„Der neue Stadionname hat eine besondere Strahlkraft“

Frank Briel sieht Verbundenheit mit dem Standort unberührt

Daran muss man sich erst noch gewöhnen: Die TSG Hoffenheim spielt künftig in der PreZero-Arena. Der Entsorgungsdienstleister PreZero aus Neckarsulm löst nach siebeneinhalb Jahren mit Beginn der Bundesliga-Rückrunde 2018/19 den Energiedienstleister WIRSOL als Namenssponsor ab. Am Rande der offiziellen Präsentation des neuen Stadion-Namensgebers unterhielt sich bwa-sport.de mit Hoffenheims Geschäftsführer Frank Briel.

Kooperations- und strategischer Partner fürs Wertstoffmanagement 

Herr Briel, die TSG Hoffenheim überraschte im neuen Jahr mit dem Wechsel des Stadionnamens. Was hat es mit dem neuen Stadionsponsor auf sich?
Frank Briel:
Umwelt- und Klimaschutz sind fraglos zwei der Megathemen unserer Zeit. Das ist etwas, was sowohl für uns, als auch unsere nachfolgenden Generationen eine hohe Relevanz hat. In PreZero haben wir einen Partner gewonnen, der nicht nur Sponsor ist, bei dem es um Reichweite geht, sondern es ist vielmehr ein kooperations- und strategischer Partner, der uns beim Recycling und ganz allgemein mit Blick auf das Wertstoffmanagement in der PreZero Arena berät und unterstützt.

Gemeinsame Präsentation des neuen Stadionnamens auf dem Spielfeld der PreZero-Arena durch die Geschäftsführer

Verbundenheit mit dem Standort bleibt bestehen

In einigen Umfragen kam der Unmut vieler Fans zum Ausdruck, dass durch die Namensänderung der regionale Charakter, der mit Rhein-Neckar-Arena verbunden war, verloren gegangen sei.
Briel:
Veränderungen werden in den meisten Fällen zunächst negativ bewertet. Insofern verstehe ich die Reaktionen. Wenn man sich aber intensiver mit dem Thema befasst wird man schnell feststellen, dass der neue Name eine besondere Strahlkraft hat und weit über eine Patenschaft hinausgeht. Es geht im Kern ja nicht um einen Schriftzug, sondern um die tatsächlich gelebte Verbundenheit mit dem Standort. Bei ausnahmslos allen Aktionen, Projekten und Initiativen der TSG Hoffenheim standen und stehen die Metropolregion Rhein-Neckar und ihre Menschen im Mittelpunkt. Das liegt schon allein im Auftrag begründet, den uns unser Gesellschafter Dietmar Hopp mit auf den Weg gegeben hat. Das bleibt ja unangetastet, von daher glaube ich, dass unser gesellschaftlicher Auftrag sich zum Thema Umweltschutz zu widmen von einer überragenden Bedeutung ist.

Partnerschaft hat durchweg positiven Aspekt und Mehrwert

Glauben sie, dass der Fan das auch so sieht?
Briel:
Bei Umfragen ist entscheidend, wie ich die Frage stelle. „Finden Sie es gut, dass die Rhein-Neckar-Arena nicht mehr Rhein-Neckar-Arena heißt?“ - Diese würde doch fast jeder mit „Nein“ beantworten. Wenn sie aber die Frage stellen: „Wie finden Sie es gut, wenn sich die TSG Hoffenheim noch intensiver dem wichtigen Thema Klimaschutz widmet und mit einem starken Partner versucht, die Themen aktiv anzugehen und nicht nur darüber redet, sondern auch aktiv umsetzt“, dann glaube ich, dass genauso die Antwort auf diese Frage kommt: „Wow - das finde ich gut!“. Die Chancen dieser Partnerschaft hat für alle in der Gesellschaft, nicht nur für die TSG, mit PreZero einen durchweg positiven Aspekt und Mehrwert.

