Hoffenheim bleibt nach einem torreichen Baden-Derby weiterhin sieglos

TSG ist nach 4:3-Heimniederlage von einer erhofften Europapokalteilnahme weit entfernt

Die Erfolglosserie der Hoffenheimer nimmt auch am 32. Bundesligaspieltag eine Fortsetzung. Die TSG unterlag in der heimischen Arena in einer packenden, tempo- und torreichen Partie dem badischen Nachbarn SC Freiburg mit 3:4 Toren und dürfte damit, auch wenn es rechnerisch noch möglich ist, ihre Ambitionen auf eine internationale Teilnahme in der nächsten Saison wohl endgültig begraben können. Vor 23.627 stimmungsvollen Zuschauern, darunter gut 4.000 Gästefans, gingen die Breisgauer im Top-Spiel am Samstagabend durch Sallai (23.) in Führung. Kramaric (32.) und Stiller (49.) drehten das Ergebnis zunächst zu Gunsten der Gastgeber, eher Günter (50.), Höler (70.) und Jeong (73.) den SC wieder 4:2 in Führung brachten. Der Anschlusstreffer von Rudy (84.) zum 3:4 reichte am Ende nicht, um nach dem 1:4-Aus im DFB-Pokal an gleicher Stelle eine erneute Hoffenheimer Niederlage im Baden-Derby abzuwenden.

Stimmungsvolle und farbenprächtige Hoffenheimer Fankurve kurz vor Anpfiff des Baden-Derbys

Vielseitige Gründe für die Negativserie

Während das Team von Kult-Trainer Streich auf dem aktuell vierten Tabellenplatz sich berechtigte Hoffnungen auf eine erstmalige Champions League-Teilnahme machen kann, bleiben die Blau-Weißen auf der Suche nach der fehlenden Effizienz auf Platz 8 nach sieben sieglosen Partien weit hinter ihren Ansprüchen zurück. In den verschiedenen Fanforen wird inzwischen auf der Suche nach Gründen immer heftiger diskutiert. Liegt es nur am fehlenden Spielglück, an den zahlreichen Verletzungen und Coronaausfällen oder an den vielen Gelbsperren, die häufig für veränderte Startformationen sorgen. Auch die Kritik an Trainer Hoeneß bleibt nicht verborgen.

Fehlende Effizienz

Dabei war sein Team dem Gegner in allen Belangen keinesfalls unterlegen, hatte auch die Mehrzahl an Torchancen, doch unterm Strich war am Ende, wie zuletzt oft der Fall, die nötige Cleverness und bessere Chancenverwertung ausschlaggebend und spielentscheidend. Symbolisch: Am letzten Spieltag scheiterte Stürmer Kramaric kurz vor Spielende in Frankfurt beim Stande von 2:2 bei einer hochkarätigen Chance an Torhüter Trapp und im Spiel gegen Freiburg verhinderte SC-Torhüter Flekken in der Nachspielzeit mit einer spektakulären Parade bei einem Kopfball von Adams den möglichen 4:4-Ausgleichstreffer.

Statistische Fakten

Während Baumgartner sein 100. Pflichtspiel als Profi für die TSG bestritt, Torhüter Baumann weiterhin auf seinen 100. Pflichtspielsieg für die Kraichgauer wartet, führte erstmals Kramaric anstelle von Baumann das Team als Kapitän aufs Spielfeld. Es war eine Entscheidung von Hoeneß in Absprache mit seinem Torhüter, um seinem zuletzt torlosen Stürmer neues Selbstvertrauen zu bescheren, was sich mit seinem fünften Saisontreffer und einer Torvorlage zumindest ausgezahlt hatte.

Nachdem Rudys Schuss zum 3:4 bereits knapp hinter der Torlinie war, schießt Rutter den Ball nochmals sicherheitshaber ins Freiburger Tor

Karamic gleicht Sallais Führung aus

Hoffenheim war besonders über die linke Seite durch Raum und Kramaric sehr gefährlich, musste aber nach 23 Minuten den ersten Gegentreffer wegstecken, als nach einer schnellen Balleroberung der Ungar Sallai frei vor dem TSG-Tor den Ball unhaltbar ins lange Eck schlenzte. Nach etwas über einer halben Stunde konnten die Gastgeber ausgleichen, nachdem Kramaric eine präzise Flanke von Raum per Direktabnahme ins kurze Eck zum 1:1-Ausgleich vollendet (32.). Die mögliche Pausenführung vergab Baumgartner, der mit einem Schlenzer aus 16 Metern nur knapp den rechten Torwinkel verfehlte (39.).

