Peinliches Europapokal-Aus der Hoffenheimer gegen Molde FK

TSG verliert überraschend nach 3:3 im Hinspiel zu Hause 0:2

Die TSG Hoffenheim hat die einzigartige Chance, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ins Achtelfinale eines internationalen Wettbewerbs einzuziehen, leichtfertig verpasst. Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß unterlag im Sechzehntelfinal-Rückspiel in der UEFA Europa League gegen das norwegische Team von Molde FK im eigenen Stadion mit 0:2. Die von Hoeneß geforderte „positive Einstellung, um etwas historisches zu schaffen“ war Fehlanzeige. Die Kraichgauer dominierten zwar wie im Hinspiel beim 3:3 im spanischen Ausweichort Villarreal das Spiel, doch vor dem Tor waren sie meist mit ihrem Latein am Ende. Die Norweger hingegen schlugen eiskalt zu und bestraften Hoffenheims Nachlässigkeiten gnadenlos.

„Wir haben eine historische Chance verpasst“

Das Fazit von TSG-Trainer Sebastian Hoeneß: „Wir haben eine historische Chance verpasst. Wir wollten unbedingt weiterkommen und die Geschichte im Europapokal weiterschreiben. Die Art und Weise ist sehr bitter. Wir sind über weite Strecken gut aufgetreten, haben aber klare Chancen nicht genutzt. Dafür wurden wir bitter bestraft.“

Enttäuschung nach der Niederlage bei Hoffenheims Pavel Kaderabek

Einbahnstraßen-Fußball ohne Erfolg

Während die TSG voll im Spielbetrieb in der Bundesliga-Rückrunde steht, waren die beiden Partien für die Nordeuropäer, die erst im April mit dem Ligabetrieb starten die beiden einzigen Pflichtspiele im Jahr 2021. Mit einem 5-3-2-System übernahmen die Gastgeber von Beginn an die Initiative und starteten einen Angriff nach dem anderen in Richtung Gästetor. Doch in Strafraumnähe fehlte es meist an der nötigen Durchschlagskraft und Effektivität. Molde, das mit einem 4-2-3-1-System agierte, stand meist im Verteidigungsmodus und hatte es gegen die teilweise planlosen gegnerischen Angriffe nicht all zu schwer.

Andersen bringt die Norweger 1:0 in Führung

Nachdem TSG-Stürmer Munas Dabbur nach 16 Minuten nur knapp das Tor verfehlte, ging der norwegische Vizemeister nach 20 Minuten mit seinem ersten Angriff überraschend in Führung. Nach Vorarbeit von Eikrem erzielte Eirik Ulland Andersen, der bereits im Hinspiel traf, das überraschende 1:0. Der Treffer brachte die Gastgeber etwas aus dem Tritt, und bis auf einen Kopfball von Dabbur, den der starke Gästekeeper Andreas Linde reaktionsschnell aus kurzer Distanz parierte, gab es keine nennenswerten Aktionen bis zur Halbzeitpause (29.). Trotz 14:1-Torschüssen und 6:0-Ecken stand ein völlig überraschendes 0:1 auf der Anzeigetafel in der erneut zuschauerleeren, verwaisten Sinsheimer Arena.

Für Für TSG-Trainer Sebastian Hoeneß war das Auslassen der vielen Torchancen am Ende der entscheidende Faktor fürs Ausscheiden

TSG ohne Durchschlagskraft im Angriff

Auch in der zweiten Hälfte wirkten die Nordbadener plan- und ideenlos und je länger die Partie dauerte, desto fehlerhafter war das Offensivspiel. Nachdem erneut Dabbur an Linde scheiterte (48.), brachte Hoeneß seinen Torjäger Andrej Kramaric für Mittelfeldspieler Christoph Baumgartner. Der Österreicher war nach seiner Auswechslung stinkesauer, warf seinen Tape weg und verweigerte seinem Trainer beim Verlassen des Spielfeldes den obligatorischen Handschlag. Mit der Einwechslung von Kramaric kam zwar etwas mehr Schwung in den Angriff, aber bis auf einen Schuss des Kroaten an den Außenpfosten (72.), erspielten sich die Gastgeber kaum zwingende Torchancen. Für die Gästeabwehr waren die oft planlos hoch in den Strafraum getretenen Bälle keine allzu großen Probleme. In der Schlussviertelstunde gingen die Kraichgauer nochmals volles Risiko, um den einen Treffer, der zum Weiterkommen ausreichen würde, zu erzielen.

