Doppel-Interview mit Jeremy Toljan und Nadiem Amiri
Aus der Hoffenheimer Talentschmiede stoßen nach und nach weitere junge, entwicklungsfähige Eigengewächse zum Bundesligakader. Nach Niklas Süle bekamen zuletzt Jeremy Toljan und Nadiem Amiri öfters Gelegenheit, sich für die höchste deutsche Spielklasse zu empfehlen. Im Interview mit bwa-sport.de sprechen Beide über ihren bisherigen Wertegang sowie über die weiteren sportlichen Ziele.
Hier der 1. Teil des Interviews, Teil 2 folgt am Dienstag.
Jeremy, Ihre Mutter ist Kroatin, der bereits verstorbene Vater war Amerikaner. Sie wuchsen demnach mehrsprachig auf. Gibt es einen Bezug zu den jeweiligen Ländern?
Toljan: Nur wenig. Obwohl meine Mutter englisch und kroatisch spricht, spreche ich nur deutsch. Meine Oma legt in Kroatien, daher war ich schon häufiger in Urlaub dort. In den Staaten leben einige Verwandte und Freunde, die ich hin und wieder besucht habe.
Nadiem, Sie sind in Ludwigshafen geboren. Was Kontakte bestehen zu Afghanistan, dem Geburtsland Ihrer Eltern?
Amiri: Meine Verwandten leben alle hier in Deutschland, nur die Schwester meines Vaters lebt noch in Afghanistan. Einmal war ich für zwei Wochen dort. Ich spreche persisch und deutsch.
Sie kamen über Ludwigshafen, Kaiserslautern und Waldhof Mannheim im Sommer 2012 in das Hoffenheimer Nachwuchsleistungszentrum. Rückblickend die richtige Entscheidung.
Amiri: Nach zwei Jahren Ludwigshafen war ich fünf Jahre beim FCK, wo ich leistungsmäßig aussortiert wurde. Der logische Schritt war dann der Wechsel zum Waldhof. Von dort aus wechselte ich zur TSG. Der Unterschied, vor allem durch das Leistungszentrum, war schon enorm.
Sie begannen Ihre Karriere in der Stuttgarter Jugend. Erst bei den Kickers, dann beim VfB. Wie kam der Wechsel 2011 nach Hoffenheim zu Stande?
Toljan: In meiner Stuttgarter Zeit habe ich vieles gelernt. Da ich mit einigen Trainern nicht klar kam, wechselte ich nach Hoffenheim. Die TSG hatte Interesse an mir zeigten und mich letztendlich überzeugt. Das gesamte Trainingszentrum und die Nähe zur Heimat waren weitere Gründe.
In welchen Bereichen ist das 1899-Leistungszentrum für Sie außergewöhnlich?
Amiri: Wir haben hier die besten Möglichkeiten uns weiter zu entwickeln. Das gesamte Trainerteam, Kraftraum, Regenerationsbereiche, es fehlt an nichts.
Toljan: Für mich war die Kooperation mit der Schule sehr wichtig. Im Vergleich zu anderen Vereinen wird hier sehr viel angeboten und unterstützt.
Wer war für Sie jeweils der größte Förderer in Ihrer bisherigen fußballerischen Entwicklung?
Amiri: Ich konnte von allen Jugendtrainern vieles lernen, aber am meisten habe ich von unserem U19-Trainer Julia Nagelsmann profitiert.
Toljan: Ich möchte da keinen speziell hervorheben.
Als Profi verdient man während der aktiven Karriere sehr gutes Geld. Welchen Bezug hat man in jungen Jahren zum Verdienst?
Toljan: Ich weiß damit umzugehen. Mir ist klar, dass man einiges zurücklegen muss für die Zeit nach der Karriere. Mir kommt zugute, dass ich noch Abitur gemacht habe und so außer dem Fußball noch weitere berufliche Möglichkeiten habe.
Im vergangenen Sommer feierten Sie mit der U19 den Sieg der Deutschen Meisterschaft der A-Junioren. Ihr größter Erfolg.
Amiri: Der Meistertitel war zugleich mit dem Bundesliga-Debüt mein größter sportlicher Erfolg. Mit der U19 die Besten in Deutschland zu sein, war ein außergewöhnliches Gefühl. Wir waren ein Super-Team mit toller Kameradschaft.
Ihren bisherigen Karriere-Höhepunkt feierten Sie mit der Deutschen U17 Nationalmannschaft 2012 als Vize-Europameister.
Toljan: Die Finalniederlage war zunächst eine große Enttäuschung. Doch rückblickend war es dennoch ein positives Erlebnis, ein Highlight in meiner bisherigen Karriere.
Es ging weiter in der U-19 und U-20 Nationalelf. Könnten Sie es sich vorstellen, aufgrund Ihrer kroatischen Staatsbürgerschaft, auch für dieses Land zu spielen?
Toljan: Überhaupt nicht. Ich bin hier aufgewachsen, lebe hier, fühle mich als Deutscher und habe für die Nationalmannschaft gespielt. Daher habe ich diesbezüglich noch keine Gedanken gehabt.
Sie spielen aktuell in der deutschen U19 Nationalmannschaft.
Amiri: Wir haben uns kürzlich für die Europameisterschaft in Griechenland qualifiziert, sind heiß darauf unseren Titel zu verteidigen.
Welche Gedanken schwirren Ihnen durch den Kopf, wenn vor Spielbeginn die deutsche Nationalhymne ertönt?
Toljan: Da diese Spiele gegenüber denen im Verein selten sind, ist es natürlich immer ein besonderer Moment. Ich bin stolz darauf das Nationaltrikot tragen zu dürfen. Wenn die Hymne ertönt, bin ich bereits voll auf das Spiel konzentriert.
Amiri: Ich denke da wenig nach, fokussierte mich ganz auf das Spiel, bin heiß darauf.
Kennen Sie beide den Text bzw. singen laut mit?
Toljan: Da ich nicht der beste Sänger bin, summe ich nur leise den Text vor mir hin.
Amiri: Natürlich kenne ich den Text, sing aber nicht mit.
Fotos: Kraichgaufoto und BWA
Fortsetzung des Interviews am Dienstag, hier auf bwa-sport.de