Dortmund feiert nach acht Jahren wieder ein Erfolgserlebnis in Sinsheim

Das Fehlen von Torjäger Kramaric machte sich deutlich bemerkbar

Am 4. Bundesliga-Spieltag kassiert die TSG Hoffenheim unter Trainer Sebastian Hoeneß ihre erste Saison-Heimniederlage. Mit 0:1 unterlagen die Kraichgauer vor den maximal zugelassenen 6.030 Zuschauern gegen Borussia Dortmund. Den Siegtreffer für die Westfalen, die erstmals seit acht Jahren wieder in Sinsheim gewinnen konnten, erzielte der eingewechselte Marco Reus (76.). Das mit großer Spannung erhoffte Duell der beiden Top-Torjäger Andrej Kramaric (6 Saisontreffer) auf Seiten der Gastgeber und Erling Haaland (4 Treffer) blieb aus. Während der Kroate der TSG aufgrund eines positiven Corona-Tests fehlte, ließ BVB-Coach Lucien Favre seinen norwegischen Superstar nach den zurückliegenden Länderspielbelastungen zunächst auf der Ersatzbank.

Baumgartner vergibt in der 82. Minute die große Ausgleichschance für die Hoffenheimer

Megachance für Gacinovic - Skov klärt vor der Linie

Die TSG kam gut in die Partie und hatte durch Gacinovic die erste Chance. Der Neuzugang aus Frankfurt verfehlte nach einer Flanke von Robert Skov nur knapp das BVB-Tor (4.). Dortmunds beste Chance in Hälfte 1 hatte Reyna, als er völlig frei aus spitzem Winkel vorbei am herauseilenden Torhüter Oliver Baumann aufs Tor schießt, doch auf der Torlinie verhinderte mit einer starken Aktion Robert Skov das mögliche 0:1 (35.). Die Schwarz-Gelben setzen nach und hatten nur zwei Minuten später durch Meunier die Führung vor Augen, doch dessen Kopfball nach einer Ecke prallt auf die Querlatte (37.). Es blieb beim torlosen Halbzeitstand, bei dem die TSG aggressiver im Zweikampfverhalten wirkte und bei 58 Prozent gewonnener Zweikämpfe den Dortmundern auf Augenhöhe begegnete.

Haaland und Reus entscheiden die Partie

In der zweiten Hälfte gingen die Gäste nun entschlossener zur Sache, ohne jedoch zu zwingenden Torchancen zu kommen. Trainer Favre, der sein 300. Bundesligaspiel als Trainer bestritt, reagierte und schickte nach gut einer Stunde mit Haaland und Reus zwei seiner Topstars aufs Feld, um der Offensive zu mehr Durchschlagskraft zu verhelfen. Dies sollte sich auszahlen, denn wenig später fällt nach einer Unaufmerksamkeit der Hoffenheimer die 1:0-Gästeführung. Nach einer Kopfballverlängerung tauchte Haaland frei vor Baumann auf. Der Norweger legte quer auf den mitgelaufenen Reus, der nur noch einzuschieben brauchte (76.). Die Borussen setzen nach und nur zwei Minuten nach der Führung scheitert Haaland freistehend vor Baumann (78.).

Robert Skov erzeugte über die linke Außenbahn viel Offensivpower

Baumgartner vergibt den Ausgleich

In der Schlussphase mobilisieren die Gastgeber nochmals ihre letzten Kraftreserven und hatten durch den eingewechselten Christoph Baumgartner eine riesen Ausgleichschance. Doch der Österreicher scheiterte frei vor BVB-Keeper Hitz (82.) und ärgerte sich im Anschluss über die vertane Großchance: „Ich nehme den Ball leider nicht optimal mit und treffe ihn ganz schlecht.“ Im Gegenzug vergibt Haaland die Vorentscheidung, als er aus spitzem Winkel nur den Außenpfosten am kurzen Eck traf (83.). Wenig später scheiterten noch Reyna (85.) und Reus (89.). Aufgrund des Offensivdrucks der Gäste kommen die Blau-Weißen kaum mehr zu Offensivaktionen. Es blieb schließlich beim knappen, verdienten Sieg der Dortmunder, die sich in der Tabelle oben festsetzen, während die TSG nach der zweiten Niederlage in Folge ins Tabellenmittelfeld rutscht.

