Es passt momentan einfach alles

Trainer Joachim Heger zum Rohrbacher Höhenflug

Nach 7 Spieltagen ist der SV Rohrbach/S. als noch einziges Kreisligateam ohne Niederlage und belegt mit fünf Punkten Vorsprung Tabellenplatz 1. Damit konnte man angesichts des personellen Aderlasses vor der Saison und des relativ kleinen, sehr jungen Spielerkaders nicht rechnen. Der SVR schwimmt momentan auf einer Erfolgswelle, was sich sehr positiv auf die Stimmung in der Mannschaft auswirkt. bwa-sport.de hat sich mit Trainer Joachim Heger über die aktuelle Situation unterhalten.

Mannschaft hat sich zu einer echten Einheit entwickelt

Herr Heger, Hand aufs Herz, auch mit 15-jähriger Erfahrung als Rohrbacher Trainer, überrascht Sie die aktuelle Erfolgsserie ihrer Mannschaft nicht auch?
Joachim Heger:
Klar bin auch ich überrascht, wie gut es bislang läuft. Damit konnte man aufgrund der Vorzeichen zum Saisonstart nicht rechnen. Es macht allen derzeit sehr viel Freude und die Spieler sind mit großer Begeisterung bei der Sache. Die neu zusammengestellte Mannschaft ist im Laufe der Vorbereitung zu einer echten Einheit geworden, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Es macht wirklich Spaß, mit den Jungs zu arbeiten.

Probleme in der Vorbereitung

Die Vorbereitung verlief eher bescheiden:
Heger:
Ja, das ist richtig. Ich war mit den Leistungen in so manchem Testspiel nicht zufrieden. Doch solche Spiele bringen eine neue Mannschaft auch weiter, weil man vor Augen geführt bekommt, woran es hapert. Letztendlich ist mir lieber, dass die Probleme in der Vorbereitung oder im Pokalwettbewerb auftreten, als in der Verbandsrunde.

Mit vereinten Kräften wird eine brenzlige Situation vor der SVR-Tor geklärt.

Personell stark am Limit

Der Spielerkader ist nicht sonderlich groß. Könnte sich dies nicht noch zum Nachteil entwickeln?
Heger:
Personell sind wir seit dem Saisonstart immer am Limit gewesen. Erst fehlten uns in der Anfangsphase mit Lukas Authenrieth und Joscha Rupp zwei Spieler fürs offensive Mittelfeld, dann verletzte sich Christian Heinlein in der Vorbereitung, mit Marvin Hartwich und jetzt auch Rupp müssen wir zudem zwei Rot-Gesperrte Spieler ersetzen. Es war schon einiges los, aber die Mannschaft hat dies Woche für Woche hervorragend weggesteckt - darauf kann man stolz sein. Aktuell laborieren noch einige Spieler mit leichten Verletzungen, die sich hoffentlich nicht verschlimmern.

Personell sieht es vor dem nächsten Spieltag wieder etwas besser aus.
Heger:
Ja, bei Marvin Hartwich ist die Sperre abgelaufen und mein Co-Trainer Heinlein wird eventuell auch wieder im Kader stehen. Dafür fehlt uns jedoch Rupp nach seiner Roten Karte am vergangenen Sonntag in Gemmingen.

Unterzahlspiel sehr gut weggesteckt

Der Sieg in Gemmingen war hart erkämpft, was das deutliche Endergebnis so nicht ganz widerspiegelt.
Heger:
Wir sind optimal in die Partie gekommen und haben mit unserer ersten Chance gleich die Führung erzielt. Defensiv standen wir sehr gut und haben es dem Gegner schwer gemacht zu Torchancen zu kommen. Auch den Nachteil, dass wir ab der 39. Minute in Unterzahl spielen mussten, hat die Mannschaft sehr gut weggesteckt. Nach einer Stunde war unser Wechselkontinent verletzungsbedingt und durch Gelb-Rot-Gefahr bereits ausgeschöpft, aber wir konnten in der Schlussphase dennoch zulegen und die beiden entscheidenden Treffer zum 3:0-Sieg erzielen.

„Jetzt erst recht“-Mentalität

Was war der Schlüssel zum Erfolg in Gemmingen?
Heger:
Der Wille und die Bereitschaft, trotz personeller Unterzahl den knappen Vorsprung einerseits zu verteidigen, aber trotzdem immer auch noch selbst nach vorne zu spielen, hat mir imponiert. In der Halbzeit hat keiner den Kopf hängen lassen, weil wir ein Feldspieler weniger waren. Im Gegenteil, es war mehr eine „Jetzt erst recht“-Mentalität zu spüren. Die Mannschaft ist momentan in einer Verfassung, in der sie immer an sich glaubt und auch enge Spiele am Ende zu ihren Gunsten entscheidet. Uns zeichnet eine enorm hohe Laufbereitschaft aus, vor allem auch defensiv. Keiner ist sich zu schade, im Sprint nach hinten zu laufen und sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen.

