Bei der TSG Hoffenheim ist Aufbruchstimmung angesagt

Vor dem Saisonauftakt ist noch reichlich Luft nach oben

Nach der 1. Runde des DFB-Pokals beginnt am Samstag die Bundesligasaison 2022/23. Mit Spannung blicken dabei auch die Fans der TSG Hoffenheim auf das Abschneiden der Blau-Weißen, bei denen Aufbruchsstimmung angesagt ist. Nach der enttäuschenden letzten Saison, als die Kraichgauer in der zweiten Rückrundenhälfte in neun Bundesligaspielen sieglos blieben und dabei in der Endabrechnung mit Platz elf leichtfertig ihre Europapokalambitionen verspielten was letztendlich zur Entlassung von Trainer Sebastian Hoeneß führte, soll es jetzt sportlich wieder aufwärtsgehen.

Breitenreiter verbreitet Optimismus

Optimismus und Zuversicht diesbezüglich verbreitet der neue Cheftrainer André Breitenreiter, der als frischgebackener Schweizer Meistertrainer mit dem FC Zürich sehr selbstbewusst an seine neue Aufgabe an der Elsenz herangeht. „Mir ist es wichtig, dass wir für eine Aufbruchsstimmung sorgen. Wir werden uns sehr fokussiert vorbereiten, damit wir gut in die Saison starten können, das geht aber nur mit einer positiven Ausstrahlung und dem Ehrgeiz, alles geben zu wollen“, sagte der 48-jährige gebürtige Langenhagener beim Trainingsauftakt am 26. Juni.

Der neue Cheftrainer Breitenreiter verbreitet Optimismus und Aufbruchstimmung

Spielerkader wurde verkleinert

Der Spielerkader der Hoffenheimer wurde im Vorfeld der Saison 2022/23 deutlich abgespeckt. So wechselte das 23-jährige Eigengewächs David Otto, der zuletzt nach Regensburg ausgeliehen war, zum Zweitligisten FC St. Pauli. Mijat Gacinovic, der 2020 im Tausch mit Steven Zuber von Eintracht Frankfurt nach Hoffenheim kam und zuletzt an Panathinaikos Athen ausgeliehen war, wechselt zum griechischen Stadtrivalen AEK Athen. Aus dem Leihgeschäft mit dem VfL Bochum wurde für Außenverteidiger Kostas Stafylidis nun eine Festanstellung an der Castoper Straße. Nachdem der Vertrag von Kasim Adams um ein Jahr verlängert wurde, folgte eine Ausleihe zum schweizer Erstligisten FC Basel. Der armenische Stürmer Sargis Adamyan, zuletzt ausgeliehen an den FC Brügge, wechselte zum 1. FC Köln. Zudem verlassen Havard Nordtveit und Florian Grillitsch ablösefrei den Verein, ohne bislang einen neuen Arbeitgeber gefunden zu haben. Besonders schwer wird sich der Verlust von Nationalspieler David Raum auswirken. Der Linksverteidiger, der in der vergangenen Saison in seinem ersten Bundesligajahr zu den Senkrechtstartern zählte, wechselt für rund 30 Millionen Euro Ablöse zu RB Leipzig.

Drei Neuzugänge

Als Neuzugänge wurden Grischa Prömel (ablösefrei von Union Berlin), Finn Ole Becker (ablösefrei von FC St. Pauli) und Ozan Kabak (für sieben Millionen Euro vom FC Schalke 04) verpflichtet. Die Zukunft von Publikumsliebling Ermin Bicakcic, der sich im September 2020 einen Kreuzbandriss zuzog, ist weiterhin ungewiss. Der Vertrag des 32-jährigen Innenverteidigers wurde zwar um ein Jahr bis Juni 2023 verlängert, doch wann und ob Eisen-Ermin wieder zu alter Form zurückfinden wird und vor allem beschwerdefrei am Trainingsbetrieb teilnehmen kann bleibt fraglich.

Kann TSG-Stürmer Dabbur (re.) in der neuen Saison für mehr Torgefahr sorgen?

