Kann Sandhausen in Regensburg nachlegen?

Schiele-Elf kann im "6-Punkte-Spiel" Boden gut machen

Noch wichtiger als drei Punkte nach dem überraschend deutlichen 4:0-Erfolg gegen den bisherigen Angstgegner 1. FC Heidenheim nach zuvor fünf Niederlagen war auf Seiten des SV Sandhausen die Erkenntnis, dass länger vermisste Grundtugenden wie Gier und Leidenschaft wieder mit im Spiel waren. SVS-Präsident Jürgen Machmeier hatte schon vor dem Spiel ein gutes Gefühl: „Es gab gute Gespräche und viele gute Dinge wurden veranlasst“. Ein Banner der Sandhäuser Fans beim Training sorgte in diesen Zeiten der Pandemie für zusätzliche Motivation.

Kaderzusammenstellung war nicht optimal

Interne Gespräche dürften sich um den Mannschaftsgeist gedreht haben, denn Machmeier konnte auch nicht leugnen, dass bei der Kaderzusammenstellung wohl Fehler gemacht wurden: „Ich denke, das Hauptproblem ist, dass wir vielleicht zu viele Häuptlinge und zu wenige Indianer geholt haben. Einige Spieler haben noch nicht verinnerlicht, was das SV-Gen ist und was man hier abliefern muss. Wir bekommen nirgendwo was geschenkt und müssen uns alles hart erarbeiten“. Entscheidend ist es, die Tugenden auch am kommenden Sonntag auf den Platz zu bringen, wenn der SVS im Auswärtsspiel des 16. Spieltages um 13.30 Uhr beim SSV Jahn Regensburg gastiert und die bisherige Auswärtsbilanz bei einem Sieg und sechs Niederlagen aufgebessert werden soll.

Alexander Rossipal krönte gegen Heidenheim seine gute Leistung mit seinem ersten Zweitligatreffer

Punktemäßig mit Regensburg gleichziehen

Während der SV Sandhausen seine Tore- und Punkteflaute beenden konnte, steckt Jahn Regensburg noch mittendrin. Die 0:2-Heimniederlage gegen den VfL Bochum war für die Oberpfälzer gleichbedeutend mit dem fünften sieglosen Spiel in Folge bei nur einem Torerfolg in den letzten vier Spielen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass es der Jahn wie auch der SVS zuletzt fast ausschließlich mit Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel zu tun hatte. Die zweite Heimniederlage in Folge soll natürlich verhindert werden, andererseits könnte der SVS in diesem „6-Punkte-Spiel“ mit einem Auswärtserfolg auf 17 Punkte kommen und damit zum Tabellenvierzehnten aus Regensburg aufschließen. Am Gegner in der Tabelle vorbeizeihen werden die Kurpfälzer aufgrund des deutlich schlechteren Torverhältnisses nicht, doch der Kontakt wäre wiederhergestellt.

Erfolgreich an den Stellschrauben gedreht

Es bestehen berechtigte Hoffnungen, dass die Leistung gegen Heidenheim keine Eintagsfliege war, denn auch Spielgestalter Julius Biada sprach von einem Ruck, der durch die Mannschaft ging: „Wir haben hinter den Kulissen an Stellschrauben gedreht und versucht, weiter zusammenzuwachsen“. Biada selbst ging auf dem Platz mit gutem Beispiel voran und gab nach zuvor eher durchwachsenen Leistungen fast die Hälfte der 26 Torschüsse aufs Heidenheimer Tor ab.

Rossipal mit starker Leistung

Ebenfalls herausragen konnte Alexander Rossipal, der Diego Contento die Rückkehr auf die Position des Linkverteidigers schwer machen dürfte, sobald Contento nach seiner im Training erlittenen Gehirnerschütterung wieder einsatzfähig ist. Der unter Koschinat zunächst schon aussortierte Rossipal ließ hinten nichts anbrennen, bereitete mit einem maßgenauen Eckball das zweite Tor vor und erzielte mit einem raffinierten Freistoß sein Debüttor.

Mittelfeldspieler Julius Biada war gegen Heidenheim bester Sandhäuser Spieler

Wenig Durchschlagskraft in der Offensive

Noch vor der Heimniederlage gegen Bochum sagte Mersad Selimbegovic, seit 2019 Trainer der Regensburger: „Unsere Punkteausbeute ist zu wenig für das, was wir geleistet haben“. Doch auch gegen Bochum blieb die Durchschlagskraft in der Offensive auf der Strecke, und Selimbegovic wird gegen Sandhausen etwas auf den Kosovaren Albion Vrenezi hoffen, der nach seiner Gelbsperre wieder einsatzberechtigt ist.

Vrenezi mit außergewöhnlicher Sandhäuser Vergangenheit

Ausgerechnet Vrenezi, mag man in Sandhausen denken. Der Außenstürmer war im Sommer 2017 vom FC Augsburg nach Sandhausen gewechselt, unterzeichnete dann bei Jahn Regensburg einen Vertrag und erhielt erst nach einer Transferlösung eine Spielgenehmigung. Ursprünglich war geplant, ihn vom SVS zunächst in die 3. Liga zu verleihen, ehe ein Angebot vom Zweitligisten aus Regensburg kam. Nachdem er bei beiden Vereinen unterschrieben hatte, kam Sandhausen seinem Wunsch nach, bei den Oberpfälzern spielen zu wollen. Nach längerer Durststrecke verhalf der in der letzten Saison an Würzburg ausgeliehene Vrenezi den Kickers zum Zweitligaaufstieg und startet diese Saison erstmals beim Jahn durch: Bei drei Toren und zwei Vorlagen ist er zusammen mit dem dänischen Mittelstürmer Andreas Albers, der fünf Mal traf, am effektivsten. Der Abgang des 35-jährigen Marco Grüttner, der seine Karriere in Freiberg ausklingen lässt und in den letzten Jahren Garant für Tore war, macht sich bei den Oberpfälzern noch bemerkbar.

Kader blieb fast unverändert

Der Stamm der Regensburger blieb ansonsten im Gros zusammen, doch für spektakuläre Neuzugänge war kein Platz, da der wirtschaftliche Höhenflug durch die Pandemie gebremst wurde und man mit einem um sechs Millionen Euro geringeren Gesamtumsatz von 17,2 Millionen Euro plant. Im defensiven Mittelfeld gab der ehemalige Sandhäuser und Hoffenheimer Akteur und gegenwärtige Regensburger Mannschaftskapitän Benedikt Gimber im Spiel gegen Bochum nach fast über zweimonatiger Verletzungspause sein Comeback.

Mögliche Aufstellungen:

Jahn Regensburg: Meyer – Hein (Kennedy), Nachreiner, Elvedi, Wekesser – Gimber, Besuschkow – Stolze, Caliskaner, Vrenezi – Albers
SV Sandhausen: Wulle – Röseler, Kister, Zhirov – Diekmeier, Paurevic, Taffertshofer, Rossipal – Biada – Keita-Ruel, Esswein

Fotos: BWA und Kraichgausport

Regensburgs Trainer Mersad Selimbegovic

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