Nachdem der SV Sandhausen beim 1:1 bei Tabellenführer Werder Bremen erneut seine Auswärtsstärke unter Beweis stellen konnte, folgt nun das nächste 6-Punkte-Heimspiel, in dem die Kurpfälzer einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen können. Am Sonntag um 13.30 Uhr gastieren die einen Rang hinter dem SVS auf Relegationsplatz 16 platzierten Sachsen von Dynamo Dresden zum ultimativen Abstiegskrimi im BWT-Stadion am Hardtwald. Ziel der Sandhäuser ist es, mit drei Punkten auf sechs Punkte Abstand zu Platz 16 davonzuziehen, während die Dresdener ihrerseits mit einem Auswärtserfolg den SVS dank des besseren Torverhältnisses in der Tabelle überflügeln könnten. Doch Dynamo ist seit elf Spielen sieglos. Umso wichtiger für den SV Sandhausen, im Abstiegskrimi erfolgreich zu sein, da in den dann folgenden drei der noch fünf ausstehenden Partien mit dem FC St. Pauli, dem 1. FC Nürnberg und Schalke 04 drei Gegner warten, die um den Aufstieg kämpfen.
Holt der SV Sandhausen die Big Points?
Fanunterstützung ganz wichtig
Die Sandhäuser haben den eigentlichen Vorteil, noch vier Mal daheim am Hardtwald antreten zu können, wobei sich Trainer Alois Schwartz für den Endspurt noch mehr Unterstützung gerade gegen Gegner wie Dynamo Dresden mit deren hohem Fanpotential erhofft, wie er bereits vor dem letzten Heimspiel gegen Rostock anklingen ließ: „Ich würde mich schon freuen, wenn mehr Zuschauer kommen, weil das schon eine Riesenleistung ist, was der Verein hier über zehn Jahre geleistet hat.“ Zwar hat das Schwartz-Team 21 seiner 31 Punkte auf fremden Plätzen geholt, doch nun gilt es, den Gegnern daheim das eigene Spiel aufzudrücken wie schon gegen Hannover.
Offensivspiel noch verbesserungswürdig
Wichtig wird es sein, gegen Dresden damit anzufangen, was der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca nach dem Punktgewinn in Bremen ansprach: „Im Spiel nach vorne hatten wir schon Probleme, aber wir haben super gefightet und in der Defensive sehr gut dagegengehalten.“ Eine Passquote von 85 % bei Werder und 53 % beim SVS sprachen hier auch eine deutliche Sprache. Mittelfeldmotor Tom Trybull hat in Bremen seine fünfte gelbe Karte erhalten und wird gegen Dresden ersetzt werden müssen, während Dynamo zuletzt drei wichtige Offensivspieler ersetzen musste. Bei der jüngsten 1:2-Heimniederlage gegen Schalke 04 fehlten Top-Torschütze Christoph Daferner (12 Saisontore) und Brandon Borrello wegen Corona-Infektionen sowie Ransford Königsdörffer wegen eines Muskelfaserrisses. Da Daferner laut des Vereins aber keine schlimmeren Symptome habe, ist für das Spiel in Sandhausen mit seiner Rückkehr zu rechnen.
Traditionsreiche Dresdner
Als wichtige Faktoren für das Spiel der Sachsen sind im Laufe der Rückrunde die Routiniers Tim Knipping, der von 2016 bis 2019 für den SV Sandhausen verteidigte, sowie Chris Löwe zurückgekehrt. Stehaufmännchen Knipping fehlte nach seiner zweiten schweren Verletzung der Karriere zwanzig Spiele, Löwe fünf Spiele. In den letzten vier Partien trug der zweikampfstarke Knipping nicht nur zur Stabilität bei, sondern steuerte auch zwei Torvorlagen bei. Bei einem Durchschnittsalter von 25,21 Jahren verfügt der Zweitligaaufsteiger über einen jüngeren und unerfahreneren Zweitligakader. Allerdings wird unter Sport-Geschäftsführer Ralf Becker ein Weg eingeschlagen, der weg von vermeintlichen Einzelkönnern zu einer hungrigen Mannschaft, deren Kern aus der Aufstiegsmannschaft besteht, geht. Der Traditionsverein und achtmalige Meister der ehemaligen DDR kehrte in den letzten zehn Jahren nach Abstiegen drei Mal zurück in die 2. Liga.
Für Trainer Capretti ist die Struktur wichtig
Ein Trainerwechsel blieb aber auch bei den Sachsen nicht aus: Aufstiegstrainer Alexander Schmidt wurde am 1. März von seinen Aufgaben entbunden, nachdem Dynamo sieben Spiele sieglos blieb und auf Platz 14 rangierte. Guerino Capretti, der vor zwei Jahren mit dem SC Verl in die 3. Liga aufgestiegen war, übernahm für Schmidt und unterzeichnete einen nur für die 2. Liga gültigen Vertrag. Der Coach passt laut Becker zur Dynamo-Philosophie, in der junge Spieler im offensiven 4-3-3 System von Capretti weiterhin zum Zug kommen. Bei zwei Unentschieden und zwei Niederlagen blieb Dynamo unter dem 40-jährigen Trainer gegen allerdings ausschließlich Gegner aus dem oberen Tabellendrittel noch sieglos. Capretti: „Mir ist wichtig, dass wir eine gute Struktur haben. Verlieren wir diese, machen wir es dem Gegner einfach. Wenn wir die Struktur aufrecht erhalten, hat es jeder Gegner schwer gegen uns."
Unterschiedsspieler Testroet
Sandhausens Torjäger Pascal Testroet könnte im zweiten Spiel in Folge gegen einen seiner Ex-Klubs wieder zum entscheidenden Faktor werden. Bereits im Hinspiel in Dresden sorgte er für das goldene Tor, zuletzt in Bremen erzielte er seinen neunten Saisontreffer, und wenn er auch am Sonntag zum Sieg beiträgt, hätte der SVS mit 34 Punkten fünf Spieltage vor Saisonende bereits soviel Zähler auf dem Konto wie in der gesamten vergangenen Saison.
Mögliche Aufstellungen:
SV Sandhausen: Drewes – Diekmeier, Dumic, Zhirov, Okoroji – Zenga, Ritzmaier – Kinsombi (Ajdini), Bachmann, Soukou – Testroet
Dynamo Dresden: Broll – Akoto, Sollbauer, Knipping, Löwe – Will – Mörschel, Kade – Schröter, Daferner (Drchal), Batitsta Meier
Fotos: foto2press