Kann Rohrbach die Meisterschaft nochmal spannend machen?

Duell "Erster gegen Zweiten" oder "beste Abwehr gegen besten Sturm"

Das Topspiel des 19. Spieltages in der Kreisliga Sinsheim steigt am Sonntag zwischen Tabellenführer TSV Neckarbischofsheim und dem SV Rohrbach/S. Die Konstellation vor diesem interessanten Direktvergleich ist klar definiert: Nur mit einem Auswärtssieg kann der SVR beim aktuellen 5-Punkte-Vorsprung des TSV nochmal ins Meisterschaftsrennen eingreifen. Bei einer Niederlage und acht Punkten Rückstand wäre wohl der direkte Aufstiegszug zurück in die Landesliga abgefahren. Interessant auch das Torverhältnis: Mit nur zehn Gegentreffern in 18 Partie verweist Neckarbischofsheim auf die mit Abstand stabilste Defensive der Liga, während Rohrbach/S. mit 72 erzielten Toren die treffsicherste Offensive der Kreisliga stellt. Beide Kontrahenten haben erfolgreich und souverän ihr erstes Pflichtspiel 2019 absolviert. Während Rohrbach zu Hause Obergimpern mit 4:0 abfertigte, siegte Neckarbischofsheim bei Schlusslicht Eschelbach klar und deutlich mit 5:0.

Wichtig war, die Siegesserie vor dem Spitzenspiel fortzusetzen

Für SV-Trainer Joachim Heger war es ein verdienter Sieg bei, aufgrund des starken Windes, schwierigen äußeren Bedingungen: „Bis auf einen geschenkten Elfmeter und direkten Freistoß haben wir im Defensivverhalten aus dem Spiel heraus nichts zugelassen. Der Sieg war wichtig, um vor dem Duell am Sonntag nicht noch weiter an Boden auf den Spitzenreiter zu verlieren. Dass wir ohne Gegentreffer blieben und unsere Erfolgsserie mit acht Siege in Folge vor der Winterpause fortgesetzt konnten, stimmt positiv.“

Kann SV-Torjäger Robin Karolus (Mitte) seine Treffsicherheit auch im Spitzenspiel am Sonntag untermauern?

Zufrieden mit Trainingsvorbereitung

Die Rückrunden-Vorbereitung hat für den SV-Coach einen zufriedenstellenden Eindruck hinterlassen: „Bis auf die 1:2-Niederlage in Lobbach war ich durchweg zufrieden, insbesondere mit den Spiel gegen St. Ilgen, das wir 5:1 für uns entscheiden konnten.“ Neben den üblichen winterbedingten Krankheitsausfällen mussten Markus Brecht (derzeit im Trainingsaufbau nach Knieverletzung) und Tim Hockenberger (Kniebeschwerden) aufgrund von Verletzungen kürzer treten. Ansonsten war Heger mit der Trainingsbeteiligung sehr zufrieden. Wenngleich aufgrund der Jahreszeit der Sportplatzzustand wie in jedem Jahr sehr uneben war, so sorgten die teils milden Temperaturen dafür, dass nicht auf gefrorenem Untergrund trainiert werden musste, was in der Vergangenheit oftmals Verletzungen nach sich zog.

Derzeit stehen "nur" 16 Spieler zur Verfügung

Spielausschussvorsitzender Jürgen Kistler: „Es war sehr hilfreich, dass wir hin und wieder auf dem Sinsheimer Kunstrasen trainieren und auch ein Testspiel austragen konnten. Auch wenn dabei organisatorisch einiges an Arbeit hinzukommt, so sind die dortigen Top-Bedingungen ein großer Gewinn für alle nutzniesenden Vereine.“ Personell ist die Kaderstärke momentan sehr dünn. Nachdem Fabian Hack noch ein Spiel Sperre absitzen muss, Christian Flaig nach seinem Urlaub erst wieder ins Training eingestiegen ist und Marvin Ziegler sich noch bis Monatsende im Ausland befindet, hat sich der zur Verfügung stehende Spielerkader auf 16 Akteure reduziert.

Lob für die Youngsters

Die Entwicklung der jungen Nachwuchsspieler, die alle im Sommer aus der eigenen A-Jugend kamen, lobt Heger ganz besonders: „Die jungen Spieler haben sich gut entwickelt, sind eine große Verstärkung für uns. Sie haben sich sportlich und menschlich sehr gut integriert und sind ein wichtiger Bestandteil in unserem Kader. Nils Reißfelder ist unwahrscheinlich laufstark, erobert sehr viele Bälle und treibt das Spiel nach vorne an. Für sein Alter ist er extrem weit. Dennis Bauer hat sich enorm entwickelt und sehr gute Fortschritte gemacht. Vor allem körperlich hat er im Zweikampfverhalten zugelegt. Beide sind technische auf einem sehr guten Niveau. Tim Hockenberger hat sich am Ende der Vorrunde mit großem Einsatz in die Startelf gekämpft und muss jetzt leider aufgrund seiner Knieverletzung etwas kürzer treten. Wir hoffen, dass er bald wieder fit ist. Sehr schade ist, dass Torhüter Marvin Bayer aufgrund seines Studiums und dem damit verbundenen Umzug für den Trainingsbetrieb nicht mehr zur Verfügung steht.“

Rohrbachs Fabian Hack (li.) versuchte es im Hinspiel mit einem Distanzschuss. Am Sonntag ist er noch gesperrt.

