Jetzt werden die Karten wieder neu gemischt

Sandhausen empfängt Erzgebirge Aue

Im ersten Spiel nach der Ära Uwe Koschinat empfängt der SV Sandhausen am Samstag um 13 Uhr den FC Erzgebirge Aue. Zwei Punkte aus den letzten fünf sieglosen Spielen bedeuten für den SV Sandhausen das Abrutschen von Tabellenplatz 4 auf Rang 15, was hauptausschlaggebend für die Trennung von Koschinat war. Präsident Jürgen Machmeier betonte, man konnte nach „einer detaillierten Analyse der letzten Monate nicht mehr die Überzeugung gewinnen, dass Uwe mit der Mannschaft nochmal das Ruder herumreißt und das Team zu alter Stärke führt.“ Der SVS ist auswärts noch ohne Punktgewinn, aber am heimischen Hardtwald noch ungeschlagen, was bei der zu erwartenden Premiere des neuen Coaches unbedingt fortgesetzt werden sollte, um nicht erstmal im Tabellenkeller festzustecken. Laut Verein möchte man noch vor dem Heimspiel gegen Aue einen neuen Übungsleiter vorstellen. Namen wie Torsten Lieberknecht, Dimitrios Grammozis und Michael Schiele heizen die Gerüchteküche an. “Wir bewegen uns in Richtung zweier Kandidaten”, ließ Präsident Jürgen Machmeier bereits verlauten.

Sandhausens Kapitän Dennis Diekmeier versucht, sich gegen Fabian Kalig (li.) und Dennis Kempe (re.) im Dreikampf durchzusetzen

Punkt in Düsseldorf wäre verdient gewesen

Man war sich einig unter Spielern und Verantwortlichen, dass es verdient gewesen wäre, in einer ausgeglichenen Partie bei der jüngsten Niederlage in Düsseldorf erstmals in der Saison auswärts zu punkten, was auch durch Vorteile bei den Zweikampfwerten und beim Ballbesitz unterstrichen wird. Man ließ dem Gegner auch nicht viel zu, doch drei eigene Schüsse auf das Tor der Düsseldorfer waren eine mehr als magere Ausbeute, und ein zu durchsichtiges Offensivspiel war ein Problem, das sich wie ein roter Faden durch die bisherige Spielzeit zog. In Düsseldorf stand erstmals in der Saison kein Neuzugang in der Startelf, doch die abermalige Rückkehr zu zwei Sturmspitzen und der Elf, die zum Ende der letzten Saison überzeugte, brachte auch nicht den gewünschten Erfolg.

Die Karten werden jetzt neu gemischt

Bei den Fans war Koschinat sehr beliebt aufgrund einer offenen und kommunikativen Art. In sportlicher Hinsicht blieb aber der Eindruck haften, dass zu wenig aus dem zweifelsohne vorhandenen Offensivpotential mit erfahrenen Spielern geschöpft wird. Es kam wohl das Pech hinzu, dass sich Alexander Esswein beim Aufwärmen in Düsseldorf verletzte, doch Koschinats Wunschspieler und Neuzugang Daniel Keita-Ruel, der noch nicht wirklich in Sandhausen angekommen ist, oder Philipp Türpitz, die bei anderen Vereinen schon tragende Rollen spielten, fristeten ihr Dasein als Ersatzspieler. Türpitz gehörte auch zu den sieben Spielern, die eine Freigabe für einen Wechsel bekamen, da man nicht mehr mit ihnen plante, dann aber doch neue Chancen bekamen – sicher keine besonders glückliche Vorgehensweise. Unter dem neuen Trainer werden nun für alle die Karten neu gemischt, auch für die zeitweilig aussortierten Spieler.

Sandhausens Mittelfeldspieler Erik Zenga (li.) kommt vor Philipp Riese an den Ball

Wichtige Eckpfeiler im Kader

Erzgebirge Aue hat sich mit einem verdienten 3:0-Erfolg über Darmstadt 98 um zwei Ränge auf Platz 7 verbessert und hat bei zwei Punkten Rückstand Tuchfühlung zum dritten Platz. Die Sachsen verfügen über einen relativ kleinen, aber erfahrenen Kader. Eckpfeiler sind die 32-jährige schon jetzige Torwartlegende Martin Männel (280 Zweitliga- und 103 Drittligaeinsätze für Aue), der 33-jährige Abwehrrecke Sören Gonther, der ebenfalls 33-jährige Antreiber Jan Hochscheidt und der 30-jährige Torjäger Pascal Testroet, der gegen Darmstadt seine Saisontore 3 und 4 erzielte. Testroet hat eine besondere Vorliebe, gegen den SVS zu treffen, was bereits drei erzielte Tore unterstreichen. Bei einer gesunden Mischung aus erfahrenen und jüngeren Akteuren bildet Testroet zusammen mit Juniorennationalspieler Florian Krüger ein eingespieltes Sturmduo, doch allgemein gab es nur wenige Veränderungen beim  Stamm des Tabellensiebten aus der Vorsaison.

Trainer Schuster lebt die Tugenden vor

Mit Florian Ballas von Zweitligaabsteiger Dynamo Dresden, der zudem mit dem ebenfalls ehemaligen Dresdener Gonther befreundet ist und mit Ben Zolinski vom Bundesligaabsteiger aus Paderborn wurde weitere Erfahrung an Land gezogen, welche ins Auer Team und deren Tugend wie bedingungslosem Gegenhalten und Biss passt. Trainer Dirk Schuster, der als Spieler auch für hochgekrempelte Ärmel stand, lebt dies vor. Die kompakte Defensive kann mit acht Gegentoren nach acht Spieltagen einen guten Schnitt vorweisen. Ohne die 0:3-Niederlage beim Hamburger SV wäre es ein hervorragender Wert, dennoch hatten die Sachsen im hohen Norden einen Grund zur Freude: Abwehrspieler Steve Breitkreuz stellt wieder eine ernsthafte Alternative dar und feierte in Hamburg nach einer Leidenszeit von 535 Tagen und scheinbar nicht enden wollender Knieprobleme sein Comeback. Flügelspieler Tom Baumgart ist nach abgelaufener Gelb-Rot Sperre für das Spiel beim SVS wieder spielberechtigt.

Meiste Zweitligaspiele aller Ostvereine

Im März des kommenden Jahres wird Erzgebirge Aue sein 500. Zweitligaspiel bestreiten, bereits jetzt kann kein Ost-Verein mehr Spiele im Unterhaus aufweisen. Es ist seit 2003 die 15. Zweitligasaison der Sachsen, die beiden „Betriebsunfälle“ der Abstiege aus den Jahren 2008 und 2015 wurden schnell wieder behoben. Der charismatische Präsident Helge Leonhardt sorgt dafür, dass bei einem Aufschwung nicht abgehoben wird und betont immer wieder: „Der Klassenerhalt hat für uns Priorität, die 2. Liga ist unsere Champions League.“

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Fraisl – Diekmeier, Nauber, Zhirov, Scheu – Zenga – Linsmayer, Taffertshofer – Biada- Behrens, Bouhaddouz
FC Erzgebirge Aue: Männel – Gnjatic, Gonther, Ballas – Riese, Fandrich – Baumgart, Zolinski, Strauß – Testroet, Krüger

Fotos: Kraichgausport

Aue-Trainer Dirk Schuster (re.), Bouhaddouz gegen Kulig (re.), und Nauber gegen Fandrich (re.)

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