Spiele bei St. Pauli sind immer etwas Besonderes

SVS erwartet stimmungsvolle Atmosphäre am Millerntor

Nach der ersten schwächeren Saisonleistung beim glücklichen 1:1-Remis gegen Bochum muss der SV Sandhausen am Sonntag die Hürde beim seit vier Spielen ungeschlagenen FC St. Pauli nehmen. Spielbeginn im legendären Millerntor-Stadion ist um 13.30 Uhr. SVS-Trainer Koschinat sah bei der Laufleistung seines Teams gegen Bochum Defizite, sprach von technischen Fehlern, war aber auch nicht zufrieden, wie die taktische Ausrichtung umgesetzt wurde. Er bremste auf die Frage, ob man zur Normalität zurückgekommen sei, vor zu überzogenen Erwartungen: „Wenn für den SVS Normalität bedeutet, nach sieben Spielen elf Punkte zu haben, dann fühle ich mich unfassbar wohl in der Normalität“.

Dennis Diekmeier (li.) setzt sich energisch gegen seinen norwegischen Gegenspieler Möller Daehli vom FC St.Pauli durch

Taktische und personelle Ausrichtung noch offen

Nachdem nach einer defensiveren Taktik beim Spiel in Karlsruhe (4-4-2 System) die Rückkehr zur offensiveren Ausrichtung gegen Bochum (4-2-3-1 System) nicht den gewünschten Erfolg brachte, wird es die anspruchsvolle Aufgabe sein, welches Team man in Hamburg auf den Platz bringt. In der Offensive dürften hierbei einige Plätze umkämpfter sein, da weder die Neuzugänge Halimi noch Türpitz bisher den abgewanderten Förster vergessen ließen – zudem Gislason und Behrens zuletzt nicht überzeugten. Dass jedoch alle gegen aggressive Bochumer nicht ihr volles Potential abgerufen haben und das neuformierte Team sich noch finden muss, steht auch außer Frage. Als Alternativen stünden Biada, Bouhaddouz  oder in der defensiveren Variante Zenga bereit, sollten seine in Karlsruhe erlittenen Adduktorenprobleme ausgestanden sein.

Knackt Bouhaddouz seine 20-Tore-Marke?

Eine ganz besondere Rückkehr ans Millerntor wird es für den Sandhäuser Torschützen gegen Bochum, Aziz Bouhaddouz, der in 58 Zweitligaspielen für den SVS und 56 Spielen für St. Pauli jeweils 19 Tore für beide Klubs erzielte und am Sonntag die 20-Tore-Marke knacken kann. Der FC St. Pauli schien in der letzten Saison beim Kampf um die erstmalige Rückkehr in die Bundesliga seit dem Abstieg 2011 mitmischen zu können, doch nach erneuten Schwankungen und einer Negativserie zur Mitte der Rückrunde trennte man sich im April von Trainer Markus Kauczinski und holte den ehrgeizigen Niederländer Jos Luhukay, der schon erfolgreich bei Mönchengladbach und Hertha BSC Berlin arbeitete, ans Millerntor. Vor dem Saisonstart hielt Luhukay eine denkwürdige Pressekonferenz ab, in der er sagte, dass „St. Pauli keine Ausnahmespieler besitze und man nicht Erwartungen schaffen könnte, von denen die Realität weit entfernt sei“.

