Sandhausen steht ein interessanter Spieltag bevor

Mit einem Sieg bei Angstgegner Heidenheim winkt womöglich der Klassenerhalt

Der SV Sandhausen hat die vermeintlich beste Ausgangsposition, wenn am kommenden Samstag um 13 Uhr die drei schärfsten Kontrahenten im spannenden Kampf um den Zweitliga-Klassenerhalt gleichzeitig antreten. Der Tabellenfünfzehnte aus Sandhausen tritt am drittletzten Spieltag bei Angstgegner 1. FC Heidenheim an, während der vier Punkte entfernte 1. FC Magdeburg beim VfL Bochum gastiert und dem fünf Punkte entfernten FC Ingolstadt die hohe Hürde des Spiels beim Hamburger SV bevorsteht. Je nach dem jeweiligen Spielausgang können die Kurpfälzer den Klassenerhalt vorzeitig klarmachen oder wieder bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz zurückfallen.

Modisch ähnliche Frisur - zumindest von hinten. Links Dennis Diekmeier, rechts Rurik Gislason

Wiedererstarkte Sandhäuser wollen erstmals die Hürde Ostalb nehmen

Bereits zweimal schied der SVS gegen den langjährigen baden-württembergischen Kontrahenten aus Heidenheim im DFB-Pokal aus, und auch in neun Aufeinandertreffen in der 2. Liga gab es bisher keinen Dreier zu holen. Doch die Ostälbler müssen sich diesmal auf einen seit Wochen erstarkten SVS gefasst machen, der jetzt seit sieben Spielen ungeschlagen ist. Das Glück stand wohl zur Seite, doch mit eisernem Willen fuhr der SVS beim 3:2 gegen Holstein Kiel den fünften Sieg in den sieben Spielen ein. Dem deutlichen spielerischen Vorteil der Kieler bei 68:32 % Ballbesitz setzte der SVS ein Plus in der Zweikampfquote von 58:42 % entgegen, was letztendlich der Grundstein zum Erfolg war.

Verletzungspech im Saisonendspurt

Der SV Sandhausen geht mit dem Handicap ins Derby, Philipp Förster, der sich in den letzten sechs Spielen sechs Torbeteiligungen zugute schreiben konnte, ersetzen zu müssen. Der Spielmacher sah gegen Kiel seine zehnte gelbe Karte der Saison und ist gesperrt – eine mögliche Startelf-Alternative für ihn wäre Nejmeddin Daghfous. Verletzungsbedingt muss neben Markus Karl, Stefan Kulovits, Sören Dieckmann und Fabian Schleusener jetzt auch Tim Kister nach der bitteren Diagnose des erneuten Mittelfußbruchs passen, was die Situation im Saisonendspurt erschwert und deren schwerere Verletzungen leider Erinnerungen an die Vorsaison wachrufen.

Tim Kister (li.) wird aufgrund seines Mittelfußbruches dem SV Sandhausen in dieser Saison nicht mehr zur Verfügung stehen

Mr. Heidenheim wird verletzungsbedingt fehlen

Auch der 1. FC Heidenheim hatte zuletzt ziemliches Verletzungspech zu beklagen, und während zwei absolute Leistungsträger ausfallen werden, bestehen beim dritten noch Einsatzchancen. Der österreichische Stürmer Nikola Dovedan, der den SV Sandhausen vor einem halben Jahr mit zwei Toren fast alleine aus dem Pokal kegelte, musste beim letzten Spiel in Paderborn mit Kniebeschwerden bereits passen, könnte aber bis Samstag fit sein. Dazu mussten in Paderborn kurz vor der Halbzeit Abwehrchef Timo Beermann und „Mr. Heidenheim“ Marc Schnatterer mit einer schmerzhaften Rückenverletzung nach dem Zusammenprall mit Hünemeier ausgewechselt werden. Der 33-jährige Schnatterer, der alle Standards tritt, war auch in dieser Saison wieder an 19 Toren beteiligt, und einen Tag später wurde eine Verletzung des dritten Lendenwirbels diagnostiziert. Bei Beermann wurde ein Muskelfaserriss im Oberschenkel festgestellt, womit beide nicht zur Verfügung stehen. Zwei Ausfälle, die genauso wie die Niederlage gegen zu starke Paderborner schmerzte, die nach den Ausfällen in der 2. Halbzeit seinen Lauf nahm, während Heidenheim in der 1. Halbzeit dem Gegner noch ebenbürtig war. Eine Alternative für Schnatterer ist Robert Leipertz, der nach zweieinhalb Jahren beim FC Ingolstadt in der Winterpause nach Heidenheim zurückkehrte.

Heidenheim war noch nie einem möglichen Aufstieg so nah

Der FCH spielt in seinem fünften Jahr der Zweitligazugehörigkeit seine bisher stärkste Saison und war noch nie so nahe an einem Aufstieg in die Bundesliga dran, doch nach der 1:3-Niederlage im Verfolgerduell beträgt der Rückstand zu Platz 3 jetzt wieder vier Punkte. Wie für Kiel ist das Spiel gegen Sandhausen quasi die letzte Chance, nochmal anzugreifen. Erfolgstrainer Frank Schmidt, der bereits seit zwölf Jahren das Zepter auf der Ostalb schwingt, nach dem Spiel in Paderborn: „Meine Mannschaft hat wie immer alles probiert, aber es hat heute nicht sollen sein. Doch es sind noch drei Spiele, und wir wollen versuchen, gegen Sandhausen drei Punkte zu holen und wollen versuchen, die Saison so gut wie möglich abzuschließen“.

Geschichtsträchtiges Pokalspiel bei den Bayern

Neben dem sportlichen Erfolg sorgte für mehr Unabhängigkeit des Vereins die Tatsache, dass der FCH im April für 2 Millionen Euro die heimische Voith-Arena von der Stadt Heidenheim erwarb. Das wohl unglaublichste Spiel der Vereinsgeschichte lieferten die Heidenheimer vor wenigen Wochen ab, als sie beim 4:5 in der Allianz Arena den FC Bayern München an den Rand des Ausscheidens im DFB-Pokal-Viertelfinale brachten – Toptorschütze Robert Glatzel traf auch dort dreimal, aber es langte nicht. Ein Erfolgsrezept ist zudem, dass die in der letzten Saison anfällige Defensive vor der Saison einer Verjüngungskur unterzogen wurde. Die Neuzugänge Patrick Mainka und Niklas Dorsch spielen eine hervorragende Saison, und mit 37 Gegentreffern hat der FCH die drittwenigsten kassiert.

Gelingt der erste Zweitliga-Sieg in Heidenheim?

Ist die Zeit gekommen für den ersten Zweitliga-Dreier des SVS beim 1. FC Heidenheim? Beide Teams gehen ersatzgeschwächt ins Derby. Als der FCH noch Heidenheimer SB hieß, konnte der SV Sandhausen in der Saison 2005/06 mit einem 3:2 den bislang einzigen Auswärtssieg zu Oberligazeiten landen. Sollten die Konkurrenten zudem nicht gewinnen, wäre doppelter Grund zum Jubeln angesagt.

Fotos: BWA (1) und Kraichgausport (2)

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