"Spiel auf Augenhöhe" mit einem "dreckigen Sieg"

Für den fehlerfreien Torhüter Baumann war es ein enges Match: „Es war, glaube ich, über 90 Minuten ausgeglichen. Es war nur die Frage, auf welche Seite das Spiel nun kippt. Mit den Einwechslungen von Dortmund kam brutale Qualität rein. Es war mehr möglich für uns, weil es aus meiner Sicht ein Spiel auf Augenhöhe war.“ Der Siegtorschütze sprach nach dem Abpfiff von einem „dreckigen Sieg, den es schnell abzuhaken gilt“.

Wer soll außer Kramaric treffen?

Es wurde zudem erneut deutlich, wie sehr die Kraichgauer von ihrem Torjäger Kramaric abhängig sind, denn wirklich klare Torchancen boten sich den TSG-Stürmern wenige. Und wenn, dann wurden sie nicht entschlossen verwertet. Robert Skov sah dies ähnlich: „Wir waren heute nicht so effektiv. Effektivität ist eine Voraussetzung, um Spiele zu gewinnen. Daran müssen wir arbeiten.“

Zurückhaltende Stimmung und Standprobleme

Die Stimmung unter den 6.030 Besuchern (Zuschauerrekord am 4. Spieltag), für die während der gesamten Partie im Stadionbereich Maskenpflicht herrschte, war im Gegensatz zum letzten Heimspiel gegen die Bayern deutlich zurückhaltender. Das lag auch daran, dass das Spiel im Gegensatz zu den letzten Duellen beider Mannschaften weniger dramatisch und spektakulär verlief. Auffallend war zudem, dass viele Spieler auf dem erst kürzlich neu verlegten Rasen in der Sinsheimer Arena mit Standproblemen zu kämpfen hatten und öfters mal die Balance verloren. Am Ende hatte der amtierende Vizemeister die bessere Standfestigkeit und nahm drei wertvolle Auswärtspunkte mit auf den Rückflug nach Westfalen.

Stimmen der Trainer:

Sebastian Hoeneß (TSG Hoffenheim): „Wir haben heute den Anspruch gehabt, Dortmund zu ärgern. Das haben wir vor allem in den ersten 45 Minuten gut gemacht, danach war es ein offenes Spiel. Hinten heraus hat ein wenig die Durchschlagskraft gefehlt. Wir haben es in der ersten Hälfte nicht geschafft, aus den guten Chancen ein Tor zu erzielen. Das Gegentor dürfen wir so nicht kassieren. Bis dahin haben wir keine klaren Chancen zugelassen. Bis dahin war es ein offenes Spiel.“
Lucien Favre (Borussia Dortmund): „Wir arbeiten weiter an uns. Es müssen aber alle elf Spieler zusammenarbeiten, damit es funktioniert. Wir machen das momentan nicht schlecht. Marco Reus war nach dem Spiel gegen Freiburg eine Woche verletzt und konnte nicht durchgehend mit der Mannschaft trainieren. Erling Haaland hat in den vergangenen Tagen drei Mal mit Norwegen gespielt, daher kamen sie nur von der Bank. Es werden immer mehr Corona-Fälle kommen. Es ist aktuell nicht gut, wenn man reist. Wir müssen alle weiter aufpassen.“

Statistik:

TSG Hoffenheim: Baumann – Posch (79. Grillitsch), Vogt, Akpoguma – Rudy, Samassékou, Skov (79. Sessegnon) – Geiger, Gacinovic (60. Bruun Larsen) – Bebou (79. Dabbur), Belfodil (60. Baumgartner)
Borussia Dortmund: Hitz – Piszczek (20. Delaney), Hummels, Can – Meunier (75. Guerreiro), Witsel, Dahoud (75. Bellingham), Passlack – Sancho (64. Reus), Reyna – Brandt (64. Haaland)
Tor: 0:1 Reus (76.)
Zuschauer: 6.030
Schiedsrichter: Sascha Stegemann

Fotos: Kraichgaufoto

Gacinovic verfehlt das BVB-Tor um Zentimeter, Belfodil (re.) setzt setzt gegen Hummels durch, Bebou im Zweikampf gegen Passlack (li.), Baumgartner enteilt seinen Gegenspielern, Anfeuerung auf den Rängen trotz Maskenpflicht, BVB-Keeper Hitz fängt sicher, Enttäuschung bei Munas Dabbur nach dem Abpfiff, und Für Sebastian Hoeneß war es die erste Heimspielniederlage als TSG-Trainer

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