Leart Paqarada versucht es mit einem Distanzschuss gegen die vielbeinige St. Pauli-Abwehr

Auf verletzungsbedingte Ausfälle wurde reagiert

Sportchef Bornemann war bei der Transferpolitik eher abwartender Natur: „Wir wollen uns eher die Zeit lassen, zu einem späteren Zeitpunkt noch Qualität dazuzubekommen“. Da sich viele verletzungsbedingte Ausfälle durch die jüngere Vergangenheit zogen, ist es Luhukays primäres Ziel, an der Fitness zu arbeiten und „20 Spieler auf den Platz zu bekommen, die mehr als 25 Spiele bestreiten können“. Der ehemalige Sandhäuser Spieler Marvin Knoll, der jetzt im defensiven Mittelfeld der Hanesaten die Fäden zieht und mit Standards für Gefahr sorgt, respektierte die Meinung des Trainers über die Qualität des Kaders, widersprach aber mit den Worten: „Ich liebe diese Mannschaft, wie sie ist, und wir werden über die Saison hinweg zeigen, dass wir bestehen können“. Vor Saisonstart war schon für Zündstoff gesorgt, der sich aber ins Positive umwandelte.

Neuzugänge erwiesen sich schnell als Verstärkungen

Dabei ließ der Kiezklub einem Unentschieden in Bielefeld eine Niederlage gegen Greuther Fürth im ersten Saisonheimspiel folgen, die doppelt bitter war. Denn Abwehrchef Avevor zog sich einen Wadenbeinbruch zu, womit die Norddeutschen nach einer weiteren unglücklichen Last-Minute-Niederlage beim Aufstiegsfavoriten Stuttgart nochmals zum Handeln gezwungen waren. Nach denen vor der Saison verpflichteten Benatelli aus Dresden und Stürmer Tashchy vom Absteiger Duisburg wurde Luhukays Wunsch nach weiteren Verstärkungen erhört. Zur Verstärkung der Abwehr kamen noch Rechtsverteidiger Ohlsson aus Göteborg und der walisische Nationalspieler und hochgewachsene Innenverteidiger Lawrence vom RSC Anderlecht auf Leihbasis, die sich bereits als Verstärkungen erwiesen.

Überschwängliche Freude nach historischem Sieg über den HSV

Durch das 1:1 am  vergangenen Sonntag beim heimstarken Aufsteiger Osnabrück blieben die Paulianer bei zwei Unentschieden auswärts und zwei Heimsiegen gegen Holstein Kiel und den Hamburger SV im vierten Spiel in Folge unbesiegt. Mit dem eingewechselten Diarra sah ein weiterer Neuzugang in Osnabrück die Gelb-Rote Karte und ist gegen Sandhausen gesperrt. Nach dem 2:0 im letzten Heimspiel gegen den Aufstiegsfavoriten Nummer 1 HSV kam man am Millerntor gar nicht mehr aus dem Jubeln heraus – es war der erste Sieg im großen Stadtderby nach fast 60 Jahren. Herausragend dabei war im Mittelfeld neben dem zweifachen Torvorbereiter Knoll der momentane Dreh- und Angelpunkt im Spiel des FC St. Pauli, der norwegische Nationalspieler Möller Daehli, dem insgesamt schon fünf Torvorlagen zu Buche stehen. Der wiedererstarkte Stürmer Diamantakos traf bereits viermal, die von Luhukay geforderte Spielweise komme dem schnellen Angreifer dabei „sehr gelegen“, betonte der Stürmer. „Ich mag die offensive Spielweise mehr, je mehr Tore wir erzielen, desto höher ist die Chance, mehr Spiele zu gewinnen“ so Luhukay.

Ausbaufähige Auswärtsbilanz am Millerntor

Den bisher einzigen Sandhäuser Auswärtserfolg bei St. Pauli bei drei Remis und drei Niederlagen gab es am Tag der deutschen Einheit im Jahr 2015, als die Kurpfälzer bei Toren von Kosecki, Jovanovic, Bouhaddouz und einem Gegentor von Choi mit 3:1 gewannen. Ziel des FC St. Pauli ist es, mit einem Heimsieg ins erste Tabellendrittel vorzudringen - Ziel des SVS, seinen weiterhin starken Platz 5 dort zu verteidigen.

Fotos: Kraichgausport (3) und BWA (1)

Dennis Diekmeier (li.) gegen Daniell Buballa und SVS-Fans unterstützen ihr Team

Artikel teilen

WERBUNG