Mit dem 2:1-Sensationserfolg über Aufstiegsaspirant Hamburger SV meldet sich der SV Sandhausen im Abstiegskampf eindrucksvoll zurück und möchte den Sieg nun im nächsten Heimspiel nur drei Tage später am Sonntag um 13.30 Uhr gegen den Tabellenzehnten Hannover 96 veredeln. Es zeichnet sich ein spannender Dreikampf mit den niedersächsischen Konkurrenten Eintracht Braunschweig und dem VfL Osnabrück um Platz 15 ab, bei dem der SVS von Platz 16 aus bei zwei Punkten Rückstand aber auch zwei Spielen weniger die sogar vermeintlich beste Ausgangsposition hat. Doch im Hinblick auf die dann drei folgenden Auswärtsspiele zunächst am kommenden Mittwoch in Fürth sowie in Kiel und Heidenheim wäre es wichtig, gegen Hannover mit dem dritten Heimsieg in Folge nachzulegen und weiteres Selbstvertrauen zu tanken.
Kann der SV Sandhausen gegen die Kocak-Truppe nachlegen?
Beflügelt vom HSV-Sieg
Der SVS scheint für den Saisonendspurt gut gerüstet zu sein und überraschte damit, nach einer zweiwöchigen Corona-Quarantäne und erst dreitägigem Training mit dem Ball den Hamburger SV dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung gut eine Stunde lang geradezu zu überrollen. Nach dem Chancenwucher in der ersten Halbzeit belohnten sich die Kurpfälzer direkt nach der Pause mit einem Doppelschlag und zwei gut herausgespielten Toren, bis schließlich in der Schlussphase der knappe Vorsprung leidenschaftlich über die Zeit gerettet wurde. Attribute, die lange vermisst wurden, die aber wie schon in den beiden vergangenen Jahren im Saisonendspurt zurückzukehren scheinen.
Emotionaler und wichtiger Sieg
Wichtige Faktoren für das verbesserte Offensivspiel sind die Rückkehr des länger ausgefallenen Julius Biada und die Umschulung des dänischen Juniorennationalspielers Nikolas Nartey auf die Position des offensivstarken Linksverteidigers. Stefanos Kapino war der gewohnte Rückhalt im Tor und war wie auch Denis Linsmayer, Ivan Paurevic und Janik Bachmann nach der Corona-Infektion wieder einsatzbereit: „Dieser Sieg ist für uns sehr emotional und sehr wichtig für unsere Motivation. Wir haben in der Quarantäne alles gegeben. Niemand hat uns eine Chance gegeben. Wir haben bewiesen, dass wir bereit sind. Ich habe mich vor dem Spiel gut gefühlt, auch wenn ich nur eine Einheit in dieser Woche absolviert habe. Ich weiß nicht, wie ich mich morgen fühle werde, aber heute fühlt es sich großartig an.“
Klassenerhalt ist gesichert
Parallelen zum Spiel des SVS gab es auch beim letzten Auftritt des kommenden Gegners Hannover 96: Trainer Kenan Kocak hatte vor dem Heimspiel gegen Jahn Regensburg fehlende Kaltschnäuzigkeit und das „Verteidigen mit aller Macht“ als Gründe dafür ausgemacht, dass sein Team trotz guter Leistungen acht Mal in Folge sieglos blieb. Wieder einmal waren es Mittelfeldakteur Genki Haraguchi und Torjäger Marvin Ducksch, die beim 3:1 über Regensburg an allen Toren beteiligt waren und damit für allgemein verbesserte 96er die Trendwende herbeiführten – Ducksch stehen jetzt 13 Tore und 10 Vorlagen sowie dem japanischen Nationalspieler Haraguchi 9 Tore und 7 Vorlagen zu Buche. Die drei Punkte gegen den Jahn waren praktisch auch gleichbedeutend mit dem sicheren Klassenerhalt, denn mit 39 Punkten auf der Habenseite befinden sich die Niedersachsen jetzt im Niemandsland der Tabelle und können daher auch ziemlich ohne Druck aufspielen.
Kocak sieht sein Team auf einem guten Weg
Auch für Kocak persönlich brachte der Dreier Erleichterung, nachdem er sich zuvor noch mit dem 96er-Boss Martin Kind ausgetauscht hatte: „Es war ein gutes und offenes Gespräch. Ich kann seine Enttäuschung verstehen, wenn der Ertrag nicht da ist, den man sich gewünscht hat.“ Weiter sagte Kocak: „Man muss auch sehen, wo wir angefangen haben. Ich bin guter Dinge, dass die Mannschaft auf einem guten Weg ist.“ Um nächste Saison in Richtung Rückkehr in die Bundesliga wieder anzugreifen, wurde mit Sebastian Ernst bereits ein Wunschspieler von der SpVgg Greuther Fürth verpflichtet.
Sportliche Leitung auf dem Prüfstand
Ob der Weg mit Kocak und Sportchef Zuber gegangen wird, scheint aber sehr fraglich im heißen Pflaster Hannover. In einer Mitteilung des Clubs heißt es: „In den restlichen Spielen geht es weiter mit der Sportlichen Leitung und dem Ziel, kontinuierlich zu punkten und die Saison mit guten Leistungen abzuschließen.“ Danach stehe eine umfassende Analyse mit allen Beteiligten an. Die nächste Gelegenheit, die Bosse versöhnlicher zu stimmen, bekommt Kocak zum zweiten Mal an alter Wirkungsstätte. Das erste Spiel bei seinem Ex-Verein verlor der Coach im Mai letzten Jahres mit 1:3. Biada, Nauber und Türpitz trafen für den SVS.
Mögliche Aufstellungen:
SV Sandhausen: Kapino – Nauber, Kister, Zhirov – Diekmeier, Zenga, Taffertshofer, Nartey – Biada – Behrens, Keita-Ruel
Hannover 96: Esser – Muroya, Franke, Falette, Hult – Bijol – Kaiser, Muslija – Haraguchi – Ducksch, Weydandt
Fotos: Kraichgausport