Frank Briel (li.) war maßgebend zusammen mit dem ehemaligen TSG-Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus bei den Planungen zum Bau der Sinsheimer Fußball-Arena beteiligt

Abfall ist ein Wertstoff, der am falschen Ort ist

Klingt eigentlich ganz einleuchtend.
Briel:
Das ist strategisch ein großer Wurf, den der Klub mit PreZero macht. Entscheidend ist, wie geht man an solch ein Thema ran? Wenn man sich damit beschäftigt, ein bisschen offen ist für diese Dinge und auch seine Umwelt und sein Umfeld wahrnimmt, glaube ich, dass man nicht daran vorbei kommt zu erkennen, dass diese Partnerschaft viel mehr ist und dieser Leuchtturm hier nach wie vor im Zentrum der Region steht. Das ist unangetastet. Dass man hier gemeinsam die Marke und das Unternehmen PreZero über diese Plattform einer breiten Öffentlichkeit bekannter macht, hat mit reiner Ökonomie nichts zu tun. PreZero-Geschäftsleiter Dietmar Böhm hat es bei der Vorstellung richtig formuliert: hier stehen Ökonomie und Ökologie im Einklang. Ich persönlich finde auch die Aussage sehr charmant, dass Abfall ein Wertstoff ist, der am falschen Ort ist. Das ist sehr zutreffend. Diesem Thema und den daraus resultierenden Aufgaben müssen wir uns alle, nicht nur im Industrieland Deutschland, widmen.

TSG ist als einziger Fußballklub Mitglied der „Allianz für Entwicklung und Klima"

Das Umweltbewusstsein der TSG ist im bezahlten Fußball einzigartig.
Briel:
Wir haben erst vor kurzem unsere Zukunftsstrategie „TSG ist Bewegung“ kommuniziert und veröffentlicht. Dabei hat der Aspekt Ökologie einen maßgeblichen Stellenwert. Wir sind als einziger Fußballklub der Republik Mitglied der „Allianz für Entwicklung und Klima“, die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufen wurde. Ansatz des Bündnisses ist es, Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung zu verbinden. Die Mitglieder streben an, klimaneutral zu werden, indem sie Emissionen vermeiden, reduzieren und kompensieren. Und genau in diesem Kontext steht auch unsere Kooperation mit PreZero. Unsere Haltung haben wir in den zurückliegenden Jahren auch mit unserem vorherigen Stadionnamensgeber WIRSOL demonstriert. Ich verweise dabei nur auf die Photovoltaik-Carports und verschiedene andere umweltbezogene Projekte.

"Wir haben für alle Seiten eine vernünftige Lösung gefunden"

Der Zeitpunkt des Namenswechsels während der Saison war überraschend. Wie kam der Kontakt zum Neckarsulmer Unternehmen zustande?
Briel:
Es gibt schon seit rund einem Jahr einen Austausch, zunächst einmal auf Projektebene mit den inhaltliche Fragen zum Thema Wertstoffmanagement, Recycling und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus haben wir relativ schnell festgestellt, auch im Zusammenspiel mit unserer Unternehmensstrategie „TSG ist Bewegung“, dass wir sehr ähnlich ticken und die gleichen Zielsetzungen haben. Das ist eine phantastische Zugangsmöglichkeit, ein großer Wurf in dieser Partnerschaft.

Zeigte sich das Unternehmen WIRSOL bei der vorzeitigen Vertragsauflösung kooperativ oder war viel Überzeugungsarbeit zu Nöten?
Briel:
WIRSOL ist ein langer und wichtiger Partner der TSG, der uns weiter erhalten bleibt. Wie sind frühzeitig in einen Dialog eingestiegen und haben für alle Seiten eine vernünftige Lösung gefunden. Dabei zahlte sich die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit WIRSOL seit mehr als sieben Jahren aus.

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Die PreZero-Arena feiert beim Heimspiel gegen den FC Bayern ihre Premiere, Frank Briel mit vorausschauendem Blick, und Frank Briel spricht bei der Jahreshauptversammlung zu den TSG-Mitgliedern

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