Zum ersten Heimspiel des Jahres empfängt der SV Sandhausen am Freitag um 18.30 Uhr den langjährigen baden-württembergischen Ligakonkurrenten 1. FC Heidenheim. Es sind zwar noch drei Spieltage bis zum offiziellen Rückrundenbeginn zu absolvieren, doch bereits nach 14 Spieltagen lautet die ernüchternde Erkenntnis in einer Saison, die man sich am Hardtwald anders vorgestellt hatte, dass es nur um den Klassenerhalt gehen kann. Bei einem Punkt Rückstand auf Platz 15, aber bereits sechs Punkten auf den Tabellenvierzehnten aus Regensburg hat man bereits ein Päckchen zu tragen. Coach Michael Schiele und sein neuer Co-Trainer Matthias Lust haben nun die schwere Aufgabe, für ein funktionierendes Team an den richtigen Stellschrauben zu drehen, nachdem der Einstand von Schiele bei fünf teils deutlichen Niederlagen in der Liga, der Pokalniederlage und einem Sieg beim abgeschlagenen Schlusslicht aus Würzburg misslang.

Es passt einiges nicht
Einige Änderungen sorgten bisher eher für zusätzliche Turbulenzen: Angefangen mit der Suspendierung von Torhüter Martin Fraisl über die erneute Freistellung der Spieler Philipp Türpitz, Marlon Frey und Sören Dieckmann, die unter Uwe Koschinat zunächst noch eine zweite Chance erhalten hatten. Zudem wurde nicht mehr auf den bisherigen Stammverteidiger Gerrit Nauber zurückgegriffen. Mit Schieles neuem Co-Trainer Lust, den der Coach noch aus Würzburg kennt, erhofft man sich jetzt einen Umschwung, während der bisherige Co-Trainer Gerhard Kleppinger nun im Nachwuchsleistungszentrum tätig ist.
Wird der SVS nochmals auf dem Transfermarkt aktiv?
Schiele, gebürtiger Heidenheimer, stellte bei der 0:4-Schlappe in Hannover erstmals auf ein offensiveres 4-2-3-1 System um, doch seine Mannschaft war hauptsächlich in der Defensive gefordert. Sechs Umstellungen der Abwehrreihe in den letzten sieben Spielen sorgten eher für zusätzliche Verunsicherung, wie das Torverhältnis von 3:24 Toren aus diesen Spielen aufzeigt. Die Option weiterer Neuzugänge in der neuen Transferperiode hält man sich laut Schiele offen, aber es bestehe kein dringender Handlungsbedarf, sagte er noch vor dem Spiel in Hannover. Das Transferfenster öffnete sich am vergangenen Samstag und schließt zum 1. Februar. Die Besonderheit in diesen schwierigen Zeiten: Eine Spielerlaubnis wird erst bei einem negativen Coronatest erteilt.
Kompaktes und laufstarkes Gästeteam
Am Freitag empfangen die Sandhäuser nun mit Heidenheim ein gewohnt kompaktes Team, das mit 1.677 absolvierten Kilometern abermals die besten Laufwerte aufweisen kann. SVS-Kapitän Dennis Diekmeier verbreitet trotz der verzwickten Situation Zuversicht: „Wir müssen gewisse Dinge ansprechen, müssen die Gegentore analysieren, aber dennoch positiv bleiben und weiterarbeiten.“ Eine Option auf Seiten des SVS ist am Freitag wieder Diego Contento, der seine Rotsperre von einem Spiel abgesessen hat.
80prozentiger Verlust musste kompensiert werden
Frank Schmidt, bereits seit 13 Jahren erfolgreicher Trainer der Ostälbler, musste vor der letzten Saison die Abgänge der Stammspieler Andrich, Dovedan und Glatzel wegstecken. Vor der laufenden Saison wurden die Leistungsträger Beermann, Griesbeck sowie Mittelfeldmotor Dorsch und Torjäger Kleindienst, die sich beide für eine Ablöse von insgesamt 7 Millionen Euro dem belgischen Europa League-Teilnehmer KAA Gent anschlossen, abgegeben. „Etwa 80 Prozent der Stammspieler“ beklagte Schmidt indirekt, doch zum wiederholten Male konnte man sich jedoch gezielt und sinnvoll verstärken: Der junge technisch begabte Dzenis Burnic, der von Borussia Dortmund kam, konnte sich im Mittelfeld ebenso einen Stammplatz erkämpfen wie Kleindienst-Ersatz Christian Kühlwetter, der in 14 Spielen bereits neun Mal traf und in seinem ersten Zweitligajahr voll einschlägt. Kühlwetter kam wie Florian Pick für Ablösesummen im höheren sechsstelligen Bereich vom finanziell gebeutelten Drittligisten und Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern.n.
Nach schwachem Start nun wieder gefestigter
Der 1. FC Heidenheim ist saisonübergreifend seit 20 Heimspielen ungeschlagen und stellt in dieser Saison das heimstärkste Team, doch auswärts wurden bereits vier von sechs Spielen verloren. Die Ostälbler fanden bei nur einem Sieg aus den ersten sechs Spielen schwer in die Saison, konnten aber, seit Oliver Hüsing der Abwehr wieder zusätzliche Stabilität verleiht und Kühlwetter wie am laufenden Band trifft, 14 Punkte aus den letzten sieben Spielen holen. Seit dem achten Spieltag ist Hüsing, der letzte Saison auch aus der 3. Liga von Hansa Rostock kam und lange verletzt war, wieder fester Bestandteil des Schmidt-Teams. Gemeinsam mit Patrick Mainka, der eher die spielerischen Lösungen sucht, war der robuste Hüsing auch in der letzten Saison bis zu seiner Verletzung in der Abwehr wichtiger Bestandteil des Teams, das nur knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpasste, da in den Relegationsspielen gegen Werder Bremen (0:0 im Hin- und 2:2 im Rückspiel) nur ein Tor fehlte.
Heidenheim am Hardtwald äußerst erfolgreich
Bereits in der Saison 2006/07 kreuzten sich die Wege der Ostälbler, die damals noch Heidenheimer SB hießen und des SV Sandhausen in der Oberliga. Der SVS stieg am Ende der Saison mit fünf Punkten mehr auf dem Konto in die viertklassige Regionalliga auf, während dem ein Jahr später in 1. FC Heidenheim umbenannten Klub unter dem neuen Trainer Frank Schmidt der Aufstieg gelang. In der neu gegründeten 3. Liga gelang dem SVS 2008 der bis heute einzige Heimsieg im Profifußball gegen die Schwaben, es folgten in den kommenden Jahren der gemeinsamen Ligazugehörigkeit drei Unentschieden und fünf Siege des FCH am Hardtwald, während der SVS die letzten beiden Partien in Heidenheim gewann. Nach dem Aufstieg des SV Sandhausen in die 2. Liga 2012 folgten die Heidenheimer im Jahr 2014.
Mögliche Aufstellungen:
SV Sandhausen: Wulle – Diekmeier, Kister, Zhirov, Rossipal – Nartey, Linsmayer – Esswein, Biada, Pena Zauner – Behrens
1. FC Heidenheim: Müller – Busch, Mainka, Hüsing, Theuerkauf – Sessa, Burnic – Leipertz, Thomalla, Kerschbaumer - Kühlwetter
Fotos: Kraichgausport