Torjubel, wie hier bei Dennis Bauer und Thierry Kenfack Bougue, gab es im bisherigen Saisonverlauf schön des Öfteren

Hervorragendes Defensivverhalten nach Ballverlusten

Wie ist das Erfolgsrezept am einfachsten zu beschreiben?
Heger:
Die Jungs sind sehr fokussiert, spielen mit Begeisterung und großem Selbstvertrauen. Es passt momentan alles sehr gut. Spielerisch und läuferisch konnten wir in allen sieben Saisonspielen überzeugen. Natürlich ist nicht alles perfekt und es gilt, an verschiedenen Stellen noch nachzujustieren. Insbesondere das angesprochene Defensivverhalten nach Ballverlusten ist top.

Spielglück ist keine Selbstverständlichkeit

Rückschläge werden kommen, dann wird sich zeigen, wie gefestigt die junge Mannschaft wirklich ist.
Heger:
Natürlich tritt man in einer erfolgreichen Phase befreiter und selbstsicherer auf, als wenn man die ein oder andere Niederlage im Rucksack hat. Es werden auch Rückschläge kommen, das wissen wir alle. Schwankungen gehören dazu, insbesondere bei einer so jungen Mannschaft wie der unseren. Das Spielglück, das wir momentan ohne Zweifel haben, ist keine Selbstverständlichkeit, aber letztlich die Belohnung für das, was wir in jedes Training und Spiel investieren. Entscheidend ist, wie die Jungs damit umgehen. Positiv stimmen mich, wie Rückschläge bislang gut weggesteckt wurden, als wir in Obergimpern in einer hektischen Phase eine 2:0-Führung abgegeben haben oder in Gemmingen die personelle Dezimierung aufgefangen wurde. Wir wollen jetzt die gute Phase genießen und tun weiter alles dafür, dass sie noch so lange wie möglich anhält.

Neuzugänge haben bislang alle überzeugt

Bei den Neuzugängen hatte man ein glückliches Händchen.
Heger:
Das kann man dick unterstreichen. Vor allem zu Corona-Zeiten war es nicht einfach, die vielen Abgänge im Sommer zu kompensieren. Ich möchte an der Stelle nicht unerwähnt lassen, dass in der Zeit, als die vielen Abgänge bekannt wurden, sich jeder Spieler zu 100 Prozent für den SV Rohrbach/S. entschieden hat, egal ob er neu dazugekommen ist oder schon hier war. Das war sehr wichtig in dieser Phase und ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr. Dominic Roth kannten wir ja noch von seiner früheren Zeit bei uns und wussten daher schon vorher, was wir an ihm haben. Steffen Baumgartner ist eine Allzweckwaffe im Defensivbereich, den man überall einsetzen kann. Marvin Hartwich hat sich neben dem erfahrenen Markus Brecht gut in der Innenverteidigung etabliert. Luca Romig ist der erhofft torgefährliche Stürmer, der weite Wege geht und mit seinen drei Torvorlagen in Gemmingen erneut überzeugte. Der flinke Niclas Wittmer hat mit seinen beiden ersten Torerfolgen am letzten Spieltag seine Offensivqualitäten unterstrichen. Mit Jonas Langenbach aus unserer eigenen Jugendabteilung haben wir zudem eine weitere hoffnungsvolle Offensivoption hinzubekommen. Ihn zeichnet neben seiner Schnelligkeit vor allem sein gutes offensives Eins-gegen-Eins-Verhalten aus, mit dem er immer wieder gefährliche Situationen hervorrufen kann.

Sehr gute Mischung im Team

Auch bei einigen jungen Spielern ist ein Entwicklungsschritt erkennbar.
Heger:
Vor allem bei Dennis Bauer und Matteo Francesca ist das zu spüren. Sie standen in den letzten Jahren noch etwas im Hintergrund und übernehmen jetzt Verantwortung im Team. Das spürt man vor allem, wie sie Ansprachen an die Mitspieler richten. Sie sind in ihrer Entwicklung einen Schritt weiter und spüren, dass sie mehr für die Mannschaft tun müssen. Das bringt sie in ihrer Entwicklung weiter, als wenn sie hinter sogenannten älteren „Platzhirschen“ im zweiten Glied stehen, wo sie nicht wie gewollt zum Zug gekommen sind und sich teilweise auch verstecken konnten. Jetzt sind auch sie gefordert und sie legen eine ganz andere Körpersprache und Willen an den Tag. Ich muss aber auch den älteren Spielern ein großes Kompliment aussprechen, wie sie die jungen führen, anleiten und mit Ratschlägen zur Seite stehen. Aktuell haben wir eine sehr gute Mischung im Team.

Waldangelloch wird zum weiteren Prüfstein

Am Sonntag gastiert mit dem TSV Waldangelloch ein unbequemer Gegner in Rohrbach/S.
Heger:
In der Tat, der TSV wird ein schwieriger und gefährlicher Gegner, der auch schon neun Punkte auf dem Konto hat. Vor allem bei Kontern müssen wir sehr wachsam sein. Es wird für uns ein weiterer Prüfstein werden. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir vor heimischer Kulisse diese Hürde nehmen werden.

Fotos: BWA (6) und Kraichgausport (1)

Auftreten als eine Einheit, SVR-Coach Joachim Heger, Hegers kleiner privater Fanclub, und Die SVR-Spieler freuen sich über einen Torerfolg

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