Andersen trifft erneut und sorgt für die Sensation

Nachdem Dabbur per Kopfball aus kurzer Distanz und wenig später auch Kramaric mit einem Schuss an Moldes Keeper Linde scheiterten, erlief Andersen in der fünfminütigen Nachspielzeit einen langen Ball, umkurvte TSG-Keeper Oliver Baumann und traf zum 2:0-Endstand (90.+4). Das nach statistischen Werten (27:3-Torschüsse, 13:1 Ecken) ebenso überraschende Ergebnis wie auch die Aussage vor dem Spiel von Bayern-Leihgabe Chris Richards („Ich glaube, wir können weiterkommen und sogar die Europa League gewinnen“) standen am Ende für ein völlig unnötiges, selbstverschuldetes Europapokal-Aus.

Unerklärliches Ausscheiden

Völlig ratlos war Kapitän Oliver Baumann nach dem Abpfiff: „Mir fehlen die Worte, wie wir nach den zwei Spielen nicht weiterkommen. In der ersten Partie waren wir klar besser. Und auch heute haben wir alles gegeben und uns viele Chancen erspielt. Es ist unerklärlich, dass wir ausgeschieden sind. Ich habe das Gefühl, dass es heute nicht sein sollte.“ Der Österreicher Florian Grillitsch war ebenso fassungslos: „Es ist totaler Wahnsinn, wenn du so dominant bist, mit gefühlt 90 Prozent Ballbesitz, und daraus kein Tor erzielst. Ich glaube, heute hatten wir viel zu viele Szenen im Strafraum, wo wir nur reagiert, nicht agiert haben. Da hat dann der Abschluss nicht gepasst, die letzten paar Prozent gefehlt. Bei allem Respekt für Molde, aber so dürfen wir hier nicht ausscheiden. Es war eine riesige Chance, die wir nicht genutzt haben.“ In ganz anderer Verfassung war Matchwinner Andersen: "Wir haben heute nicht nur für den Verein sondern auch für den norwegischen Fußball einen historischen Sieg geholt. Wir sind überglücklich."

Womöglich eine Niederlage mit Nachwirkungen

Bei der Achtelfinalauslosung am morgigen Freitag werden sich die Hoffenheimer doppelt ärgern, da sie ein mögliches Duell gegen ein europäisches Spitzenteam leichtfertig verspielten. Sowohl sportlich, als auch finanziell war das Ausscheiden gegen den krassen Außenseiter eine herbe Enttäuschung. Unterm Strich war das Europapokal-Aus ein Spiegelbild einer bislang enttäuschenden Saison. Nach dem Ausscheiden in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen Zweitligist SpVgg Greuther Fürth, konnten die Hoffenheimer nach einer günstigen Gruppenphasen-Auslosung sich danach in der ersten K.o.-Runde gegen den womöglich leichtesten Gegner nicht durchsetzen. Ein Tabellenmittelfeldplatz in der Bundesliga, ohne realistische Chancen sich erneute für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren, wird im weiteren Saisonverlauf sich gewaltig aufs Gemüt schlagen. Allgemein war es ein bitterer Europa League-Abend für den deutschen Fußball, denn auch der zweite deutsche Vertreter im Wettbewerb Bayer 04 Leverkusen schied nach einem 0:2 gegen Young Boys Bern überraschend aus.

Aufstellungen:

TSG Hoffenheim: Baumann – Vogt, Grillitsch, Richards – Kaderabek (70. Adamyan), Rudy, Samassekou (83. Rutter), John (70. Sessegnon) – Baumgartner (56. Kramaric) – Bebou, Dabbur
Molde FK: Linde – Pedersen, Sinyan, Risa, Haugen – Knudtzon (79. Hestad), Aursnes, Ellingsen – Eikrem, Sigurdarson (63. Bolly), Andersen
Tore: 0:1 Andersen (20.), 0:2 Andersen (90.+4)

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Europapokal-Aus für die TSG Hoffenheim

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