Neues Trainerteam

Mit Frank Fröhling kehrt als Co-Trainer ein alter Bekannter an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück, wo er ab der Saison 2013/14 als Co-Trainer unter Markus Gisdol arbeitete.Als weiterer Co-Trainer fungiert der 55-jährige Darius Scholtysik, den Breitenreiter vom FC Zürich mitgebracht hat. Der als zweiter Assistent eingeplante Matthias Kaltenbach hatte derweil beim niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam an der Seite von Alfred Schreuder angeheuert. Neben all den Spielerverträgen wurde auch der Kontrakt mit dem Direktor Profifußball Alexander Rosen vorzeitig bis Sommer 2025 verlängert.

Ambitionen sind vorhanden

Was kann man von den Nordbadenern in der neuen Saison erwarten? Die Erwartungshaltung von Mäzen Dietmar Hopp ist bekannt: „Vom Potenzial her sehe ich uns unter den sechs besten Mannschaften der Liga“, sagt der TSG-Gesellschafter, der die Messlatte hochlegt und für den Mittelmaß zu wenig ist. Für Breitenreiter ist dies kein zusätzlicher Erfolgsdruck: „Ich bin immer der Überzeugung, dass wenn man nicht selbst ambitioniert ist, kann man nicht erfolgreich sein.“ Der neue Cheftrainer ist der Gegenentwurf des medienscheuen, distanzierten und zurückhaltenden Hoeneß. Durch seine kommunikative Art und seiner positiven Ausstrahlung möchte er die Fans und Vereinsmitarbeiter mit ins Boot nehmen und begeistern.

Auf Transferüberschüsse angewiesen

Da die Hoffenheimer nicht in die obere Tabellenhälfte im Finanzranking gehören, sind sie nach wie vor auf Transferüberschüsse angewiesen, um den Etat zu decken. So auch im Fall von Nationalspieler Raum, der vor einem Jahr ablösefrei von Zweitligist Greuther Fürth geholt und jetzt gewinnbringend nach Leipzig transferiert wurde. Sportlich sicherlich ein großer Verlust, was aber aus finanzieller Sicht unvermeidbar war. Hopp & Co. haben ihr Augenmerk zukunftsorientiert verstärkt auf internationale Talente ausgerichtet, die vornehmlich in Brasilien und Portugal ausgebildet und gefördert werden, um möglichst weitere Eduardos oder Firminos im blau-weißen Dress präsentieren zu können. Das Ganze wird von Hopp finanziert und soll den jungen Ausnahmekickern als Sprungbrett ins Profigeschäft dienen.

Richtige Balance finden

Voraussetzung für die erhoffte Qualifikation fürs internationale Geschäft ist die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive zu finden. Dies ging in der abgelaufenen Runde mächtig daneben, als man trotz der fünfmeisten Ligatore auch die viertmeisten Gegentreffer kassierte. Auch was die Fairnesstabelle mit 73 gelben Karten und Zuschauerzahlen anbelangt, belegte die TSG zuletzt einen Abstiegsrang. Hinzu kommen die außergewöhnlich vielen Verletzungen, die zahlreichen Corona-infektionen sowie das fehlende Glück bei 18 Pfosten- und Lattentreffern (Ligahöchstwert), was sicherlich einige Punkte gekostet hat. Die Pandemie hat Hoffe besonders hart getroffen, wenngleich Geschäftsführer Frank Briel im 15. Erstligajahr davon ausgeht, „dass man wieder in Dimensionen von vor Corona kommt“. Doch bis dahin ist es noch ein weiter und beschwerlicher Weg, der von vielen unvorhersehbaren Faktoren gepflastert ist.

Noch Luft und Potenzial nach oben

Und dass es sportlich noch nicht optimal läuft zeigte das mühevolle Erreichen der 2. DFB-Pokalrunde, als man nur mit Mühe durch ein 2:0 nach Verlängerung gegen den Regionalligisten SV Rödinghausen eine Blamage verhindern konnte. Breitenreiters Aussagen nach dem Pokalspiel ist nichts hinzuzufügen: "Wir haben noch Luft und Potenzial nach oben". Am Samstag erwartet die TSG gleich zum Ligaauftakt ein anspruchsvoller und starker Gegner, gegen den man am letzten Spieltag der vergangener Saison mit 1:5 unterging.

Fotos: Kraichgaufoto

Bei der TSG ist Gesprächsbedarf

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