Freiburg dreht das Ergebnis zu seinen Gunsten

Die TSG erwischte den besseren Start in Hälfte 2 und ging erstmals durch Stiller, nach herrlicher Vorarbeit von Kramaric, mit einem Schuss aus spitzem Winkel ins lange Eck 2:1 in Führung (49.). Die Gäste antworteten postwendend: Kapitän Günter traf, ähnlich wie schon vor einer Woche gegen Gladbach, mit einem Flachschuss aus 17 Metern ins untere rechte Eck zum 2:2-Ausgleich (50.). Nachdem Höler nach einer Sallai-Flanke die mögliche Führung aus kurzer Distanz vergab (62.), stand er wenig später bei einer Freistoßflanke von Günter am langen Pfosten goldrichtig und drückte per Kopf den Ball aus einem Meter zur 3:2-Führung über die Linie (70.). Es war bereits der zehnte Freiburger Saisontreffer nach einem Freistoß. Nur drei Minuten später erhöhte der SC auf 4:2, als der nur 65 Sekunden zuvor eingewechselte Jeong sich gegen Vogt im Zweikampf durchsetzte und vorbei an Baumann eiskalt traf (73.). Spannend wurde es nochmals in der Schlussphase, nachdem Rudy auf Vorarbeit von Rutter auf 3:4 verkürzen konnte (84.).

Flekken sichert Auswärtssieg in der Nachspielzeit

Pech hatte in der Nachspielzeit der in dieser Saison nur selten eingesetzte Adams, als er mit einem Kopfball an SC-Torhüter Flekken scheiterte und Rutter beim Nachschuss übers Tor zielte (90.+3). Während die südbadischen Fans die Sieger euphorisch feierten und bereits vom einem möglichen Sieg im DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig träumten, quittierten die Hoffe-Fans die engagierte und aufopferungsvolle Leistung ihrer Mannschaft nach dem Abpfiff mit Beifall. Zuletzt gab es nach der Heimniederlage gegen Bochum und beim torlosen Remis gegen Absteiger Fürth am Ende lautstarke Pfiffe.

"Vieles läuft gegen uns"

Enttäuschung und Ernüchterung nach Spielende bei den Gastgebern. Nationalspieler Raum: „Wir haben sehr viel investiert und über weite Strecken das Spiel gemacht. Das 2:2 fällt zu schnell, das war ein Knackpunkt. Wir hauen jede Woche alles rein, leider lief fast alles gegen uns zuletzt. Die Fehler, die wir machen, werden einfach sofort bestraft.“ Für Kramaric war die Niederlage ein Abbild der laufenden Saison: „Es tut richtig weh. Wir haben auch heute wieder gut gespielt, es war ein aufregendes Match, auch für die Fans, aber am Ende haben wir keine Punkte.“ Aus Sicht des Kroaten müsste sein Team deutlich besser dastehen: „Diese Mannschaft hätte es verdient, in den Top 6 der Bundesliga zu sein. Wir haben so viel Potenzial, haben in manchen Momenten der Saison richtig geilen Fußball gespielt, aber jetzt sind wir Achter. Es tut einfach weh.“

Stimmen der Trainer:

Sebastian Hoeneß (TSG Hoffenheim): „Für neutrale Fußballfans war es ein sensationelles Spiel. Beide Teams haben mit offenem Visier agiert. Das war Fußball, wie er sein sollte. Aus unserer Perspektive war es dennoch ein bitterer Abend. Es war ein verrücktes Spiel, es wäre ein verdienter Punkt gewesen. Wir sind tief enttäuscht. Aber es sind noch zwei Spiele zu gehen. Es ist nicht vorbei.“
Christian Streich (SC Freiburg): „Die TSG hat ein sehr gutes Spiel gemacht und war sehr aggressiv. Wir haben einen Rückstand aufgeholt und haben das Spiel gedreht. Das direkte 2:2 war enorm wichtig. Die Mannschaft hat eine außergewöhnliche Mentalität gezeigt. Am Ende waren wir das glücklichere Team. Hoffenheim kann hier mindestens einen Punkt holen, sie waren bärenstark. Dennoch war es kein unverdienter Sieg.“

Für die Nordbadener sind die internationalen Plätze in weite Ferne gerückt, am nächsten Samstag (15.30 Uhr) benötigen sie im letzten Saison-Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen unbedingt einen Sieg, um sich für den maximal möglichen Platz 6 noch eine Minimalchance im letzten Saisonspiel in Mönchengladbach zu wahren.

Statistik:

TSG Hoffenheim: Baumann – Kaderabek (89. Bruun Larsen), Akpoguma (89. Adams), Vogt, Raum – Samassekou (71. Skov)  – Baumgartner (65. Rudy), Stiller – Dabbur (65. Rutter) – Bebou, Kramaric
SC Freiburg: Flekken – Lienhart, Gulde (46. Petersen), N. Schlotterbeck – Kübler (90.+4 Sildillia), Eggestein, Höfler, Günter – Sallai (71. Jeong), Grifo (88. Schmid) – Höler  (71. Demirovic)
Tore: 0:1 Sallai (23.), 1:1 Kramaric (32.), 2:1 Stiller (49.), 2:2 Günter (50.), 2:3 Höler (70.), 2:4 Jeong (73.), 3:4 Rudy (84.)
Schiedsrichter: Fritz
Zuschauer: 23.627

Fotos: Kraichgaufoto

Baumann klärt mit einer Hand, Kramaric (li.) gegen Schlotterbeck, Stiller (re.) im Kopfballduell mit Kübler, Kaderabek (li.) beim Flanken, Engagierter SC-Trainer Streich, Rutter verpasst in der Nachspielzeit den möglichen 4:4-Ausgleich, Kramaric nach dem Abpfiff vor der Fankurve, und Endstand

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