SVS hat es selbst in der Hand, den Klassenerhalt fix zu machen

Sandhausen gastiert beim Saisonfinale in Regensburg - Hopfenkracher für Heidenheim?

Die siebte Zweitligasaison endet mit einem Herzschlagfinale für den SV Sandhausen. Bricht beim SVS nach dem letzten Saisonspiel am Sonntag beim SSV Jahn Regensburg der erhoffte erlösende Jubel über den Klassenerhalt aus – oder müssen die Kurpfälzer erstmals in die Relegationsspiele? Gegner wäre aus der 3. Liga der SV Wehen Wiesbaden.

Sandhausen hat es selbst in der Hand

Bei zwei Punkten Vorsprung auf den Tabellensechzehnten FC Ingolstadt hat der SVS nach wie vor die besseren Karten – die Ingolstädter sind zum Siegen in Heidenheim verdammt, um der Relegation zu entgehen. Bei einem Sandhäuser Unentschieden müssten die Schanzer mit drei Toren Unterschied gewinnen. Bei einem Sieg wäre Sandhausen sowieso gerettet und könnte im günstigsten Falle sogar noch um drei Plätze in der Tabelle klettern.

SVS-Torjäger Andrew Wooten (li.) schirmt geschickt den Ball vor Gegenspieler Asger Sörensen ab

„Werden eine Reaktion zeigen“

SVS-Trainer Uwe Koschinat sagte nach dem 0:3 gegen Bielefeld und dem Ende der Serie von acht Spielen ohne Niederlage beim anschließenden Fanfest: „Wir müssen das Spiel in Regensburg intensiv vorbereiten, dann bin ich mir sicher, dass wir eine Reaktion zeigen werden. In den letzten Wochen konnte ich mich in hohem Maße auf meine Top-Leistungsträger, an die sich andere Spieler auch anlehnen konnten, verlassen, und ich bin mir sicher, dass das gegen Bielefeld die Ausnahme war“.

Hoffen auf Heidenheimer Hilfe

Können die Sandhäuser auf Heidenheimer Unterstützung hoffen? Mit dem Heidenheimer Trainer Frank Schmidt ist SVS-Coach Koschinat seit dem gemeinsamen Lehrgang zum Fußballlehrer befreundet. Vielleicht gibt es bei baden-württembergischer Hilfe ja eine Extralieferung an Sandhäuser Stadionwürsten namens Hopfenkracher auf die Ostalb. Bei einer desaströsen Heimbilanz von drei Ingolstädter Auswärtssiegen in drei Spielen hätte Heidenheim auch noch was gutzumachen.

Wird Förster rechtzeitig fit?

In Regensburg hofft Koschinat wieder auf den Einsatz seines Mittelfeldspielers Philipp Förster, der wegen eines grippalen Infekts zuletzt schmerzlich vermisste wurde: „Durch seine Laufintensität macht Philipp Druck auf das Aufbauspiel des Gegners, reißt aber im Anschluss auch keine Löcher im Mittelfeld“.

Spannende Frage: Kann Philipp Förster (re.) am Sonntag für den SVS beim Saisonfinale auflaufen?

Bei Regensburg geht es nur noch um die TV-Gelder

Jahn Regensburg geht mit dem Vorteil ins Spiel, ohne Druck aufspielen zu können. Der Jahn kann höchstens noch einen Platz abrutschen, oder sich um zwei Ränge auf Platz 6 verbessern, was einiges an zusätzlichen TV-Geldern bringen würde. Gelder, die in der Personalplanung helfen können, da man vor gravierenden Veränderungen steht. Am Sonntag werden zwei wichtige Personen ihren Abschied nehmen: Erfolgstrainer Achim Beierlorzer, der den SSV in den letzten beiden Jahren in der Zweiten Liga etablierte, wird zum 1. FC Köln in die Bundesliga wechseln, und Mittelfeldspieler Sargis Adamyan wechselt zur TSG Hoffenheim. Beide stießen nach dem Zweitligaaufstieg 2017 zu den Oberpfälzern: Adamyan aus der Regionalliga und Beierlorzer als bisheriger Jugendtrainer des RB Leipzig – ein Erfolgsrezept von Geschäftsführer Christian Keller mit vielen Verpflichtungen aus unteren Klassen, das sich bisher bewährt hat und wohl weiter bewähren wird.

Beierlorzer bescheinigt seinem Team eine sensationelle Mentalität

Mit 15 Toren und elf Torvorlagen hat sich der armenische Nationalspieler Adamyan zu einem der Topakteure der Liga entwickelt, doch auch von den beiden Stürmern im 4-4-2-System, dem bereits 33-jährigen Marco Grüttner und Hamadi Al Ghaddioui, die zusammen mit 35 Scorerpunkten aufwarten können, muss der SVS gewarnt sein. Die „sensationelle Mentalität“, die Beierlorzer seinem Team nachsagt, zeigte der SSV am letzten Spieltag, als dieser im bedeutungsloseren Spiel ohne taktische Fesseln bei Beierlorzers künftigem Verein, dem 1. FC Köln, mit 5:3 gewann.

Auswärts stärker als zu Hause

Die Oberpfälzer sind auch das drittauswärtsstärkste Team der Liga, doch eine fast ausgeglichene Heimbilanz bei sechs Siegen, fünf Unentschieden und fünf Niederlagen verhindert, dass der Jahn in den oberen Tabellenregionen mitmischt - was auch auf eine zu anfällige Defensive bei einem kuriosen Torverhältnis von 53:52 Toren zurückzuführen ist. Benannt ist der SSV Jahn nach Friedrich Ludwig Jahn, dem Initiator der deutschen Turnbewegung.

Siegeswille ist vorhanden

Sandhausens Mittelfeldspieler Denis Linsmayer: „Wir haben es weiterhin selbst in der Hand und fahren nach Regensburg, um dort den Klassenerhalt fix zu machen.“ Der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca wurde noch offensiver: „Kopf hoch. Wir gewinnen in Regensburg“. Nach den Feierlichkeiten könnten dann auch die Personalplanungen endlich in die Gänge kommen. Im Hinspiel war es der flinke und im Eins gegen Eins starke Adamyan, der bei seiner überragenden Vorstellung mit einem Doppelpack und dem Ausgleichstor zum 2:2 in der vierten Minute der Nachspielzeit dem SVS zwei Punkte nahm, die verdient gewesen wären und mit denen das Koschinat-Team schon gerettet wäre – Zeit für eine Revanche.

Besondere Erinnerungen an Regensburg

Langjährige Fans des SV Sandhausen verbinden Erinnerungen mit Jahn Regensburg: Einige Fanbusse begleiteten den SVS im Jahr 2000 nach Regensburg, wo man in einem dramatischen Regionalliga-Relegationsrückspiel 2:4 am Jahn scheiterte (Hinspiel 3:2). Tolle Aktion: Verein und Mannschaft übernehmen abermals die Kosten für Busfahrt und Eintritt der Fans, um möglichst gemeinsam nach dem Abpfiff den Klassenerhalt feiern zu können.

Fotos: Kraichgausport

Leart Paqarade (li.) beim Torschuss und Regensburgs Sargis Adamyan (li.) im Laufduell mit Jesper Verlaat

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