Hamburger Faninvasion hofft auf Aufstiegsfeier am Hardtwald

Sandhausen möchte sich würdevoll aus der 2. Liga verabschieden

Nach der 0:1-Niederlage in Heidenheim war es traurige Gewissheit, dass der SV Sandhausen nach elf Jahren aus der 2. Bundesliga absteigt und den Gang in die Drittklassigkeit antreten muss. Vor dem Saisonabschluss im heimischen BWT-Stadion am Hardtwald am Sonntag um 15.30 Uhr gegen den Hamburger SV ist bei drei Punkten Rückstand zu Jahn Regensburg auch Tabellenplatz 17, der bei einem möglichen Lizenzentzug von Bundesligaabsteiger Hertha BSC Berlin noch eine Rolle spielen kann, in ziemliche Ferne geraten.

Absteiger können zum Zünglein an der Waage werden

Der SVS müsste gegen den HSV gewinnen und das um vier Tore schlechtere Torverhältnis gegenüber den Regensburgern aufholen, die gegen Heidenheim verlieren müssten. Das Pikante dabei: Jahn Regensburg wird den Abstieg auch nicht mehr vermeiden können, und so können beide kommenden Drittligisten im Aufstiegskampf zum Zünglein an der Waage werden, denn den 1. FC Heidenheim auf Platz 2 trennt nur ein Punkt vom Tabellendritten Hamburger SV.

Feiert Dennis Diekmeier gegen seinen Ex-Verein am Samstag sein Comeback? Es dürfte für ihn wohl das letzte Duell gegen den HSV werden.

Siege gegen den HSV waren Highlights

Bereits zweimal wurde der SVS für den HSV zum Stolperstein: Beim 5:1-Sieg der Sandhäuser im Hamburger Volksparkstadion am letzten Spieltag der Saison 2019/20 und dem 2:1-Sieg am Hardtwald ein Jahr später. Die beiden Erfolge gegen den Europapokalsieger von 1983 aus Hamburg gehörten sicher zu den Highlights in der elfjährigen Zweitligazugehörigkeit des SV Sandhausen. Die beiden besten Platzierungen stammten aus den Spielzeiten 2016/17 und 2019/20, als man jeweils den zehnten Platz belegte. Aus dem Jahr 2016 stammt auch der legendäre DFB-Pokal-Erfolg im Elfmeterschießen im Spiel beim SC Freiburg.

Hamburger Invasion erwartet

Nachdem der Hamburger SV in den vergangenen vier Jahren bei drei vierten Plätzen und einem dritten Platz immer knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt ist, hofft man diesmal, mit Regensburger Schützenhilfe den Relegationsspielen entgehen zu können, wodurch mit einer Invasion von vielen tausenden Hamburger Fans im und um das BWT-Stadion am Hardtwald zu rechnen ist, die auf eine Aufstiegsfeier hoffen. HSV-Torjäger Robert Glatzel in dem Wissen, dass man auf fremde Hilfe angewiesen ist: „Es ist geil, dass wir es am finalen Spieltag spannend machen können. Die Hauptaufgabe ist, in Sandhausen erstmal zu gewinnen. Darauf liegt der volle Fokus.“ 

SVS-Cheftrainer Gerhard Kleppinger erwartet von seinen Spielern nochmals volle Hingabe und Einsatz beim Saisonfinale

Mehrere Gesperrte beim Saisonfinale

Während die Hanseaten ohne den gelbgesperrten Reis und ohne Jatta, der beim 2:1-Sieg gegen Fürth die Gelb-Rote Karte sah, antreten müssen und damit zwei torgefährliche Mittelfeldspieler ausfallen, ist beim SV Sandhausen mit Esswein, Zenga und Kutucu gleich für drei gelbgesperrte Akteure die Saison vorzeitig beendet. Doch für Kapitän Diekmeier, der nach seiner Verletzungspause beim Spiel in Heidenheim noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, könnte gegen seinen Ex-Verein, für den er acht Jahre in der Bundesliga spielte, das Comeback anstehen. Diekmeier, der seinen Vertrag beim SVS auch in der 3. Liga erfüllen wird: „Ich wünsche mir natürlich, dass der HSV endlich aufsteigt. Es gibt aber ein großes Problem, denn am letzten Spieltag müssen sie noch zu uns und ich muss meinem HSV also weh tun.“

Selbstkritische Aussagen

Diekmeier hätte sich wie alle Sandhäuser Fans gewünscht, dass bei diesem Saisonhighlight für seinen zweiten Herzensverein SVS noch mehr auf dem Spiel steht, doch für die mit 62 Gegentoren schlechteste Defensive und mit 35 erzielten Treffern viertschlechteste Offensive muss die Rechnung bezahlt werden. Präsident Jürgen Machmeier gesteht Fehler ein: „Wenn wir zwei, drei Jahre zurückblicken, haben wir Spieler geholt, die nicht die DNA des Vereins hatten“, doch der Chef blickt bereits wieder optimistisch nach vorne: „Wir sind sehr weit in der Kaderplanung, wenn alle Zusagen eingehalten werden, haben wir ein gutes Grundgerüst. Es wird ein kompletter Neustart. Die Tendenz ist also in jedem Falle ein „Auf Wiedersehen 2. Liga! Es erfüllt mich mit Stolz, was wir in den elf Jahren in der 2. Bundesliga geleistet haben.“

Völlige Neuausrichtung

Der neue Sportdirektor Matthias Imhof ist bereits komplett in die Planung eingebunden, wie der Präsident zudem bestätigte. Den richtigen Trainer zu finden und einen größtenteils neuen Kader mit finanziell begrenzteren Mitteln zusammenzustellen, um im besten Falle gleich wieder um den Aufstieg mitzuspielen, ist eine Herkulesaufgabe. Eine mögliche Variante ist, dass Interimscoach Gerhard Kleppinger Co-Trainer wird und ihm ein junger Trainer zur Seite gestellt wird. Laut Aussage von Präsident Machmeier könnte Kleppinger auch Chefcoach bleiben. Die bisherige Nummer 2 im Sandhäuser Tor Patrick Rehnen soll Patrick Drewes ersetzen, der die Kurpfälzer verlassen wird. Verträge mit einer Gültigkeit für die 3. Liga haben Abu El-Zein und Christian Kinsombi.

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Drewes – Dumic, Zhirov, Diakhite – Diekmeier (Ajdini), Papela, Bachmann, Okoroji – El-Zein – Evina, Ademi
Hamburger SV: Heuer Fernandes – Heyer, David, Schonlau, Muheim – Meffert - Benes, Kittel – Königsdörffer, Glatzel, Dompe

Fotos: foto2press

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