Druck liegt beim Spitzenreiter

Vorausschauend auf das Top-Spiel am Sonntag geht man im Rohrbacher Lager zwar sehr motiviert, aber auch gelassen ohne großen Druck an die Aufgabe heran. Heger: „Wichtig ist, dass wir nicht verlieren, sonst ist die Meisterschaft entschieden. Wir haben nichts zu verlieren, da Neckarbischofsheim als gastgebender Tabellenführer klarer Favorit ist. Der Druck liegt eher beim Gegner, der zur Mitte der Vorrunde mal mit zehn Punkten vor uns rangierte und diesen zur Hälfte reduzieren musste. Wir können eigentlich nur gewinnen.“ Die Stärken beim Gegner sieht der langjährige SV-Trainer vor allem in der Defensive, die bei nur 10 Gegentoren schwer zu knacken ist. In der Offensive bescheinigt Heger dem TSV gute Einzelspieler, allen voran in der Schaltzentrale Marcel Schaardt, über den fast alles läuft. Als Schwachstellen sieht er, dass Neckarbischofsheim in einigen Partien keine sehr kompakte und körperlich robuste Mannschaft stellen konnte.

Nur ein Sieg hilft weiter

Bei der Herangehensweise ist für Heger wichtig, „dass wir nicht in Rückstand geraten, sonst wird es ganz schwer für uns. Wir müssen versuchen, das Spiel so lange wie möglich offen zu halten. Nur mit einem Auswärtserfolg glaubt auch Sportchef Kistler an ein enges Meisterschaftsrennen: „Nur ein Sieg hält uns weiter im Rennen. Ein Unentschieden hilft klar Neckarbischofsheim, zumal wir gegen die Verfolger aus den oberen Tabellenregionen mit Bad Rappenau, Treschklingen und Epfenbach jeweils fast ausschließlich auswärts antreten müssen.

Etwas mehr Entlastung wäre sehr wünschenswert

Nachdem man mit der sportlichen Entwicklung nach dem Landesligaabstieg allgemein zufrieden ist, gibt es dennoch einiges beim SVR zu verbessern. So bemängelt Trainer Heger, dass es rund um den Spielbetrieb am Nachwuchs fehlt, der sich verantwortungsvollen Aufgaben stellt. Diese Probleme haben die Rohrbacher jedoch nicht für sich alleine. Heger: „Die ist ein grundsätzliches Thema, da immer weniger Personen sich aktiv im Verein einbringen und Verantwortung übernehmen möchten. Im Prinzip sind rund um die Mannschaft immer noch dieselben Leute da, als ich vor über 20 Jahren nach Rohrbach gekommen bin. Grundsätzlich ist es zwar gut und wichtig, dass es eine Kontinuität im Verein gibt, jedoch wäre etwas Entlastung sicher hilfreich.“

Zielrichtung eigener Nachwuchs

Die Zielrichtung beim SV Rohrbach/S. ist weiter auf den eigenen Nachwuchs ausgerichtet, wie der 3. Vorsitzende Wolfgang Mrasek, der auch für die sportlichen Personalplanungen mitverantwortlich ist, bekräftigt: „Wir planen weiter mit jungen Spielern aus unser A-Jugend, die wir in der Rückrunde systematisch einzubauen bzw. an die Mannschaft heranführen möchten. Es hat zuletzt positiv gezeigt, wie wichtig die eigene Nachwuchsarbeit ist. Die jungen Spieler sind zum einen eine große Bereicherung und zugleich Ansporn für andere junge Spieler, auch diesen Weg zu gehen.“

In enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit den A-Junioren

Heger ist da in ständigem Kontakt zu den Verantwortlichen im Jugendbereich: „Wir haben in Abstimmung dem A-Jugend-Trainier vereinbart, dass wir Spielern, die nächste Saison zu den Senioren kommen, anbieten, schon in der Rückrunde hin und wieder bei uns mit zu trainieren. Klar ist jedoch auch, dass die Spiele der A-Junioren im Kampf um den Klassenerhalt in der Landesliga oberste Priorität genießen. Es ist jedoch auch förderlich, wenn die Jungs ab und zu bei uns im Training dabei sind, damit die spätere Umstellung vor der Sommervorbereitung auf den Senioren-Fußball vor allem in den Bereichen Körperlichkeit und Spieltempo nicht so groß wird. Außerdem entsteht so rechtzeitig ein persönlicher Kontakt zur Mannschaft. Das zeigen die guten Erfahrungen aus den letzten Jahren, wo wir mit dieser Vorgehensweise sehr gut gefahren sind.“

Ziel ist der Pokalsieg und mindestens Platz 2 in der Liga

Für die Rückrunde haben sich die Rohrbacher klare Zielsetzungen. Ganz weit oben steht nach dem Erreichen des Halbfinales gegen Gemmingen der Wunsch nach dem Gewinn des Kreispokals. In der Liga soll es mindestens Platz 2 werden, der zur Teilnahme an den Aufstiegsrelegationsspielen berechtigt. Für Heger ist dafür Voraussetzung,  „dass man sich weiter als geschlossene Einheit präsentiert und die positive Einstellung beibehält, auch wenn mal Rückschläge eintreten. Der Spaß am Fußball sowie den Zuschauer ansehnlichen Offensivfußball zu bieten, stehen absolut im Vordergrund.“ Man darf gespannt sein, wie sich der weitere Weg der jungen, entwicklungsfähigen Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte entwickelt. Sicherlich spielt dabei auch der Ausgang des Spitzenspiels am Sonntag um 15.30 Uhr beim TSV Neckarbischofsheim eine große und wichtige Rolle. Schiedsrichter der Partie ist Michael Palumbo.

Fotos: BWA

Rohrbacher Torgefahr vor dem TSV-Gehäuse und Rohrbachs Trainer Joachim Heger

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