Sandhausen ist in Aue zum Siegen verdammt

Machmeier lobt die Fans und bemängelt fehlende Harmonie in der Mannschaft

„Wichtig ist, dass die Leidenschaft, Gier, Einstellung und das Kämpferherz zurück sind“, äußerte sich Jürgen Machmeier, der Präsident des SV Sandhausen nach dem hart erkämpften Punkt gegen Fortuna Düsseldorf.  In allen vier Spielen unter der Leitung von Interimstrainer Gerhard Kleppinger waren die vom Coach im Abstiegskampf geforderten „Basics“ wieder besser zu erkennen, was auch nur ein Gegentor in den letzten drei Partien unterstreicht – wenngleich das Gegentor beim direkten Konkurrenten in Braunschweig besonders schmerzte. Kleppinger, in den 80ern selbst als zweikampfstarker Verteidiger unter anderem bei den Klubs Karlsruher SC, Schalke 04 und Borussia Dortmund bekannt, weiß, wovon er redet.

SVS-Präsident Jürgen Machmeier glaubt fest an den Klassenerhalt, notfalls auch über die Relegation

Unentschieden sind in der aktuellen Situation zu wenig

Doch Unentschieden sind auf die Dauer zu wenig, und um am Samstag um 13 Uhr beim sechstbesten Heimteam der Liga, dem FC Erzgebirge Aue zu bestehen, bedarf es für den SVS neben einem wiederholt kompakten Auftreten auch einer Steigerung im Spiel nach vorne. 19:4 Torschüsse für die Düsseldorfer, die mehrfach am bärenstarken Sandhäuser Torhüter Stefanos Kapino verzweifelten, sprachen eine deutliche Sprache. Von den 27 noch zu vergebenden Punkten müssten trotz des schweren Restprogramms zwölf von den Sandhäusern eingefahren werden - vor der bevorstehenden Länderspielpause sollte am besten in Aue ein Anfang gemacht werden, bevor danach am 4. April ein Heimsieg gegen Schlusslicht Würzburger Kickers zur Pflicht wird. Etwas Mut können die Kurpfälzer daraus schöpfen, dass sie seit 2015 zwei Siege bei den Sachsen einfahren konnten. Während die Auer „Veilchen“ mit 33 Punkten jenseits von Gut und Böse platziert sind, stellt sich für den SVS die Situation mit einem Punkt Rückstand auf Relegationsplatz 16 und drei Punkten auf Platz 15 unverändert dar, da die Konkurrenten aus Osnabrück und Braunschweig ebenfalls Unentschieden spielten.

Notfalls über die Relegation

Im Podcast des SV Sandhausen äußerte sich Jürgen Machmeier zur aktuellen Lage und lobte auch die Fans: „Ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir den Kopf aus der Schlinge ziehen. Vielleicht müssen wir es diesmal auch als Erfolg sehen, wenn wir in die Relegation kommen“. In der Hoffnung, sogar drei Mannschaften hinter sich zu lassen, fügte der SVS-Chef optimistisch an: „Über die Relegation werden wir es auch schaffen. Wichtig ist, dass alle, die für den SVS fiebern, einen Zusammenhalt demonstrieren. Die Fans haben es die letzten Wochen gut gemacht, indem sie uns supportet haben. Die Mannschaft ist diese Saison schwer in den Griff zu bekommen, es ist immer ein stückweit Unruhe drin."

SVS-Kapitän Dennis Diekmeier (Hinten) im Zweikampf mit Dennis Kempe vom Gegner Erzgebirge Aue

"Müssen die richtigen Spieler auf den Platz bekommen"

Machmeier vermisst den bedingungslosen Zusammenhalt: "Es ist keine gefühlte Harmonie da, wie wir es die letzten Jahre hatten. Wir haben richtig gute Jungs, aber einige haben es nicht geschafft, ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden oder die erwartete Verantwortung zu übernehmen. Es sind viele gute Spieler, die aber nicht die Mannschaft ergeben, die wir uns vorgestellt haben. Wir müssen die nächsten Spiele schauen, dass wir die richtigen Spieler auf dem Platz haben und die richtigen Entscheidungen treffen, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und uns zu retten“.

