eng umkämpften Zweikämpfen

Hoffenheimer Drangphase

Es ging weiter munter hin und her. Nach einer TSG-Ecke kam der junge Tom Bischof zum Abschluss, doch seine Direktabnahme ging knapp am langen Pfosten vorbei (68.). Man konnte den Gastgebern nicht Einsatz und Wille absprechen, doch unterm Strich war es zu wenig, was dem inzwischen mit vier Stürmern anrennenden Breitenreiter-Team einfiel. In der 77. Minute bot sich Andrej Kramaric die große Chance zum Anschlusstreffer, doch sein Schuss aus 14 Metern verfehlte knapp das Tor. Eine Minute später scheiterte Baumgartner per Kopfball am linken Pfosten (78.) und im Anschluss parierte Keeper Omlin einen Kopfball des eingewechselten Finn Ole Becker auf der Linie (78.). Die TSG drückte weiter und wurde belohnt. Nach schöner Kopfballvorlage von Baumgartner musste Bebou den Ball aus einem Meter nur noch über die Torlinie zum 1:2 drücken (80.).

Gladbach kontert Anschlusstreffer postwendend

Mit den Fans im Rücken drängten die Gastgeber mit aller Macht auf den Ausgleich, wurden jedoch drei Minuten später erneut durch einen Konter eiskalt erwischt. Dabei schob Kapitän Stindl den Ball aus zehn Metern auf Vorarbeit von Hofmann souverän flach ins rechte Eck zur erneuten 2-Tore-Führung (83.). Der Treffer zeigte Wirkung, denn während die Druckphase der TSG eine weiteren  herben Rückschlag erlitt, spulten die Gladbacher Fohlen die restliche Spielzeit souverän zu Ende und erhöhten in der Nachspielzeit durch Hannes Wolf auf 4:1 (90.+2).

"Es läuft alles gegen uns"

Während sich schon vor dem Abpfiff die Hoffenheimer Fankurve deutlich leerte, feierten auf der anderen Seite die rund 5.000 Gästefans einen verdienten, wenn auch vom Ergebnis betrachtet, etwas zu hohen Auswärtserfolg am Auto &  Technik-Museum, dem ersten Erfolg auf des Gegners Platz in dieser Bundesligasaison. Mittelfeldspieler Baumgartner, der sich als einziger TSG-Spieler nach dem Abpfiff den Fragen der Journalisten in der Mixed-Zone stellte, analysierte treffend: „Im Moment läuft alles gegen uns. Die Gladbacher haben zwei Chancen in der ersten Halbzeit und verwandeln sie, wir haben auch zwei und gehen leer aus. In der zweiten Halbzeit kamen wir besser ins Spiel und machen unserem Anschlusstreffer. In den Phasen ist es immer wichtig, trotz der Freude kühlen Kopf zu behalten, aber wir wurden etwas wilder und die Gladbacher konnten sich den Ball auf einmal in unserem Strafraum die Bälle zuspielen und schieben aus fünf Metern ein.“ Der Österreicher blickt dennoch kämpferisch auf die nächsten Aufgaben: „Wir fressen die Tore zu einfach. Wir müssen hart arbeiten und versuchen die Stimmung trotz allem hochzuhalten. Es bringt nichts, wenn wir jetzt die Köpfe in den Sand stecken. Es ist aktuell sauschwer, es macht auch momentan nicht so viel Spaß, aber wir werden alle zusammen da wieder rauskommen.“

Neuzugänge noch Steigerungsfähig

Der TSG stehen schwere Wochen bevor, die personell gut bestückte Mannschaft kommt einfach nicht in die Gänge und lässt weiterhin viele wertvolle Punkte liegen. Spätestens jetzt müsste jedem im blau-weißen Umfeld klar sein, dass man sich im Abstiegskampf befindet, auch wenn die dahinter positionierten Mannschaften ebenfalls ihre Spiele verloren hatten. Neuzugang John Anthony Brooks, der bei seinem Debüt im TSG-Dress seinen 30. Geburtstag feierte, absolvierte im Abwehrzentrum zwar eine ansprechende Einstandsvorstellung, doch fehlte es nach der kurzen Eingewöhnungszeit von nur zwei Tagen noch deutlich an Abstimmung mit den Kollegen im Defensivbereich. Der andere Winterneuzugang Kasper Dolberg strahlte bei seinem Startelfdebüt keine Offensivgefahr aus und wurde zur Pause ausgewechselt.  

Zwei schwere Auswärtsaufgaben stehen bevor

Die Fans brachten mit Pfiffen gegenüber der Mannschaft deutlich ihren Unmut zum Ausdruck. Nachdem die TSG Hoffenheim am kommenden Mittwoch um 18 Uhr im DFB-Pokal-Achtelfinale bei RB Leipzig antreten muss, steht drei Tage später am Samstag (15:30 Uhr) im Revier an der Castroper Straße beim Tabellensechszehnten VfL Bochum das nächste Auswärtsspiel auf dem Programm. Wer hätte das gedacht, dass dieses Duell am 19. Spieltag unter der Überschrift „Abstiegskampf“ stehen würde.

Statistik:

TSG Hoffenheim: Baumann – Kabak, Brooks, Nsoki – Kadeřábek (62. Dabbur), Rudy (46. Tohumcu), Angeliño – Bischof (74. Becker), Baumgartner – Dolberg (46. Bebou), Kramarić
Borussia Mönchengladbach: Omlin – Scally (90. +5 Jantschke), Itakura, Elvedi, Bensebaini – Weigl, Kone – Hofmann (90. Netz), Kramer (90. +5 Lainer), Stindl (86. Wolf) – Thuram (86. Plea)
Tore: 0:1 Hofmann (12.), 0:2 Hofmann (37.), 1:2 Bebou (80.), 1:3 Stindl (83.), 1:4 (90. +1)
Schiedsrichter: Benjamin Brand (Unterspiesheim)
Zuschauer: 24.119

Fotos: Kraichgaufoto

Kasper Dolberg wechselt auf Leihbasis von Nizza nach Hoffenheim, wo er mit der Rückennummer 19 aufläuft., Kramaric im Dribbling, und Der junge Tohumcu (re.) zeigte gute Ansätze

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