Rückkehr der Gesperrten

Während Aue für das Spiel am Samstag in der Defensive gehandicapt ist, muss Sandhausen auf den treffsichersten Stürmer verzichten: Aues Louis Samson sah nach seiner Einwechslung bei der 1:4-Niederlage in Darmstadt die Gelb-Rote Karte und SVS-Torjäger Kevin Behrens gegen Düsseldorf seine fünfte gelbe Karte. Für die Defensive der Kurpfälzer kehren jedoch mit Tim Kister, Aleksandr Zhirov, Denis Linsmayer und Diego Contento gleich vier Spieler auf einen Schlag nach Sperren zurück, wodurch Kleppinger die Qual der Wahl hat. Alexander Rossipal, der zuletzt nur noch Ersatzspieler war oder gar nicht im Kader auftauchte, schien aber unter Michael Schiele bessere Karten wie unter Kleppinger gehabt zu haben. Zu der etwas aus der Not geborenen Umstellung auf eine Vierer-Abwehrkette im Spiel gegen Düsseldorf sagte der Coach: „In der ersten Halbzeit kamen wir mit der Systemumstellung leider nicht so gut zurecht. Nach der Umstellung in der zweiten Halbzeit hat es dann etwas besser funktioniert“.  Daher ist wohl wahrscheinlich, dass der SVS im Spiel bei Aue mit deren treffsicheren Stürmern wieder im gewohnten 3-5-2 System agieren wird. Der zweitligaerfahrene Pascal Testroet und U21-Nationalstürmer Florian Krüger ergänzen sich gut im Angriff der Sachsen, beide waren jeweils zehn Mal in dieser Saison erfolgreich und bereiteten zusammen 13 Tore vor. Dennoch variiert Trainer Dirk Schuster bei der Taktik und stellte zuletzt von einem 4-4-2 auf ein 4-2-3-1 System mit Krüger als Außenstürmer um.

Als Ostverein im Profifußball etabliert

Ob neben Samson auch Abwehrchef Sören Gonther, der beim Spiel in Darmstadt nach einem Zweikampf angeschlagen vom Feld musste, ausfällt, wird sich noch herausstellen. Allgemein waren die Sachsen zuletzt vom Pech verfolgt, denn an den Ausfall von Clemens Fandrich, der vor dem letzten Heimspiel gegen Hannover positiv auf das Coronavirus getestet wurde, reihte sich der Ausfall Ben Zolinskis, der vor dem Spiel in Darmstadt einen positiven Test erhielt und in Quarantäne musste. Erzgebirge Aue machte es zuletzt anderen Traditionsklubs aus Ostdeutschland vor und hat sich im Profifußball dauerhaft etabliert. Mittlerweile spielen die Veilchen die fünfte Saion in Folge im Unterhaus, und in den letzten elf Jahren verbrachte der FCE deren zehn in der 2. Liga. Das Team der Sachsen ist durch Neuzugang Florian Ballas sowie Jan Hochscheidt und Torjäger Testroet mit erfahrenen Spielern ausgestattet. Zwischen den Pfosten ist Torhüterlegende Martin Männel, der unverändert Topleistungen zeigt und zuletzt sieben von zwölf Strafstößen pariert hat, inzwischen Rekordspieler der Veilchen mit 422 Einsätzen.

Mögliche Aufstellungen:

Erzgebirge Aue: Männel – Breitkreuz, Ballas, Gnjatic (Gonther), Bussmann – Strauß, Fandrich – Krüger, Nazarov, Hochscheidt – Testroet
SV Sandhausen: Kapino – Nauber, Kister, Zhirov – Diekmeier, Bachmann, Linsmayer, Klingmann – Biada (Halimi) – Esswein, Keita-Ruel

Fotos: Kraichgausport

Jan Hochscheidt (li.) gegen Sandhausens Aleksandr Zhirov, Torjubel bei Aue: Pascal Testroet (re.) und Philipp Riese, und Aues Philipp Zulechner (2. v.l.) reklamiert, rechts Sandhausens Denis Linsmayer

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